Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
er erzählte auch kürzlich, warum sie sich dort befänden, wobei er die seltsame Narrheit des Don Quixote beschrieb und wie sie jetzt auf seinen Stallmeister warteten, der fortgegangen sei, ihn aufzusuchen. Wie eines Traums erinnerte sich Cardenio, daß er mit Don Quixote Händel gehabt; er erzählte es den übrigen, konnte aber die Ursache ihres Zwistes nicht angeben.
    Indem hörten sie ein Geschrei und merkten, daß es von Sancho Pansa herrühre, der sie mit lauter Stimme rief, weil er sie nicht an dem Platze, wo er sie erst gelassen, wiedergefunden hatte; sie gingen ihm entgegen und fragten ihn nach Don Quixote; er erzählte, wie er ihn halb nackt im Hemde gefunden habe, dürr, gelb, fast vor Hunger gestorben, immer für seine Dame Dulcinea seufzend; wie er ihm zwar gesagt, daß sie ihm den Befehl sende, den Ort zu verlassen und sich nach Toboso zu begeben, wo sie ihn erwarte, er aber habe geantwortet, daß er entschlossen sei, nicht eher vor Dero Schönheit zu erscheinen, bis er Tathandlungen ausübend verrichtet, die ihn in ihrer Gnade würdiglich machten, und wenn es nun noch so fortginge, so laufe er Gefahr, kein Kaiser zu werden, wie es doch seine Schuldigkeit sei, ja nicht einmal Erzbischof, was doch das wenigste sei, was er werden könnte; sie möchten darum selbst zusehen, was sie ausrichten könnten, um ihn von dort wegzubringen.
    Der Lizentiat antwortete, daß er sich keine Sorge machen möge, sie würden ihn schon von der Qual erlösen, in der er jetzt bedrängt wäre; er erzählte zugleich dem Cardenio und der Dorothea, welches Mittel sie erdacht, um Don Quixote zu helfen, wenigstens ihn nach seinem Hause zu bringen. Worauf Dorothea sagte, daß sie die hülfsbedürftige Jungfrau besser als der Barbier vorstellen werde, besonders da sie Kleider bei sich habe, mit denen sie es recht natürlich machen könne, und daß man es ihr nur überlassen solle, alles das zu tun, was erforderlich sei, um den Vorsatz auszuführen; denn sie habe viele Ritterbücher gelesen und kenne den Stil recht gut, den die bedrängten Jungfrauen führten, wenn sie eine Gabe von den irrenden Rittern begehrten.
    »So ist nichts weiter vonnöten«, sagte der Pfarrer, »als daß man es sogleich ins Werk richte; denn wahrlich, das Glück ist mir günstig, weil es plötzlich Euch eine Tür zu Eurem Troste eröffnet und uns so unvermutet die Ausführung unseres Vorhabens erleichtert.«
    Sogleich nahm Dorothea aus ihrem Beutel ein Kleid von dem reichsten Stoffe, einen prächtigen grünen Mantel und aus einer Schachtel einen Halsschmuck, nebst andern Kleinodien, womit sie sich im Augenblicke so putzte, daß sie eine vornehme und große Dame schien; dies und noch andere Sachen hatte sie, wie sie sagte, aus ihrem Hause mitgenommen, um sie zu brauchen, wenn es die Gelegenheit gäbe; aber bisher hatte sie noch keine gefunden, sich umzukleiden. Alle waren über ihren edlen Anstand, Reiz und Schönheit entzückt und tadelten den Don Fernando wegen seines wenigen Gefühls, daß er so viel Anmut habe verstoßen können; wer sich aber am meisten verwunderte, war Sancho Pansa, denn er glaubte – wie es auch in der Tat war –, in Zeit seines ganzen Lebens nicht eine so herrliche Bildung gese hen zu haben; er fragte also den Pfarrer mit großem Eifer, ihm doch zu sagen, wer die schöne Dame sei und was sie denn hier in der Wüstenei zu suchen habe.
    »Diese schöne Dame, Freund Sancho«, antwortete der Pfarrer, »ist, was man nicht alle Tage sieht, sie ist von männlicher Seite her die rechtmäßige Erbin des großen Mikomikonischen Reichs, welche jetzt herkommt, Euren Herrn aufzusuchen, um eine Gabe von ihm zu begehren, als nämlich: eine große Ungefügheit oder Kränkung zu ahnden, die sie von einem bösen Riesen erleiden müssen; und auf den Ruhm eines gewaltigen Ritters, den Euer Herr auf dem ganzen Erdkreise hat, ist diese Prinzessin von Guinea gekommen, ihn aufzusuchen.«
    »Das Suchen und das Finden trifft sich ja herrlich«, rief nun Sancho Pansa aus, »besonders wenn mein Herr so glücklich ist, die Kränkung zu ahnden und die Ungefügheit einzufügen, wenn er nämlich das Hurenkind von Riesen, von dem Ihr sprecht, umbringt, und umbringen wird er ihn gewiß, wo er ihn trifft, wenn er nur kein Gespenst ist : denn gegen die Gespenster hat mein gnädiger Herr durchaus keine Gewalt. Aber um ein Ding will ich doch unter andern den Herrn Lizentiaten bitten, nämlich: damit mein Herr nicht Lust kriegt, Erzbischof zu werden, wie ich immer noch

Weitere Kostenlose Bücher