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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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um so bitterer getäuscht, wenn man den Besitz schon ganz nahe wähnte; damit du aber nicht sagen könnest, ich wolle deine Fragen nicht beantworten, so sage ich, daß ich deinen Gemahl Anselmo kenne, denn wir kennen uns beide seit unsern Kinderjahren, auch will ich dir nicht wiederholen, was du selbst in Ansehung unsrer Freundschaft weißt, damit ich nicht selbst das Unrecht bezeuge, welches die Liebe verlangt, daß ich es tun muß: eine genügende Entschuldigung für noch größere Vergehungen. Auch dich kenne ich und halte dich ebenso hoch, wie er dich hält, denn wenn dem nicht so wäre, so würd ich niemals, für ein geringers Gut als dich, so sehr alles verleugnen, was ich mir selbst schuldig bin, und mich gegen die heiligen Gesetze der wahren Freundschaft auflehnen, die mich nun die zu große Gewalt der Liebe zu verletzen und zu zerbrechen zwingt.«
    »Wenn du dieses eingestehst«, antwortete Camilla, »du Todfeind von allem, was geliebt zu werden verdient, mit welchem Angesicht wagst du es, vor der zu erscheinen, die der Spiegel ist, in dem sich der beschauet, in dem du dich spiegeln müßtest, um zu fühlen, wie er dir durchaus keine Gelegenheit gibt, daß du ihn so kränken dürftest? Ich Unglückselige muß aber glauben, daß die Ursache, daß du dich so vergessen konntest, in mir selber liegt, etwa ein zu freies Betragen, das ich nicht Mangel an Sittsamkeit nennen mag, weil ich mich dessen nicht bewußt bin, sondern das vielleicht aus Unachtsamkeit entstanden ist, wie es den Weibern wohl zu gehen pflegt, wenn sie in der Meinung stehen, daß sie sich nicht zu hüten brauchen. Wenn dies nicht ist, so sprich, Bösewicht, wenn habe ich dir nur mit einem einzigen Worte oder einer Miene so geantwortet, daß nur ein Schatten von Hoffnung in dir entstehen konnte, deine schändlichen Wünsche zu erfüllen? Wann wurden deine Liebesanträge nicht mit Ernst und Strenge von mir verworfen? Wann wurden deine großen Versprechungen und noch größeren Geschenke geglaubt und angenommen? Da es aber unmöglich ist, daß jemand in einer Leidenschaft verharrt, wenn er nicht durch irgendeine Hoffnung aufrechterhalten wird, so muß ich mir die Schuld deiner Unverschämtheit beimessen, denn irgendeine Sorglosigkeit von meiner Seite muß deine Sorgfalt bisher aufrechterhalten haben, und darum will ich mich züchtigen und mir die Strafe zufügen, die dein Verbrechen verdient: damit du einsiehst, daß, wenn ich gegen mich selbst so grausam bin, ich gegen dich nicht anders gesinnt sein könne; deshalb habe ich dich herkommen lassen, um ein Zeuge von dem Opfer zu sein, welches ich der beleidigten Ehre meines höchst ehrenvollen Gemahls zu bringen denke, den du mit dem größten Eifer gekränkt hast, sowie ich ihn auch dadurch beleidigt habe, daß ich nicht vorsichtig genug der Gelegenheit auswich, wenn ich dir je welche gegeben habe, deine bösen Gedanken zu begünstigen. Ich wiederhole noch einmal, daß der Verdacht, wie eine Unachtsamkeit von mir diese bösen Gedanken in dir erzeugt hat, mich am meisten quält, so daß ich mich dafür mit meinen eignen Händen strafen will, denn wenn mich ein anderer züchtigte, so würde meine Schuld dadurch vielleicht nur um so bekannter; ehe ich dies aber vollbringe, will ich im Sterben töten und den mit mir führen, mit welchem ich das Maß meiner Rache erfüllen kann, wo er dann dort von einem unparteiischen Richterspruch die Strafen dafür empfängt, mich zu einer so verzweiflungsvollen Tat gebracht zu haben.«
    Und mit diesen Worten stürzte sie sich mit unglaublicher Kraft und Schnelligkeit auf Lotario zu, indem sie den Dolch hoch schwang und sich auf alle Art bemühte, ihm die Spitze in die Brust zu stoßen, so daß er selbst zu zweifeln anfing, ob diese Gebärden ernstlich oder nur erdichtet wären, denn er war gezwungen, sich mit aller seiner Besonnenheit und Kraft zu verteidigen, um nur Camillen von sich abzuhalten. Diese wußte mit einer so wunderbaren und lebendigen Täuschung ihre List und Heuchelei darzustellen, daß, um ihr den völligen Anstrich der Wahrheit zu geben, sie sie mit ihrem eigenen Blute färben wollte; denn da sie sah oder sich wenigstens so stellte, daß sie Lotario nicht verwunden könnte, rief sie aus: »Da das Schicksal mich hindert, mein gerechtes Vorhaben ganz auszuführen, so soll es wenigstens nicht so viel vermögen, daß ich nicht einen Teil davon wirklich ausübte.« Sie bestrebte sich hierauf, die Hand mit dem Dolche bewaffnet loszumachen, die Lotario

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