Don Quixote
sein harter und trockner Stil zu brauchen. In den Hof mit ihm zu den andern, Frau Haushälterin.«
»Von Herzen, mein lieber Herr!« antwortete sie, und sehr behende richtete sie aus, was ihr war aufgetragen worden. »Dies ist der Ritter Platir«, sagte der Barbier. »Dies ist ein altes Buch«, sagte der Pfarrer, »und ich finde keine Ursache in ihm, aus welcher es Gnade verdiente; also bringt es, ohne was zu erwidern, zu den übrigen.« Es geschah sogleich.
Sie schlugen ein anderes Buch auf und fanden den Titel: Der Ritter des Kreuzes. »Wegen des heiligen Namens, den dieses Buch führt, könnte man ihm wohl seine Dummheit verzeihen, aber man pflegt auch zu sagen, hinter dem Kreuze steckt der Teufel: Fort mit ihm in das Feuer.«
Der Barbier nahm ein anderes Buch und sagte: »Hier ist Der Spiegel der Ritterschaft.« – »Ich kenne ihre Herrlichkeit wohl«, sagte der Pfarrer; »da findet sich der Herr Reinald von Montalban mit seinen Freunden und Spießgesellen, größeren Spitzbuben als Cacus, samt den zwölf Pairs und dem wahrhaftigen Geschichtschreiber Turpin; eigentlich verdienen diese nicht mehr als eine ewige Landesverweisung, zum mindesten deshalb, weil sie zum Teil eine Erfindung des berühmten Mateo Boyardo sind, aus dem auch der christliche Poet Lodovico Ariosto sein Gewebe anknüpfte. Wenn ich diesen antreffe und er redet nicht seine Landessprache, so werde ich nicht die mindeste Achtung gegen ihn behalten, redet er aber seine eigentümliche Mundart, so sei ihm alle Hochschätzung.« – »Ich habe ihn Italienisch«, sagte der Barbier, »aber ich verstehe ihn nicht.« – »Es wäre auch nicht gut, wenn Ihr ihn verständet«, antwortete der Pfarrer, »und wir hätten es gern dem Herrn Kapitän erlassen, ihn nach Spanien zu schleppen und ihn zum Kastilianer zu machen; er hat ihm dabei auch viel von seiner eigentlichen Trefflichkeit genommen, und eben das wird allen begegnen, die Poesien in eine andere Sprache übersetzen wollen, denn bei allem Fleiße und aller Geschicklichkeit, die sie anwenden und besitzen, wird der Dichter nie so wie in seiner ersten Gestalt erscheinen können. Ich meine also, daß man dieses Buch und alle, die sich noch von Begebenheiten Frankreichs vorfinden sollten, in einen trocknen Brunnen legen müßte, bis man besser überlegt, was man mit ihnen anfangen könne, wobei ich aber einen gewissen Bernardo del Carpio, der sich umtreibt, und ein anderes Buch, Roncesvalles genannt, ausnehme, denn wenn mir diese in die Hände fallen, so werden sie sogleich der Haushälterin übergeben, die sie stracks ohne Barmherzigkeit dem Feuer überliefern soll.«
Alles dieses bestätigte der Barbier, er fand alles gut und unwidersprechlich, denn er wußte, daß der Pfarrer ein so guter Christ und ein so großer Freund der Wahrheit sei, daß er um die ganze Welt nicht gegen sein Gewissen sprechen würde. Er machte ein anderes Buch auf und sah, daß es der Palmerin de Oliva war, daneben stand ein anderes Buch, das Palmerin von England hieß. Als diese der Lizentiat erblickte, sagte er: »Dieser muß sogleich in Stücke zerschlagen und so völlig verbrannt werden, daß auch nichts von der Asche übrigbleibt, aber die Palme von England bewahre man gut und hebe dies als ein einziges Werk auf; man verfertige dazu eine ähnliche Schachtel, wie Alexander eine unter der Beute des Darius fand, die er brauchte, um die Werke des Poeten Homerus aufzubewahren. Dieses Buch, Herr Gevatter, ist aus zweierlei Ursachen hoch zu achten, erstlich, weil es an sich gut ist, zweitens, weil es von einem geistreichen Könige von Portugal geschrieben sein soll. Alle Abenteuer im Schlosse Miraguarda sind sehr schön und kunstreich ausgeführt, alle Reden sind zierlich und klar, zugleich ist immer mit Schicklichkeit und Verstand das Eigentümliche jedes Sprechenden beibehalten. Ich bin der Meinung, mein lieber Meister Nicolas, wenn Ihr nichts dagegen habt, daß dieses Buch und der Amadis von Gallia vom Feuer befreit sein, alle übrigen aber ohne Richtung und Sichtung umkommen sollen.«
»Nein, Herr Gevatter«, sagte der Barbier, »denn hier ist gleich der ruhmvolle Don Belianis.«
»Was diesen betrifft«, antwortete der Pfarrer, »so wäre dem zweiten, dritten und vierten Teile etwas Rhabarber vonnöten, um den überflüssigen Zorn abzuführen, dann müßte man alles wegstreichen, was sich auf das Kastell des Ruhms bezieht, nebst andern noch größeren Narrheiten, dann möchte man ihm aber wohl eine Appellationsfrist
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