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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Vorsatzes bitte ich Euch demütigst, mir zu sagen, welches Eure Bekümmernis sei, ingleichen wie viele, welche und welcher Gestalt diejenigen Personen, an denen ich die verschuldete, genügende und vollkommene Rache zu nehmen habe.«
    »Dieses will ich gern tun«, antwortete Dorothea, »wenn es Euch nicht verdrießlich fällt, traurige Begebenheiten und Unglück zu hören.«
    »Niemals wird es mir verdrießlich fallen, meine Gebieterin«, antwortete Don Quixote.
    Worauf Dorothea antwortete: »Wenn es sich so verhält, so wollt Ihr mir ein aufmerksames Gehör vergönnen.«
    Als sie dies sagte, begaben sich Cardenio und der Barbier ihr zur Seite, neugierig, zu sehen, wie die kluge Dorothea ihre Geschichte ersinnen würde; das nämliche tat Sancho, der so betört wie sein Herr mit ihr zog; sie aber, nachdem sie sich im Sattel zurechtgesetzt, zur Vorbereitung gehustet und andere Bewegungen gemacht hatte, fing sehr zierlich ihren Vortrag auf folgende Weise an:
    »So müßt Ihr also, geehrte Herren, zuvörderst wissen, daß ich genannt werde – – –« Hier hielt sie ein wenig inne; denn sie hatte den Namen, den der Herr Pfarrer ihr beigelegt, vergessen; er aber kam ihr sogleich zu Hülfe, weil er die Ursache ihrer Pause erriet, und sagte: »Es ist nicht zu verwundern, gnädige Dame, wenn Eure Hoheit bei der Erzählung Eures Unglücks in Verwirrung und Verlegenheit gerät; denn oft sind die Leiden so groß, daß auch das Gedächtnis derer, die ihnen unterliegen, darunter leidet, so daß die Betrübten sich oft selbst ihres Namens nicht erinnern können, wie es Eurer Durchlauchtigkeit widerfahren, die es in der Tat vergessen, daß sie die Prinzessin Mikomikona ist, rechtmäßige Thronerbin des großen Mikomikonischen Reichs; mit dieser kleinen Erinnerung kann Eure Hoheit nun leicht alles in ihr bekümmertes Gedächtnis zurückrufen, was dieselbe nur hat vortragen wollen.«
    »So ist es«, antwortete die Jungfrau, »und ich glaube, daß ich nun ohne weitere Erinnerung mit Leichtigkeit meine wahrhafte Geschichte werde in Worte führen können; mein Vater nämlich, der Tinacrio der Wissende hieß, war ungemein in der Kunst der Magie erfahren und erfuhr durch seine Wissenschaft, daß meine Mutter, die Königin Xamarilla, früher sterben würde als er; daß er aber auch bald darauf das Leben verlassen und mich als vater- und mutterlose Waise zurücklassen müsse; doch bekümmerte ihn dieses nicht so sehr, wie er sagte, als er sich darüber ängstigte, daß er gewiß vorherwisse, wie ein ungefüger Riese, Beherrscher einer großen Insel, die dicht an unser Reich grenzte, und der Pandalifando mit dem schiefen Blicke genannt wurde: denn es ist wahr, daß ihm die Augen zwar gerade und gut stehen, er aber immer in die Quere sieht, als wenn er schielte, was er nur aus Bosheit tut, um die, welche er ansieht, in Furcht und Schrecken zu setzen. Er wußte also, daß dieser Riese kaum erfahren würde, ich sei eine Waise, als er auch schon mit einer großen Macht mein Reich überziehen und es mir ganz entreißen würde, ohne mir zu meinem Aufenthalte auch nur einen kleinen Flecken übrigzulassen; daß ich aber diesem Unglücke entweichen könne, wenn ich mich bequemte, ihn zu heiraten; aber er wußte auch recht gut, daß mir eine solche ungleiche Vermählung niemals in den Sinn kommen würde, und darin hatte er recht; denn es ist mir niemals eingefallen, mich mit diesem oder einem andern Riesen zu verheiraten, wenn er auch noch so groß und ungeheuer wäre; mein Vater sagte mir aber auch zugleich, daß, wenn er tot sei und Pandalifando Miene mache, mein Reich zu überziehen, ich mich nicht verteidigen sollte – denn dieses würde nur zu meinem Untergange gereichen –, sondern daß ich ihm mein Königreich ohne Widerstand überlassen möchte, wenn ich den Tod und das Verderben meiner braven und getreuen Untertanen vermeiden wolle; denn es sei mir unmöglich, mich gegen die Teufelskräfte des Riesen zu verteidigen; daß ich mich aber mit einigen Gefährten sogleich auf den Weg nach Hispania machen solle, denn dort sei meine Hülfe anzutreffen, ich würde nämlich hier einen irrenden Ritter finden, dessen Ruhm sich um diese Zeit schon durch das ganze Land verbreitet hätte und der, wenn ich mich recht erinnere, Don Glühpfote oder Don Kühschoote heißen sollte.«
    »Don Quixote wird er gesagt haben, Dame«, fiel hier Sancho Pansa ein, »oder mit seinem zweiten Namen, der Ritter von der traurigen Gestalt.«
    »So ist es auch«, sagte

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