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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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nicht so sehr schlimm«, antwortete Sancho; »aber sie ist auch nicht so sehr gut, wenigstens nicht so, wie ich sie gern hätte.«
    »Du tust übel, Sancho«, sagte Don Quixote, »übel von deiner Frau zu sprechen; denn sie ist doch immer die Mutter deiner Kein der.«
    »Wir bleiben uns nichts schuldig«, antwortete Sancho; »denn sie spricht auch übel von mir, wenn es ihr einfällt, vorzüglich wenn sie eifersüchtig ist, dann könnte sie der Satan selber nicht ausstehen.«
    Drei Tage blieben sie bei den Neuvermählten, wo man sie bediente und ihnen so aufwartete, als wenn sie Fürsten gewesen wären.
    Don Quixote bat den Lizentiaten Fechtmeister, ihm einen Wegweiser zu verschaffen, der ihn nach der Höhle des Montesinos brächte; denn er hegte die größte Begierde hineinzudringen und mit eigenen Augen zu sehen, ob alle die Wunderdinge wahr wären, die man sich in den dortigen Gegenden erzählte. Der Lizentiat sagte, daß er ihm seinen Vetter mitgeben wollte, einen gelehrten Studenten und großen Liebhaber der Ritterbücher, der ihn sehr gern zum Eingange der Höhle führen und ihm auch die Seen der Ruidera zeigen würde, die in ganz la Mancha und selbst in ganz Spanien berühmt sind. Er sagte ihm zugleich, daß er an ihm eine sehr angenehme Unterhaltung finden würde; denn dieser junge Mensch wisse schon gut damit umzugehen, Bücher für den Druck zu schreiben und sie Fürsten zu dedizieren.
    Der Vetter kam auch wirklich auf seiner schwangeren Eselin an, über deren Reitkissen eine bunte Tapete oder ein Stück gewirkten Teppichs gebreitet war. Sancho sattelte den Rosinante und machte seinen Grauen zurecht, versah seinen Schnappsack, zu dem auch der gut versorgte des Vetters gefügt wurde; dann empfahlen sie sich Gott, nahmen von allen Abschied und machten sich auf den Weg nach der berühmten Höhle des Montesinos.
    Unterwegs fragte Don Ouixote den Vetter, von was für Art seine Beschäftigungen, sein Stand und seine Studien wären. Worauf jener antwortete, seinem Stande nach sei er ein Gelehrter, seine Beschäftigungen und Studien aber beständen darin, Bücher für den Druck zu verfassen, die alle ebenso sehr zum Nutzen als zur Unterhaltung des Publikums gereichten. Das eine führe den Titel: Das Buch von den Aufzügen, in welchem sechshundertunddrei Aufzüge mit ihren Farben, Denksprüchen und Devisen abgeschildert sind, wo vornehme Ritter bei öffentlichen Festen und Feierlichkeiten eine Auswahl treffen können, ohne bei anderen eine Erfindung zu suchen, oder sich selber den Kopf damit zu zerbrechen, etwas ihren Absichten und Wünschen Entsprechendes auszudenken. »Denn hier ist dem Eifersüchtigen, dem Verschmähten, dem Vergessenen und dem Abwesenden zugeteilt, was sich für sie paßt, so genau, wie mit der Elle abgemessen. Ich habe auch ein anderes Buch, welches den Titel führen soll: Metamorphosen oder der spanische Ovidius. Die Erfindung davon ist neu und anmutig; denn indem ich den Ovidius auf eine komische Weise nachahme, schildere ich, wer die Giralda von Sevilla gewesen, und der Engel der Magdalenenkirche, wer der Kanal des Venciguerra zu Cordova, oder die Stiere von Guisando, das Schwarze Gebirge, die Brunnen von Leganitos und der Fußwäsche zu Madrid, nicht den von der Laus oder den von der vergoldeten Röhre und der Priorin zu vergessen; alle diese Sachen sind Allegorien, Metaphern und Verwandlungen, so daß sie zu gleicher Zeit belustigen, unterhalten und belehren. Ein anderes Buch von mir führt den Titel: Supplement zum Virgilius Polidorus, welches von der Erfindung der Dinge handelt und viel Gelehrsamkeit und Studium enthält, denn alle Sachen, die Polidorus ausgelassen hat und die sehr wichtig sind, werden von mir ergänzt und in einem artigen Stile beschrieben. So hat Virgilius zu sagen vergessen, wer der erste in der Welt gewesen, der einen Katarrh gehabt, sowie wer zuerst die Einreibungen gebraucht, um sich von der französischen Seuche zu heilen. Dies wird von mir nun deutlich auseinandergesetzt und aus mehr denn fünfundzwanzig Autoren bestätigt, woraus Ihr, mein Herr, urteilen könnt, ob ein solches Buch nicht viele Arbeit kostet, und der ganzen Welt von großem Nutzen sein muß.«
    Sancho, welcher der Rede des Vetters sehr aufmerksam zugehört hatte, sagte zu ihm: »Sagt mir doch, mein Herr, wie Euch Gott den Druck Eurer Bücher gesegnen möge, wißt Ihr mir wohl zu sagen, wie Ihr gewiß wißt, da Ihr alles wißt, wer der erste gewesen, der sich den Kopf gekratzt? Denn ich bin der

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