Don Quixote
ist der Name dieser Unglücklichen –, »sagte der unedle Ritter, ›so reiche ich dir hiermit die Hand, der Deinige zu sein, und von der Aufrichtigkeit dieses Versprechens sei der Himmel Zeuge, dem nichts verborgen bleibt, und dies Bildnis der Mutter Gottes, das du hier hast.‹«
Als Cardenio vernahm, daß sie Dorothea heiße, ward er von neuem verwirrt und war nun von der Richtigkeit seiner ersten Vermutung überzeugt ; er wollte aber die Erzählung nicht unterbrechen, um den Ausgang zu erfahren, den er fast schon wußte, er sagte nur: »Wie, Señora, dein Name ist Dorothea? Ich habe schon sonst diesen Namen von einer erfahren, die fast mit dir ein gleiches Elend erduldete; doch fahre fort, mit der Zeit will ich dir Dinge sagen, die dich nicht weniger erstaunen als betrüben werden.« Dorothea erstaunte über diese Rede des Cardenio sowie über seinen sonderbaren und kläglichen Aufzug und bat ihn, wenn er etwas von ihrem Schicksal wisse, es ihr sogleich zu sagen; denn wenn das Glück ihr etwas Gutes gelassen, so sei es der Mut, den sie fühle, jeder Kläglichkeit, die ihr begegnen möchte, zu trotzen, da sie gewiß sei, daß keine sie erreichen werde, die diejenige, welche sie schon bedrücke, im mindesten vermehren könne.
»Ich werde«, antwortete Cardenio, »das nicht vergessen, Señora, was ich dir sagen wollte, wenn meine Einbildung näm lich Wahrheit ist; es ist aber jetzt noch nicht Zeit und nutzt dir noch nicht, es zu erfahren.«
»Es sei, was es wolle«, antwortete Dorothea, »um in meiner Erzählung fortzufahren, so nahm Don Fernando ein Bildnis, welches sich im Zimmer befand, und rief es zum Zeugen unserer Vermählung an, mit herzerschütternden Worten und unter furchtbaren Schwüren tat er mir das Versprechen, mein Gemahl zu sein; ehe er aber seine Rede vollendete, bat ich ihn noch einmal, wohl zu überlegen, was er tue, zu bedenken, wie sein Vater zürnen werde, wenn er ihn mit einer Bürgerlichen, seiner Vasallin, verbunden sähe; meine Schönheit würde diesen nicht verblenden, denn sie sei nicht groß genug, seinen Fehler zu entschuldigen; wünsche er aus Liebe zu mir mein Bestes, so müßte er mein Geschick so eben fortlaufen lassen, wie es mein Stand mit sich bringe, denn solche ungleiche Heiraten brächten nie Freude, auch daure die Lust nie lange, mit der sie begonnen würden. Dieses alles stellte ich ihm vor und fügte noch manches andere hinzu, dessen ich mich jetzt nicht erinnere; aber nichts war stark genug, ihn von seinem Vorsatze abwendig zu machen: denn der, der nicht zu bezahlen denkt, sondern nur als Betrüger den Handel schließt, wird von keinen Schwierigkeiten irregemacht. Ich sprach zugleich einige Worte mit mir selber und sagte zu mir: Ich bin wohl nicht die erste, die durch Heirat aus einem niedrigen Stande vornehm geworden, auch wird Don Fernando nicht der erste sein, den Schönheit oder vielmehr verblendete Leidenschaft dahin brachte, sich eine Gefährtin, seiner Hoheit ungleich, zu erwählen; da es nun kein neuer und unerhörter Gebrauch ist, so tue ich nicht unrecht, die Ehre anzunehmen, die mir das Schicksal anbietet, und wenn auch sein Vorsatz nur so lange währt, als er seine Leidenschaft befriedigt, so bin ich doch vor Gott seine rechtmäßige Gemahlin; will ich ihn aber mit Verachtung von mir treiben, so tut er vielleicht, was er nicht sollte, und bedient sich der Gewalt, dann bin ich entehrt, und ich habe keine Entschuldigung meiner Schuld gegen die, die nicht wissen, wie ich in diese Lage gekommen bin: denn mit welchen Worten möchte ich wohl meine Eltern und andere Leute überzeugen können, daß dieser Ritter ohne meine Bewilligung in mein Zimmer gekommen sei? Alle diese Fragen und Antworten gingen in einem Augenblicke durch mein Gedächtnis; aber vorzüglich überwältigten mich, ohne daß ich es merkte, Don Fernandos Schwüre zu meinem Verderben, die Zeugen, die er anrief, die Tränen, die er vergoß, ja, seine schöne und liebenswürdige Bildung, alles erhöht durch so viele Beweise wahrhafter Liebe, daß jedes andere Herz, das ebenso frei und wenig mißtrauisch als das meinige war, wäre bezwungen worden; ich rief meine Magd, damit zu den himmlischen Zeugen noch andere auf Erden hinzugefügt würden; Don Fernando erneuerte und bestätigte hierauf seine Schwüre, rief noch mehr Heilige als Zeugen unseres Bundes an, verdammte sich selbst mit tausend Verwünschungen, wenn er seine Versprechungen nicht erfüllen würde, von häufigen Tränen wurden seine Augen
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