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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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meinen Leichnam fortschleppen wollt, doch mögt ihr mich fortbringen, wie ihr wollt, so werde ich immer ohne Leben sein.«
    Nun waren zu diesem Streite schon die meisten, die in der Schenke waren, hinzugekommen, vorzüglich Cardenio, Don Fernando, dessen Begleiter, der Hörer, der Pfarrer, der Barbier und Don Quixote, welcher glaubte, daß das Kastell seiner Bewachung jetzt nicht mehr bedürfe. Cardenio, der schon die Geschichte des jungen Menschen kannte, fragte diejenigen, die ihn fortführen wollten, was sie bewege, den Jüngling wider seinen Willen fortzuführen. »Das bewegt uns«, sagte einer von den vieren, »daß wir seinem Vater das Leben wiedergeben wollen, der über die Entfernung dieses Ritters in Todesgefahr ist.«
    Hierauf sagte Don Luis: »Niemand braucht sich um mich zu kümmern, ich bin frei und werde wiederkommen, wenn es mir gut dünkt, wo nicht, so darf mich keiner mit Gewalt zwingen.«
    »So laßt Euch durch Eure Vernunft zwingen«, antwortete der Mann, »und wenn diese nicht stark genug ist, so sind wir mächtig genug, das zu tun, warum wir gekommen sind und was unsere Schuldigkeit ist.«
    »So laßt uns nur die Sache von Grund aus erfahren«, sagte der Hörer hierauf. Der Mann aber, der ihn als den Nachbar des Hauses kannte, antwortete: »Kennt Euer Gnaden nicht den Sohn Eures Nachbars, der aus dem Hause seines Vaters entflohen ist, in einer Kleidung, die sich für seinen Stand so wenig schickt, wie Ihr selbst sehen könnt?«
    Der Hörer betrachtete ihn hierauf aufmerksamer und erkannte ihn, er umarmte ihn und sagte: »Welche Kindereien sind es, Señor Don Luis, oder welche wichtige Ursachen, die Euch haben bewegen können, so und in dieser Tracht zu kommen, die Eurem Stande so wenig entspricht?«
    Dem Jünglinge stürzten die Tränen in die Augen, und er konnte dem Hörer nichts antworten, der den vieren sagte, daß sie ruhig sein möchten, denn alles würde gut gehen; hierauf faßte er Don Luis bei der Hand und ging mit ihm beiseit, um ihn zu fragen, warum er sich so auf den Weg gemacht habe.
    Indem er ihm nun diese und andere Fragen vorlegte, hörte man an dem Tore der Schenke ein Schreien, und die Ursache war, daß zwei Gäste, die in der Nacht dort geherbergt hatten und sahen, wie alle Menschen neugierig waren, um zu wissen, was die vier suchten, auf den Gedanken gefallen waren, ohne Bezahlung fortzugehen; der Wirt, der mehr auf seine als auf fremde Geschäfte dachte, hatte sie beim Tore angehalten und sein Geld verlangt, wobei er ihnen ihre böse Absicht mit so derben Worten vorgehalten, daß sie bewogen wurden, ihm mit Faustschlägen zu antworten, die sie ihm auch mit solcher Gewalt zuteilten, daß der arme Wirt sich gezwungen sah, laut um Hülfe zu schreien. Die Wirtin und ihre Tochter sahen keinen andern so wenig beschäftigt, um helfen zu können, als Don Quixote, zu dem die Tochter der Wirtin sagte: »Helft, gnädiger Herr Ritter, um der Tugend willen, die Euch Gott geschenkt hat, meinem armen Vater, den zwei böse Menschen nicht anders wie Getreide mahlen.«
    Worauf Don Quixote sehr gelassen und mit vieler Leutseligkeit antwortete: »Schöne Jungfrau, Eure Bitte kann jetzt unmöglich statthaben, denn es ist mir nicht vergönnt, mich eines neuen Abenteuers zu unterfangen, bis ich ein anderes beschlossen, an welches mich mein Wort gefesselt hält; was aber geschehen kann, um mich Euch gefällig zu erzeigen, sollt Ihr sogleich erfahren; lauft schnell und sagt Eurem Vater, daß er sich in dieser Schlacht nach seinem besten Vermögen halten solle, damit er ja nicht überwunden werde, indes ich mir von der Mi komikonischen Prinzessin die Erlaubnis erbitte, ihm in seinem Drangsale beistehen zu dürfen; denn wenn sie mir solches vergönnt, so haltet Euch versichert, daß ich ihn aus solcher erretten werde.«
    »Nun, meiner Seele!« rief Maritorne aus, die danebenstand, »ehe Ihr die Erlaubnis habt, ist mein Herr schon in der andern Welt.«
    »Vergönnt mir, Señora, daß ich um diese Erlaubnis ansuche«, antwortete Don Quixote, »denn alsbald wird es wenig schaden, ob er schon in der andern Welt sei, denn ich werde ihn zum Trotz dieser ganzen Welt zurückbringen oder ihn zum wenigsten an denen, die ihn dorthin geschickt, auf eine solche Weise rächen, daß ihm mehr als hinlängliche Genugtuung geschehen soll.« Und ohne weiteres warf er sich vor Dorothea auf die Knie nieder und bat in ritterlichen und irrhaften Phrasen, daß ihre Hoheit von der Güte wäre, ihm zu erlauben, daß er sich zum

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