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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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gewisse Falle geraten sei, die sich unter seinen Füßen eröffnet habe, er sei hierauf in einem tiefen unterirdischen Abgrund an Händen und Füßen gefesselt worden, worauf sie ihm, was man ein Klistier nennt, aus Schneewasser und Sand gegeben, welches ihm übel bekam, und wäre ihm nicht in dieser großen Fährlichkeit ein Weiser, sein guter Freund zu Hilfe gekommen, so möchte es dem armen Ritter schlimm ergangen sein. Ich darf mich also wohl mit diesen wackeren Leuten trösten, denn der Unglimpf, den sie erduldeten, war noch härter, als den wir heute haben aushalten müssen; überdies, Sancho, mußt du mitwissend sein, daß die Wunden nicht verunglimpfen, die man mit den Instrumenten erhält, die ein anderer zufällig in den Händen hat, auch steht es im Gesetze vom Duelle mit ausdrücklichen Worten: schlägt ein Schuster einen anderen mit den Leisten, den er in den Händen hat, so kann von jenem nicht gesagt werden, daß er geprügelt sei, wenn freilich gleich Leisten und Prügel aus Holz erwachsen. Ich sage dieses, damit du nicht auf den Gedanken verfällst, daß, weil wir in diesem Kampfe zerschlagen sind, wir darum auch verunglimpft wären, denn die Waffen, die jene Menschen führten und mit denen sie uns zerklopften, waren nichts weiter als ihre Krippenstangen, und kein einziger von ihnen, soviel ich mich erinnern kann, führte eine Lanzenstange oder Schwert und Dolch.«
    »Mir ließen sie gar nicht Zeit«, antwortete Sancho, »dies alles zu beschauen, denn kaum hatte ich meinen wackeren Degen herausgezogen, so ölten sie mir die Schultern mit ihren Hebebäumen auch schon so ein, daß ich Gesicht und Gehör verlor und mich auf den Beinen nicht halten konnte, so daß mir kein Gedanken um zu denken übrigblieb, ob mir die Stangenkrücken eine Verunglimpfung sind oder nicht, so überwältigte mich der Schmerz von den Hieben, die sich ebenso meinem Gedächtnisse, wie meinen Schultern eingedrückt haben.«
    »Du mußt dem unerachtet erfahren, Freund Pansa, daß es kein Andenken gibt, welches die Zeit nicht verlöscht, und keinen Schmerz, den der Tod nicht vertilgt.«
    »Ich weiß nicht, wie es noch ein größeres Unglück geben könnte, als solches, wobei man erwarten muß, daß es die Zeit vertilgt oder der Tod verlöscht. Wäre unser Unglück doch lieber von der Art, daß wir es mit etlichen Pflastern bessern könnten, das käme erwünschter; aber ich sehe wohl ein, daß alle Salben in einem Hospitale nicht hinreichen würden, uns wieder zurecht zu bringen.«
    »Höre auf damit und nimm die Kraft deiner Schwäche zusammen, Sancho«, antwortete Don Quixote, »und so will ich ebenfalls tun, damit wir nach dem Rosinante sehen können, ich glaube, daß der Arme nicht den schlechtesten Teil unseres Unglücks genossen hat.«
    »Darüber muß man sich nicht verwundern«, antwortete Sancho, »denn er ist ebenfalls irrender Ritter. Worüber ich mich aber wundere, ist, daß der Esel so frei und ohne Handgeld davongekommen ist, da unsere Hände und Füße es so haben entgelten müssen.«
    »Das Glück läßt bei Unfällen immer noch eine Tür offen, durch welche man sich retten kann«, erwiderte Don Quixote; »hiermit meine ich, daß dieses Tierlein uns nunmehr den Rosinante ersetzen kann, damit ich so ein Kastell aufsuchen möge, in welchem ich von meinen Wunden genese. Auch halte ich diese Reiterei mir nicht zu Unehren, denn ich erinnere mich gelesen zu haben, daß jener wackere alte Silenus, Begleiter und Erzieher des fröhlichen Gottes des Gelächters, als er in die Stadt mit hundert Toren einzog, ungemein vergnügt auf einem herrlichen Esel ritt und saß.«
    »Es ist gut, wenn er ritt und saß, wie Ihr da erzählt«, antwortete Sancho, »aber es ist doch ein großer Unterschied, ob einer so ritt oder saß, oder wie ein Sack mit Dreck quer über hängt.«
    Hierauf antwortete Don Quixote: »Die Wunden, die in Schlachten empfangen werden, geben Ehre, aber nehmen sie nicht; also Freund Pansa, trachte nichts weiteres zu erwidern, sondern wie schon gesagt, erhebe dich lieber so gut du vermagst und lege mich dann, wie es dir am besten deucht, über deinen Esel, damit wir fortziehen, ehe die Nacht beginnt und wir aus diesem einsamen Walde kommen mögen.«
    »Ich habe aber von dem gnädigen Herrn sagen hören«, antwortete Sancho, »daß es für die irrenden Ritter ganz was Besonderes ist, in Einöden und Wüsteneien zu schlafen im größten Teil des Jahres, daß sie sich das zum trefflichen Glücke rechnen.«
    »Dieses

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