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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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er nicht zu sehen, nicht sein Pferd, nicht die Lanze und Schild, nicht die Rüstung! Ich will gleich des Todes sein, wenn es mir nicht schwant, und gewiß wird es auch ebenso richtig sein, wie wir geboren werden, um zu sterben, daß ihm seine verfluchten Ritterbücher, die er immer las, den Verstand verrückt haben! Ich erinnere mich jetzt, daß ich ihn oft habe sagen hören, wenn er für sich sprach, daß er irrender Ritter werden möchte und ausziehen, um in der ganzen Welt Abenteuer aufzusuchen. Hole doch Satan und Barrabas alle dergleichen Bücher! denn sie haben den feinsten Kopf in der ganzen la Mancha um seinen Verstand gebracht.«
    Die Nichte sagte das nämliche und sogar noch mehr: »Wißt, Meister Nicolas« – denn so hieß der Barbier –, »daß mein Herr Oheim, wenn er manchmal in diesen unmenschlichen Unglücksbüchern zwei Nächte und zwei Tage las, am Ende das Buch wegwarf, den Degen nahm und auf die Mauer losschlug. Wenn er dann ermüdet war, sagte er, er habe vier Riesen, so groß wie die Türme, umgebracht, der Schweiß, den er von der Anstrengung vergoß, behauptete er, sei Blut aus den Wunden, die er in der Schlacht empfangen habe; dann trank er schnell einen großen Becher kaltes Wasser aus und war gesund und ruhig, wobei er sagte, daß das Wasser ein köstliches Getränk sei, das ihm der weise Halsknief, ein großer Zauberer und sein Freund, gebracht habe. Ich aber habe an allem die meiste Schuld, daß ich Euch nicht von den Torheiten meines Herrn Oheims unterrichtet habe, damit wir vorher dazu getan hätten, ehe er das geworden ist, was er jetzt ist, so hätte man all die vielen heidnischen Bücher verbrannt – deren er so viele hat –, die es wahrhaftig ebensowohl als Ketzer verdienen.«
    »Das sag ich auch«, sagte der Pfarrer, »und wahrlich! morgen soll die Sonne nicht untergehen, ehe wir sie verurteilt und zum Feuer verdammt haben, damit sie nicht jemand anders verführen, sie zu lesen, und es ihm dann so ergeht, wie es meinem guten Freunde ergangen sein muß.«
    Alles dieses hörten der Bauer und Don Quixote mit an, und der Bauer begriff daraus völlig die Krankheit seines Nachbars; er fing daher an mit lauter Stimme zu rufen: »Man geruhe dem Herrn Balduin aufzumachen und dem Herrn Marques von Mantua, der schwer verwundet ankömmt, ebenso dem Herrn Mohren Abindarraez, den der Kommandant von Antequera, der tapfre Rodrigo de Narvaez, gefangenführt.«
    Bei diesen Worten liefen sie alle hinaus, und wie nun die beiden ihren Freund, die andern ihren Herrn und Oheim erkannten, der noch nicht von seinem Tiere abgestiegen war, weil er nicht konnte, wollten ihn alle umarmen. Er aber sagte: »Bleibt alle zurück; denn ich komme durch Schuld meines Pferdes schwer verwundet an; bringt mich zu Bett und ruft, wenn es möglich ist, die weise Urganda, daß sie meine Wunden heile und untersuche.«
    »Nun da haben wir's ja«, sagte die Haushälterin, »mein Herz sagt es mir wohl, wo meinen Herrn der Schuh drückte, wir wollen Euch mit Gottes Hülfe, gnädiger Herr, selber schon heilen, ohne daß die Urganda dazukomme. Verflucht und noch hundertmal und noch tausendmal verflucht mögen die Ritterbücher sein, die Euer Gnaden so zugerichtet haben.«
    Sie brachten ihn sogleich zu Bette, um seine Wunden zu untersuchen, da sie aber keine fanden, sagte er, daß er ganz zerquetscht sei, weil er mit seinem Rosse Rozinante einen schweren Fall getan, in Bekämpfung von zehn Waldbauern, den ungeheuersten und wildesten, die man wohl auf einem großen Teile der Erde finden könne. »Haha!« sagte der Pfarrer, »müssen die Waldbauern an den Tanz? Nun, bei meiner armen Seele, morgen vor Abend sollt ihr alle verbrannt sein.«
    Sie taten tausend Fragen an Don Quixote, aber er antwortete auf alle nichts weiter, als man möchte ihm zu essen geben und ihn schlafen lassen, welches ihm das nötigste sei. Dies geschah auch, und der Pfarrer erkundigte sich bei dem Bauer umständlicher, auf was Art er Don Quixote gefunden habe. Dieser erzählte alle Tollheiten, die jener auf der Erde liegend und unterwegs gesprochen habe, welches den Lizentiaten in seinem Vorsatze bestärkte, der am folgenden Tage sogleich seinen Freund, Meister Nicolas, den Barbier, abrief, mit dem er sich nach der Wohnung Don Quixotes begab.

    6. KAPITEL
    Lustiger und feierlicher Gerichtstag, den der Pfarrer und Barbier im Büchersaale unsers scharfsinnigen Edlen
    hielten

    Er war immer noch im Schlafe, als der Pfarrer sich von der Nichte die Schlüssel zu

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