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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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bemerkte, verdroß, war, daß, indem ich dieses noch mit Montesinos sprach, an meiner Seite, ohne daß ich wußte, wo sie hergekommen, eine von den Gefährtinnen der unglücklichen Dulcinea plötzlich stand und, die Augen voll Tränen, mit verwirrter und leiser Stimme zu mir sagte: ›Meine Gebieterin, Dulcinea von Toboso, küßt Euer Gnaden die Hand und bittet demütig, daß Ihr ihr die Gnade erzeigt, ihr sagen zu lassen, wie es Euch ergeht; und da sie sich in großer Not befindet, so bittet sie zugleich Euer Gnaden so untertänig, so dringend sie nur kann, daß Ihr so gütig sein mögt, ihr doch auf diesen neuen baumwollenen Unterrock sechs Realen zu leihen oder soviel Euer Gnaden sonst vermag; denn sie gibt ihr Wort, das Geld in kurzem wieder zu bezahlen.‹
    Ich war über dieses Ansuchen in Erstaunen und Verwunderung, so daß ich mich zum Herrn Montesinos wandte und ihn fragte: ›Ist es möglich, Herr Montesinos, daß die vornehmen Verzauberten Not leiden?‹
    Worauf er mir antwortete: ›Glaubt mir nur, mein Herr Don Quixote von la Mancha, daß das, was man Geldnot nennt, jetzt allenthalben herrscht, sich allenthalben verbreitet und alle Stände erreicht, so daß auch sogar die Verzauberten nicht verschont werden; und da die Dame Dulcinea von Toboso herschickt und Euch um diese sechs Realen bitten läßt, das Pfand, wie es scheint, auch gut ist, so könnt Ihr sie wohl geben, denn sie muß ihrer gewiß auf das äußerste bedürfen.‹
    ›Pfand werde ich nicht annehmen‹, antwortete ich ihm, ›ebensowenig werde ich ihr aber geben, was sie verlangt, denn ich habe nur vier Realen bei mir.‹ Diese gab ich ihr (es sind die nämlichen, Sancho, die du mir neulich gabst, um davon Almosen unter die Armen auszuteilen, die uns begegnen möchten) und sagte zu ihr: ›Sagt, liebe Freundin, Eurer Gebieterin, daß mich ihre Leiden in der innersten Seele schmerzen und daß ich ein Fugger sein möchte, um ihr zu helfen, und daß ich ihr zu wissen tue, daß alles Wohlbehagen mir fern bleibt, solange ich ihres angenehmen Anblicks und ihres holdseligen Gesprächs entbehren muß, und daß ich sie auf das allerinnigste bitten lasse, daß sich Ihro Gnaden zeigen und mitteilen mögen ihrem gefangenen Knechte und umhergetriebenen Ritter. Sagt ihr auch, daß sie es hören wird, wenn sie es am wenigsten denkt, wie ich einen Eid und ein Gelübde getan habe nach Art jenes, welches der Marques von Mantua tat, seinen Vetter Balduin zu rächen, als er ihn sterbend in der Mitte des Gebirges fand, nämlich nicht auf einem Tischtuche zu essen, nebst anderen Anhängseln, die er hinzufügte, bis er ihn gerächt habe. So will ich es auch machen und nicht ruhen, sondern alle sieben Teile der Welt mit noch mehr Sorgfalt durchziehen, als es der Infant Don Pedro von Portugal tat, bis sie entzaubert ist.‹
    ›Dies und mehr ist Euer Gnaden meiner Gebieterin schuldig‹, antwortete mir das Mädchen; und, indem sie die vier Realen nahm, statt mir eine Verbeugung zu machen, tat sie einen Sprung, daß sie sich zwei Ellen hoch in die Luft erhob.«
    »O heiliger Gott!« rief hierauf Sancho mit lauter Stimme aus, »ist es möglich, daß es dergleichen in der Welt gibt und daß Zauberer und Verzauberungen solche Kraft haben, daß sie den herrlichen Verstand meines Herrn in solche unbarmherzige Narrheit verwandeln können? O gnädiger Herr, gnädiger Herr, um Gottes willen, bedenkt doch Euer Heil und kehrt um Eurer Ehre willen wieder um; glaubt doch diesen Albernheiten nicht, die Euch ganz das Gehirn eingenommen und verrückt haben!«
    »Weil du mich liebst, Sancho, sprichst du auf diese Weise«, sagte Don Quixote; »und da du wenig in den Dingen dieser Welt erfahren bist, so hältst du auch alle Dinge, die etwas schwierig sind, gleich für unmöglich. Aber die Zeit wird kommen, wie ich schon einmal gesagt habe, und ich will dir Sachen mitteilen, die ich unten gesehen habe, die dich das wohl werden glauben machen, was ich eben erzählt habe, dessen Wahrhaftigkeit keinen Widerstreit und keine Einwendung zuläßt.«

24. Kapitel

    Enthält tausend Unbedeutendheiten, die ebensosehr außerhalb des Weges dieser großen Geschichte liegen, als sie zum wahrhaften Verständnisse derselben notwendig sind.
    Der Übersetzer dieser großen Historie sagt von dem Originale, welches sein erster Verfasser, Cide Hamete Benengeli, selber geschrieben hat, daß beim obigen Kapitel, vom Abenteuer in der Höhle des Montesinos, auf dem Rande desselben von der Hand des Hamete

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