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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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war nicht so sehr betäubt, daß er nicht alle Worte seines Herrn hätte hören sollen; er erhob sich also mit einiger Behendigkeit und begab sich hinter Dorotheas Maultier, von wo er zu seinem Herrn sprach: »Sagt doch, gnädiger Herr, ob's nicht wahr ist, daß, wenn Ihr den Entschluß gefaßt habt, Euch nicht mit dieser großen Prinzessin zu verheiraten, es dann einleuchtend ist, daß Euch das Königreich nicht anheimfällt? Und wenn das nicht ist, was könnt Ihr mir doch für Belohnungen zukommen lassen? Das ist es ja nur, worüber ich mich beklage. Verheiratet Euch doch nur ein für allemal mit dieser Königin, die wir hier haben, wie vom Himmel geregnet, so könnt Ihr Euch auch nachher der Dulcinea wieder annehmen; denn Ihr seid wohl nicht der erste König in der Welt, der sich Kebsweiber gehalten hat. Die Schönheit geht mich nichts weiter an; denn wenn ich die Wahrheit sagen soll, so kommen sie mir beide hübsch vor; denn die Dame Dulcinea habe ich mein' Tage nicht gesehen.«
    »Wie, du hast sie nicht gesehen, Verräter, Gotteslästerer?« rief Don Quixote aus; »hast du mir denn nicht soeben einen Befehl von ihr überbracht?«
    »Ich sage nur, daß ich sie nicht so nahe gesehen habe«, sagte Sancho, »um ihre Schönheiten genau und Stück für Stück schätzen zu können; aber so in Bausch und Bogen kam sie mir hübsch vor.«
    »Nun will ich dir verzeihen«, sprach Don Quixote, »vergib du mir ebenfalls die Kränkung, die ich dir zugefügt ; denn niemals hat der Mensch die ersten Bewegungen in seiner Gewalt.«
    »Ja, das sehe ich«, antwortete Sancho, »und so ist bei mir die Lust zu reden immer eine erste Bewegung, und ich kann es nie lassen, das auszureden, was mir in den Mund läuft.«
    »Dessenungeachtet«, sprach Don Quixote, »magst du, mein Sancho, zuschauen, was du sprichst ; denn der Krug geht so lange zu Wasser – – – Mehr will ich nicht sagen.«
    »Gut, gut«, antwortete Sancho, »es lebt ein Gott im Himmel, der wird entscheiden, wer von uns beiden etwas Böseres tut, ich, wenn ich nicht geziemend spreche, oder Ihr, wenn Ihr ungeziemend handelt.«
    »Nicht weiter!« sagte Dorothea; »geht, Sancho, und küßt Eurem Herrn die Hand, bittet ihn um Verzeihung und seid von jetzt an im Loben wie im Tadeln etwas vorsichtiger, und sprecht niemals wieder von dieser Dame Toboso übel, die ich zwar nicht kenne, ihr aber zu dienen wünsche, und vertraut auf Gott, der Euch gewiß in eine Lage setzen wird, in der Ihr wie ein Prinz leben könnt.«
    Sancho schlich mit niederhängendem Kopfe und bat seinen Herrn um die Hand, der sie ihm mit feierlichem Anstande reichte. Nachdem sie Sancho geküßt hatte, gab jener ihm seinen Segen und sagte, daß sie sich etwas entfernen wollten, weil er ihn manches zu fragen und mit ihm Sachen von der äußersten Wichtigkeit abzuhandeln habe.
    Sancho tat es, und die beiden gingen etwas weiter abseits. Don Quixote sprach zu ihm: »Seit du zurückgekehrt bist, habe ich weder Zeit noch Raum gewonnen, um dich über einige besondere Umstände zu befragen, die die Gesandtschaft sowie die Antwort betreffen, die du mir überbracht hast; da uns nun aber jetzt das Glück so Raum wie Zeit vergönnt, so versage mir nicht länger die Freude, welche du mir mit deinen guten Zeitungen schenken kannst.«
    »Fragt nur, Gnädiger, was Ihr wollt«, antwortete Sancho, »wie die Erkundigung sein wird, so soll auch der Bescheid lauten; aber darum bitte ich Euch, mein lieber gnädiger Herr, daß Ihr nicht künftig so rachsüchtig seid.«
    »Warum sagst du dieses, Sancho?« fragte Don Quixote.
    »Ich sage dieses nur«, antwortete er, »weil die Schläge von heute mehr wegen der Händel herrühren, die der Teufel neulich in der Nacht zwischen uns anzettelte, als wegen dessen, was ich gegen die Dame Dulcinea sagte, die ich liebe und verehre wie eine Reliquie, wenn es auch nicht ihretwegen geschehe, doch schon Euch zu Gefallen.«
    »Verfalle beileibe nicht wieder auf diese Reden, Sancho«, sagte Don Quixote; »denn sie erregen mir Verdruß. Ich habe dir einmal vergeben; aber du kennst wohl selbst das Sprichwort, daß für neue Verbrechen auch neue Strafen gehören.«
    Indem dieses vorging, bemerkten sie auf ihrem Wege einen Menschen auf einem Esel, der ihnen entgegenkam, und als er näher geritten, schien er ein Zigeuner zu sein; Sancho aber, dem die Augen und die Seele aufgingen, wenn er nur einen Esel gewahr ward, hatte kaum diesen Menschen erblickt, als er ihn auch für den Gines von Pasamonte

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