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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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aufgeklärt wird, nebst andern Begebenheiten,
    die sich zugetragen, nach der Wahrheit erzählt

    »Was sagt Ihr nun, meine Herren«, sagte der Barbier, »daß diese trefflichen Leute immer noch behaupten und dabei bleiben, daß dies kein Bartbecken, sondern ein Helm sei?«
    »Und wer das Gegenteil behauptet«, sagte Don Quixote, »dem will ich zeigen, daß er lügt, wenn er ein Ritter ist, ist er aber ein Stallmeister, so lügt er tausend- und tausendmal.«
    Unser Barbier, der immer zugegen war, da er die seltsame Gemütsart Don Quixotes sehr gut kannte, wollte ihn noch toller machen und den Spaß so weit treiben, daß alle lachen mußten, er wandte sich also zu dem fremden Barbier und sagte: »Herr Barbier, oder was Ihr sonst sein mögt, wißt, daß ich auch ein Mitglied dieser Kunst bin und schon seit länger als zwanzig Jah ren mein Examen überstanden habe, auch bin ich ein Kenner aller Instrumente der Barbierkunst ohne Ausnahme, und ebenso war ich auch eine Zeit in meiner Jugend Soldat und weiß daher recht gut, was ein Helm und eine Pickelhaube ist, nebst andern Sachen, die zur Miliz, das heißt zur Rüstung eines Soldaten, gehören, und ich behaupte daher, wobei ich aber mein Urteil immer bessern Einsichten unterwerfe, daß das, was dieser edle Herr jetzt in seinen Händen hält, nicht nur kein Bartbecken sei, sondern dem auch so entfernt ist, wie es das Weiße vom Schwarzen oder die Wahrheit von der Lüge ist ; doch behaupte ich auch, ob es gleich ein Helm ist, so ist es doch kein vollkommener Helm.«
    »Nein, wahrlich nicht«, sagte Don Quixote, »denn es fehlt ihm die untere Hälfte, nämlich die Halsberge.«
    »So ist es«, sagte der Pfarrer, der die Absicht seines Freundes, des Barbiers, wohl eingesehen hatte, und dasselbe bestätigte Cardenio, Don Fernando und dessen Begleiter; ja der Hörer würde seinerseits auch zu dem Spaße mit beigetragen haben, wenn ihn nicht der Antrag des Don Luis zu tiefsinnig gemacht hätte; der Ernst aber, der jetzt seine Gedanken beschäftigte, war Ursach, daß er sich wenig oder gar nicht um den Scherz bekümmerte.
    »Großer Gott!« rief hierauf der betrogene Barbier, »wie ist es doch möglich, daß so viele angesehene Leute behaupten, daß dieses kein Bartbecken, sondern ein Helm sei? Das könnte doch wahrlich eine ganze Universität in Erstaunen setzen, wenn sie gleich noch so verständig wäre. Nun gut! Wenn dieses Bartbecken ein Helm ist, so ist dieses Reitkissen wohl auch ein Pferdesattel, wie dieser Herr erst behauptet hat.«
    »Mir scheint es ein Reitkissen«, sagte Don Quixote, »aber ich habe schon gesagt, daß ich mich darein nicht menge.«
    »Ob es ein Reitkissen oder ein Sattel sei«, sagte der Pfarrer, »das steht nur dem Herrn Don Quixote zu zu entscheiden, denn in allen Rittersachen halten ihn diese Herren, wie ich es auch tue, für einsichtsvoller als alle.«
    »Beim Himmel, werte Herren«, sagte Don Quixote, »so manche und so seltsame Dinge sind mir in diesem Kastelle beide Male, daß ich hier herbergte, zugestoßen, daß ich mich nicht unterstehe, irgend etwas mit Sicherheit zu beantworten, was dieses Schloß betrifft, denn ich halte dafür, daß hier alles vermittelst Bezauberungen zugehe. Das erste Mal quälte mich ein verzauberter Mohr, der sich hier aufhält, unsäglich, und dem Sancho fiel er mit seinem Gehülfen nicht minder lästig; in dieser Nacht bin ich wohl an diesem Arm zwei Stunden gehangen, ohne daß ich begreifen kann, wie oder wie ich nicht in dieses Mißgeschick verfiel. Darum wäre es ein Unternehmen von ziemlicher Verwegenheit, in einer Sache, die so sehr verworren ist, mein Urteil zu sagen. Was das betrifft, daß dieses ein Bartbecken und kein Helm sein soll, darüber habe ich schon geurteilt, aber ob dieses ein Kissen oder ein Sattel sei, darüber unterstehe ich mich nicht, eine Erklärung von mir zu geben, sondern überlasse dieses ganz Euerer Entscheidung; vielleicht, weil Ihr keine geschlagene Ritter seid, wie ich, mögen sich die Bezauberungen dieses Ortes nicht auf Euere Augen erstrecken, daß Ihr die Sinne frei behalten und über die Sachen in diesem Kastell ein Urteil fällen mögt, wie sie wahrhaft sind, und nicht, wie sie mir erscheinen.«
    »Wahrlich«, sagte Don Fernando, »Herr Don Quixote hat es trefflich erwiesen, daß uns die Entscheidung zukomme; damit aber dieses gründlicher geschehen könne, will ich im geheimen die Stimmen dieser Herren sammeln und nachher bekanntmachen, was sich daraus ergibt.«
    Für

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