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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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selbst folgende Worte geschrieben standen:
    »Ich kann mich nicht überzeugen, noch mich überreden, daß dem tapferen Don Quixote genau alles so begegnet sein sollte, wie es im vorigen Kapitel beschrieben steht. Die Ursache ist, weil alle bisher vorgefallenen Abenteuer möglich und wahrscheinlich sind; dieses aber von der Höhle durchaus nichts Derartiges an sich hat, daß man es für wahr halten könnte, weil es sich so weit von den Grenzen alles Denkbaren entfernt: aber zu glauben, daß Don Quixote gelogen haben solle, da er der wahrhaftigste Edelmann und edelmütigste Ritter seiner Zeiten gewesen, ist ebenso unmöglich; denn er würde keine Lüge gesagt haben, und hätte man ihn umgebracht. Ich erwäge auf der anderen Seite, daß er dies alles mit allen obigen Umständen erzählte und daß er nicht in so kurzer Zeit ein so großes Gewebe von Tollheiten zusammensetzen konnte, so daß, wenn dieses Abenteuer den Anschein eines unechten hat, ich nicht die Schuld davon trage; deshalb schreibe ich es nieder, ohne es für wahr oder falsch auszugeben. Du Leser magst, wenn du verständig bist, urteilen, was dir gut dünkt; denn ich kann und darf nicht mehr oder weniger tun. Nur hält man das für ausgemacht, daß er es in seiner Sterbestunde zurücknahm und gestand, er habe es nur erfunden, weil er gemeint, es schicke und passe sich gut zu den Abenteuern, die er in seinen Büchern gelesen hatte.«
    Er fährt hierauf sogleich folgendermaßen fort: Der Vetter verwunderte sich, sowohl über die Verwegenheit Sancho Pansas als die Geduld seines Herrn. Er glaubte, durch das Vergnügen, seine Dame Dulcinea von Toboso, wenn auch nur verzaubert, gesehen zu haben, sei er in diese sanftmütige Stimmung versetzt, die er jetzt zeigte; denn wenn das nicht gewesen, so hatte Sancho solche Worte und Reden gesprochen, die eine gute Tracht Schläge verdienten; denn es schien ihm in der Tat, als habe er bei seinem Herrn etwas über das Schnürchen gehauen. Zu diesem sagte er: »Ich, Herr Don Quixote von la Mancha, halte dieses Tagewerk für das bestangewandte, das ich in Eurer Gesellschaft vollbracht habe; denn ich habe an demselbigen vier Sachen gewonnen. Erstlich, daß ich Euch, mein Herr, habe kennenlernen, welches ich für ein großes Glück halte. Zweitens, daß ich erfahren habe, was sich in dieser Höhle des Montesinos befindet, nebst den Verwandlungen des Guadiana und den Seen der Ruidera, welches mir beim spanischen Ovidius sehr dienlich ist, an welchem ich arbeite. Drittens, daß ich das Alter des Kartenspiels erfahren habe, welches wenigstens schon zu den Zeiten des Kaisers Carolus Magnus üblich war, wie man aus den Worten schließen kann, welche nach Eurer Erzählung Durandarte gesprochen hat, als er nach der langen Rede, die ihm Montesinos gehalten, sich ermuntert und gesagt hat: ›Wir wollen passen und die Karten von neuem mischen.‹ Diese Redensart hat er aber nicht während seiner Verzauberung lernen können, sondern er muß sie schon vorher in Frankreich, und also zu den Zeiten des gedachten Kaisers Carolus Magnus, gekannt haben. Diese Berichtigung kommt mir bei einem anderen Buche, welches ich schreibe, wie dazu geschaffen zustatten, nämlich bei dem Supplement des Virgilius Polidorus von den Erfindungen des Altertums. Ich glaube nicht, daß er daran gedacht hat, die Erfindung des Kartenspiels aufzuführen, wie ich sie nun aufführen werde, welches sehr wichtig ist, und wobei ich mich auf einen so ehrwürdigen und wahrhaftigen Autor berufen kann, als der Herr Durandarte ist. Viertens, daß ich nun mit Gewißheit den Ursprung des Flusses Guadiana erfahren habe, der bisher allen Menschen unbekannt gewesen ist.«
    »Ihr habt sehr recht«, sagte Don Quixote; »ich möchte aber wissen, wenn Euch Gott so gnädig ist, daß Ihr die Erlaubnis erhaltet, Eure Bücher zu drucken, woran ich noch zweifle, wem Ihr sie zu dedizieren denkt.«
    »Es gibt ja Herren und Große in Spanien, denen man sie dedizieren kann«, antwortete der Vetter.
    »Nicht viele«, antwortete Don Quixote, »nicht deswegen, weil sie es nicht verdienten, sondern weil sie es ungern erlauben, um sich nicht zu einer Genugtuung zu verbinden, die sie der Mühe und Höflichkeit ihrer Autoren schuldig zu sein glauben. Einen einzigen Fürsten kenne ich, der so sehr den Mangel aller übrigen ersetzen könnte, daß, wenn ich mich unterfinge zu sagen, wie sehr, der Neid vielleicht in mehr als vier großmütigen Herzen erwachen würde. Davon sei es aber hiermit genug; jetzt

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