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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Dorothea. »Er sagte mir ferner, daß er groß von Körper sei, von dürrem Antlitz und daß er auf der rechten Seite unter der linken Schulter oder dort herum ein braunes Mal habe, mit einigen borstenähnlichen Haaren.«
    Als Don Quixote dies vernahm, sagte er zu seinem Stallmeister: »Hierher, Sohn Sancho, hilf mich entkleiden, damit ich sehe, ob ich der Ritter sei, von dem der weise König prophezeit hat.«
    »Warum will sich mein Herr entkleiden?« fragte Dorothea.
    »Um zu sehen, ob ich das Mal besitze, von dem Euer Vater gesprochen«, antwortete Don Quixote.
    »Es ist nicht nötig, Euch auszukleiden«, sprach Sancho, »denn ich weiß, daß Ihr mitten auf dem Rücken ein solches Mal habt, welches einen tapfern Menschen bezeichnet.«
    »Dies ist hinreichend«, sprach Dorothea, »denn Freunde müssen nicht auf Kleinigkeiten achten; ob es nun auf der Schulter oder auf dem Rücken ist, das hat nichts zu sagen, genug, daß sich dort herum das Mal findet: denn alles ist doch ein Fleisch; und gewiß hat mein guter Vater alles richtig getroffen; ich aber ebenso richtig, indem ich mich dem Herrn Don Quixote empfohlen habe, der derselbe ist, von dem mein Vater gesprochen, denn die Anzeigen des Gesichts treffen mit dem großen Rufe vollkommen überein, den dieser Ritter nicht nur in Spanien, sondern auch in der ganzen la Mancha erlangt hat. Denn kaum war ich bei Ossuna ans Land gestiegen, als ich so viel von seinen Unternehmungen erzählen hörte, daß mir mein Geist augenblicklich sagte, er sei derselbe, den ich zu suchen gekommen.«
    »Wie seid Ihr aber zu Ossuna ans Land gestiegen, meine Dame«, fragte Don Quixote, »da es doch kein Seehafen ist?«
    Ehe aber noch Dorothea antworten konnte, nahm der Pfarrer das Wort und sagte: »Die durchlauchtige Prinzessin muß es wohl so meinen, daß, nachdem sie zu Malaga ans Land gestiegen, Ossuna der erste Ort gewesen, wo sie den Ruf von Euer Gnaden vernommen.«
    »Das habe ich sagen wollen«, sagte Dorothea.
    »Und somit fahre nun«, sagte der Pfarrer, »Eure Majestät fort, Dero Geschichte zu beendigen.«
    »Es ist nichts weiter zu beendigen«, antwortete Dorothea, »als daß mein Schicksal mir endlich so günstig gewesen, daß ich den gnädigen Herrn Don Quixote gefunden und daß ich mich nun schon wieder für die Königin und Beherrscherin meines Reichs ansehe; denn seine Höflichkeit und sein hochadeliger Sinn hat mir versprochen, mir dahin zu folgen, wohin ich ihn führen werde, welches nirgends anders hin sein soll als vor die Augen des Pandalifando mit dem schiefen Blicke, damit er ihn umbringe und mir das wiedergebe, was jener mir gegen alles Recht entrissen hat; auch wird dies alles, von Wort zu Wort, so eintreffen, denn Tinacrio der Wissende, mein edler Vater, hat es so prophezeit, der mir zugleich auch schwarz auf weiß in chaldäischen oder griechischen Buchstaben hinterlassen – denn ich kann sie nicht lesen –, daß, wenn jener prophezeite Ritter, nachdem er den Riesen enthauptet, sich mit mir vermählen will, ich mich ihm sogleich, ohne die mindeste Einwendung, zur rechtmäßigen Gemahlin übergeben muß und ich ihm mit meiner Person zugleich den Besitz meines Königreichs überliefere.«
    »Wie dünkt es dir, Freund Sancho?« sagte hierauf Don Quixote; »vernimmst du, was vorgeht? Sagte ich dir dieses nicht? Nun schau doch, ob ein Königreich zur Herrschaft, eine Königin zur Vermählung mangelt.«
    »Meiner Seel«, rief Sancho aus, »ein Hundsfott, wer sich nicht gleich vermählt, sowie dem Herrn Pantalonfando das Gurgelchen abgeschnitten ist! denn wenn die Königin häßlich ist, so wollte ich nur, daß sich alle Flöhe in meinem Bette in dergleichen verwandelten!« Bei diesen Worten schlug er zweimal hoch mit den Beinen aus, wodurch er das größte Vergnügen zu erkennen gab; dann faßte er das Maultier der Dorothea beim Zügel, hielt es an, kniete vor ihr nieder und bat, ihm die Hand zum Kusse zu reichen, als einen Beweis, daß er ihr als seiner Königin und Gebieterin huldigte. Wer hätte wohl von den Anwesenden nicht gelacht, da sie diese Tollheit des Herrn und diese Dummheit des Dieners sahen? Dorothea reichte ihm die Hand und versprach, ihn in ihrem Reiche zu einem großen Herrn zu machen, sobald ihr der Himmel so gnädig sei, daß sie es wieder in Ruhe besitze. Sancho dankte mit solchen Redensarten, daß alle von neuem lachen mußten.
    »Dieses, meine Herren«, fuhr Dorothea fort, »ist meine Geschichte, es bleibt nur noch das zu erzählen übrig, daß

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