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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Munde, etliche ausgenommen, die mir von den Flüssen ausgefallen sind, die man hier im Lande Aragon so häufig hat. Aber wartet ein wenig, Gnädiger, ich will nur gehen und mein Licht anzünden, und gleich wiederkommen, um Euch mein Leiden zu erzählen, da Ihr der Helfer aller Leiden der ganzen Welt seid.« Und ohne eine Antwort zu erwarten, verließ sie das Zimmer, in welchem Don Quixote, auf sie wartend, beruhigt und voller Nachdenken blieb; aber bald überfielen ihn tausend Gedanken wegen dieses neuen Abenteuers; es schien ihm übel getan und noch schlimmer überlegt, sich der Gefahr auszusetzen, seiner Gebieterin die versprochene Treue zu brechen, er sagte daher zu sich selber: Wer weiß, ob der Teufel, welcher fein und reich an Künsten ist, mich nicht jetzt mit einer Dueña betrügen will, da er es mit Kaiserinnen, Königinnen, Herzoginnen, Marquesinnen und Gräfinnen nicht gekonnt hat? Denn ich habe es oftmals und von verständigen Leuten sagen hören, er gibt lieber, wenn er kann, euch eine Fratze als ein Angesicht, und wer weiß, ob diese Einsamkeit, diese Gelegenheit und diese Stille nicht meine schlafenden Begierden wecken und machen, daß ich am Ende meiner Jahre zu Falle komme, wo ich niemals gestrauchelt bin. Darum ist es in dergleichen Fällen besser, zu fliehen, als die Schlacht zu erwarten. Aber ich muß wohl nicht bei Verstande sein, daß ich dergleichen Unsinn spreche und denke, denn es ist nicht möglich, daß eine weiß beschleierte, breite und bebrillte Dueña einen unzüchtigen Gedanken in dem ausschweifendsten Herzen von der Welt erwecken und erregen könnte. Gibt es denn etwa eine Dueña in der Welt, die nicht widerwärtig, runzlig und garstig wäre? Hinweg also, Schar der Dueñas, die ihr unnütz zu jeder menschlichen Vergnügung! O wie wohl tat jene Dame, von der man erzählt, daß sie zwei Dueñas, aus Lappen mit ihren Brillen und Kissen auf ihrem Zimmer stehen hatte, als wenn sie dort mit Arbeit beschäftigt wären, und der diese Puppen ebenso geeignet waren, das Ansehen ihres Gemaches zu behaupten, als die wirklichen Dueñas.
    Und mit diesen Worten sprang er aus dem Bette, in der Absicht, die Tür zu verschließen und die Doña Rodriguez nicht hereinzulassen; als er aber sie abzuschließen hinging, kam die Señora Rodriguez schon zurück, mit einer brennenden Kerze von weißem Wachs, und als sie Don Quixote näher sah, in die Decke gewickelt, mit den Bandagen, der Zipfelmütze, fürchtete sie sich von neuem, trat zwei Schritte zurück und sagte: »Sind wir auch sicher, Herr Ritter? Denn ich halte es für kein Zeichen von Sittsamkeit, daß Euer Gnaden vom Lager aufgestanden ist.«
    »Dieses nämliche ziemte mir wohl zu fragen, Señora«, antwortete Don Quixote; »und darum frage ich, ob ich auch sicher bin, nicht angegriffen und überwältigt zu werden?«
    »Von wem oder vor wem verlangt Ihr, Herr Ritter, diese Sicher hei?« antwortete die Dueña.
    »Von Euch und gegen Euch verlange ich sie«, versetzte Don Quixote, »denn ich bin weder von Marmor, noch seid Ihr von Erz; jetzt ist es auch nicht Mittag, sondern Mitternacht und wohl noch etwas mehr, wie ich denke; wir sind in einem Gemache, das verschlossener ist und abgelegener liegt, als es die Höhle gewesen sein muß, in welcher der verräterische und kühne Äneas die schöne und fromme Dido genoß. Aber gebt mir, Señora, die Hand, denn ich verlange keine andere und größere Sicherheit als die, welche aus meiner Enthaltsamkeit und Tugend entspringt und die ich mir von diesen äußerst ehrwürdigen Schleiern versprechen darf.« Und indem er dieses sagte, küßte er ihre rechte Hand und faßte sie mit der seinigen, die sie ihm mit den nämlichen Zeremonien reichte.
    Hier macht Cide Hamete eine Parenthese und sagt, daß er beim Mahomet das Beste von seinen Kleidern gegeben hätte, um die bei den zu sehen, wie sie in dieser Stellung von der Tür zum Bette gewandert sind. Hierauf begab sich Don Quixote auf sein Lager, und Doña Rodriguez setzte sich in einen Stuhl, der vom Bette etwas entfernt stand, indem sie weder die Brille noch den Schleier ablegte. Don Quixote duckte sich unter und bedeckte sich ganz, so daß nichts als sein Gesicht frei blieb, und nachdem nun beide beruhigt waren, war der erste, welcher das Stillschweigen unterbrach, Don Quixote, welcher sagte: »Nun mag Euer Gnaden Doña Rodriguez alles ausschütten, was sie in ihrem leidvollen Herzen und in ihren betrübten Eingeweiden verborgen hat, denn ich will es mit keuschen

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