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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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aber meistenteils ist es schwer, sie durchzuführen. Don Quixote närrisch, wir gescheit; aber er macht sich gesund und lachend davon, Ihr seid zerschlagen und traurig. Sagt mir doch nun, wer ist der größte Narr? der es ist, weil er es sein muß, oder der, der sich freiwillig dazu macht?«
    Worauf Simson antwortete: »Der Unterschied unter diesen bei den Narren ist der: daß derjenige, der es gezwungen ist, es immer bleibt, der es aber mit Vorsatz ist, aufhört es zu sein, sobald er will.«
    »Da dem so ist«, sagte Thomas Cecial, »so war ich ein Narr aus freiem Willen, als ich mich zu Eurem Stallmeister machte; ebenso vorsätzlich will ich nun aufhören, es zu sein, und nach Hause gehen.«
    »Wie es Euch beliebt«, antwortete Simson; »aber wenn man glaubt, daß ich nach Hause gehen werde, ohne den Don Quixote vorher tüchtig durchgeprügelt zu haben, so ist man im äußersten Irrtume. Ich werde mich nicht wieder mit dem Vorhaben aufmachen, ihm seinen Verstand wieder zu schaffen, sondern mich zu rächen; denn der heftige Schmerz meiner Rippen erlaubt nicht frommere Absichten zu hegen.«
    Ein solches Gespräch führten die beiden, bis sie in ein Dorf kamen, wo sie glücklicherweise einen Chirurgus fanden, dem sich der verunglückte Simson in die Kur gab. Thomas Cecial ging fort und ließ ihn allein, und er blieb, indem er auf seine Rache dachte. Die Historie wird seiner zur gehörigen Zeit wieder erwähnen, um sich jetzt wieder am Don Quixote zu ergötzen.

16. Kapitel

    Was dem Don Quixote mit einem verständigen Ritter aus la Mancha begegnete.
    Mit der Fröhlichkeit, Zufriedenheit und dem Selbstbewußtsein, welches oben geschildert ist, setzte Don Quixote seine Reise fort, durch den errungenen Sieg überzeugt, er sei der tapferste irrende Ritter, den die Welt in diesem Zeitalter besitze. Er hielt schon alle Abenteuer, die ihm nur immer in Zukunft aufstoßen könnten, für bestanden und glücklich beendigt; er achtete für nichts die Bezauberungen und die Zauberer, erinnerte sich nicht der unzähligen Schläge, die er im Verlaufe seiner Ritterschaft empfangen hatte, nicht des Steinwurfs, der ihn der Hälfte seiner Zähne beraubt, nicht der Undankbarkeit der Ruderknechte, nicht des Unfugs und des Prügelregens der Yangueser. Kurz, er war mit sich einig, daß, wenn er nur die Kunst, Art oder Weise wüßte, seine Dame Dulcinea zu entzaubern, er keinen irrenden Ritter aus den verflossenen Zeiten beneiden wolle, wenn dieser auch das allerhöchste Glück erreicht haben sollte.
    Er war noch in diese Vorstellungen versunken, als Sancho zu ihm sagte: »Ist es nicht sonderbar, gnädiger Herr, daß ich noch immer die ungeheure, verteufelte Nase meines Gevatters Thomas Cecial vor Augen habe?«
    »Und glaubst du denn etwa, Sancho, daß der Ritter von den Spiegeln der Bakkalaureus Simson Carrasco und sein Stallmeister dein Gevatter Thomas Cecial gewesen?«
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, antwortete Sancho; »aber das weiß ich, daß dasjenige, was er mir von meinem Hause, Frau und Kindern erzählt hat, kein anderer wissen konnte, als er selber, und das Gesicht, als er die Nase abgenommen hatte, war das vom Thomas Cecial, wie ich ihn tausendmal im Dorfe, ja in meinen eigenen vier Wänden gesehen habe; auch der Ton der Stimme war ganz derselbe.«
    »Wir wollen vernünftig sprechen, Sancho«, versetzte Don Quixote, »komm her. Was hätte doch den Bakkalaureus Simson Carrasco bewegen können, als irrender Ritter daher zu kommen, mit Waffen zum Angreifen und zur Verteidigung gerüstet, um mit mir zu streiten? Bin ich denn etwa sein Feind? Habe ich ihm jemals Ursache gegeben, auf mich einen Groll zu werfen? Bin ich sein Nebenbuhler, oder bekennt er sich zum Waffenhandwerk, um mir den Ruhm zu beneiden, den ich durch meine Waffentaten erworben habe?« –
    »Was sollen wir aber dazu sagen«, antwortete Sancho, »daß dieser Ritter, wer es nun auch sein mag, so ganz dem Bakkalaureus Carrasco gleichsah, und sein Stallmeister meinem Gevatter Thomas Cecial? Wenn das eine Bezauberung ist, wie Ihr sagt, gab es denn nicht zwei andere Menschen in der Welt, denen sie gleichsehen konnten?«
    »Alles ist Kunstgriff und List«, antwortete Don Quixote, »von den boshaften Magiern, die mich verfolgen. Da sie vorhersahen, daß ich im Streite Sieger sein würde, richteten sie es so ein, daß der überwundene Ritter mir das Angesicht meines Freundes, des Bakkalaureus, zeigen mußte, damit die Freundschaft, die ich zu ihm trage, sich

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