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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Absicht, es bei der ersten guten Gelegenheit zu verkaufen.
    Da nun der bestimmte Tag gekommen war, rüstete sich Don Quixote, Sancho kleidete sich an, und auf seinem Grauen, den er nicht verlassen wollte, ob man ihm gleich ein Pferd anbot, begab er sich unter den Trupp der Jäger.
    Die Herzogin war prächtig geschmückt, und Don Quixote nahm aus übergroßer Artigkeit den Zaum ihres Zelters, so wenig es auch der Herzog zugeben wollte. So kamen sie endlich in einen Wald, der zwischen zwei hohen Bergen lag, wo sie ihren Stand nahmen und jeder seinen Posten besetzte, die Leute sich nach ihren verschiedenen Standorten verteilten und nun die Jagd mit großem Toben, Schreien und Lärmen ihren Anfang nahm, so daß vor dem Bellen der Hunde wie vor dem Klange der Hifthörner keiner den anderen hören konnte. Die Herzogin stieg ab und eilte mit einem scharfen Jagdspieß in der Hand nach einem Ort, wo sie wußte, daß gewöhnlich einige Eber herauszukommen pflegten. Gleichfalls stiegen der Herzog und Don Quixote ab und stellten sich ihr zur Seite; Sancho begab sich hinter alle, ohne vom Grauen zu steigen, den er nicht zu verlassen dachte, damit ihm kein Unglück zustoßen möchte. Kaum hatten sie Fuß gefaßt und sich mit einigen ihrer Diener in eine Reihe gestellt, als von Hunden gehetzt und von Jägern verfolgt sie einen ungeheuren Eber auf sich zukommen sahen, der mit den Zähnen und Hauern knirschte und Schaum aus dem Maule warf; so wie er ihn sah, faßte Don Quixote den Schild, ergriff das Schwert und sprang vor, um ihn zu empfangen, das nämliche tat der Herzog mit seinem Spieße, aber die Herzogin wäre allen zuvorgekommen, wenn der Herzog sie nicht zurückgehalten hätte. Nur Sancho, als er des gewaltigen Tieres ansichtig wurde, sprang vom Grauen und lief so schnell er nur konnte, indem er sich bemühte, eine hohe Eiche zu erklettern, was ihm aber nicht gelang; sondern da er sie halb erklettert und sich, um zum Gipfel zu klimmen, an einem Zweige hielt, verließen ihn Glück und Heil so sehr, daß der Zweig abbrach und er im Herunterstürzen an einem Ast der Eiche in der Luft hängen blieb, ohne den Boden erreichen zu können: wie er sich so schweben sah, sein grünes Tuch zerrissen, und ihm schien, daß, wenn jenes wilde Tier dorthin käme, es ihn erreichen könne, fing er dermaßen an zu schreien und mit solcher Gewalt um Hilfe zu rufen, daß alle, die ihn hörten und nicht sahen, glaubten, er befinde sich schon zwischen den Zähnen eines wilden Tieres. Der hauende Eber erlag endlich den Stichen der vielen Jagdspieße, die auf ihn eingedrungen waren, und Don Quixote wandte nun das Haupt nach dem Geschrei des Sancho um, woran er ihn schon erkannt hatte, und sah ihn von der Eiche herabhängen, mit dem Kopfe unten und seinen Grauen dicht neben ihm, der ihn in seinem Unglück nicht verließ; und Cide Hamete bemerkt, daß man Sancho Pansa nur selten sah, ohne den Grauen zu sehen, noch den Grauen, ohne Sancho zu sehen, so groß war die Freundschaft und Treue, die sie einander bewahrten.
    Don Quixote ging hin und machte Sancho los, der, als er sich frei und wieder auf der Erde sah, den Riß in seinem Jagdkleide beschaute und sich innig betrübte, weil er in diesem Kleide ein Landgut zu besitzen glaubte. Indessen packten sie den großen Eber auf ein Lasttier, bedeckten ihn mit Rosmarin und Myrtenzweigen und brachten ihn so als Zeichen eines rühmlichen Sieges zu einigen großen Zelten, die mitten im Walde aufgeschlagen waren, wo sie die Tische geordnet und die Mahlzeit bereitet fanden, so groß und kostbar, daß man daraus wohl die Größe und Pracht dessen erkennen konnte, welcher sie gab. Sancho zeigte der Herzogin die Löcher in seinem zerrissenen Kleide und sagte: »Wäre das eine Hasen- oder Vogeljagd gewesen, so hätte mein Kleid gewiß nicht dieses Leiden erfahren; ich weiß doch nicht, welche Lust dabei ist, einem Tiere aufzulauern, das, wenn es einen mit den Hauern trifft, den Menschen umbringen kann; ich besinne mich, eine alte Romanze gehört zu haben, worin es heißt:
Von den Bären sei gefressen,
Wie Fabila, der bekannte.«
    »Dieser war ein gotischer König«, sagte Don Quixote, »der auf der Jagd von einem Bären gefressen wurde.«
    »Das ist ja, was ich sage«, antwortete Sancho, »ich mag’s nicht, daß Fürsten und Könige sich solcher Gefahr aussetzen, eines Vergnügens wegen, das mir unbegreiflich ist, denn es besteht darin, ein Tier umzubringen, das keinem was zuleide getan hat.«
    »Ihr irrt hierin,

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