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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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entwische – gab diesem einen Faustschlag, daß ihm das Gesicht mit Blut bedeckt wurde; der Hörer nahm sich seiner an; Don Fernando stand mit den Füßen auf einem Häscher, auf dem er nach Herzenslust herumtanzte; der Wirt fing wieder mit lauter Stimme an um Hülfe für die Heilige Brüderschaft zu schreien, so daß die ganze Schenke Klagen, Rufen, Schreien, Verwirrung, Entsetzen, Furcht, Unheil, Prügel, Maulschellen, Schläge, Tritte und Blutvergießen war. Mitten in diesem Chaos und unseligen Labyrinth von Verworrenheit kam es dem Don Quixote plötzlich in die Gedanken, daß dieses das Getümmel und der Wirrwarr im Lager des Agramant sei, und deshalb schrie er so laut, daß seine Stimme durch die ganze Schenke dröhnte: »Haltet inne, stehet still, seid ruhig, hört mich an, wenn ihr das Leben behalten wollt!«
    Auf diese furchtbare Stimme wurden alle ruhig, und er fuhr fort: »Sagt ich Euch nicht, meine Herren, daß dieses Kastell bezaubert sei und daß es der Wohnsitz von tausend bösen Geistern sein müsse? Zur Bestätigung dessen habt Ihr es mit Eueren eigenen Augen gesehen, wie sich unter uns die Unordnung und Zwietracht des agramantischen Lagers eingeschlichen hat. Seht, wie man hier um ein Schwert, dort um ein Pferd streitet ; hier um einen Adler, dort um einen Helm, und wir alle kämpfen und wissen nicht, was wir wollen. Kommt hieher, mein Herr Hörer, und Ihr, Herr Pfarrer, damit der eine den König Agramant und der andere den König Sobrino vorstelle und so der Friede eingerichtet werde; denn beim allmächtigen Gott! Es ist eine große Hundsfötterei, daß sich so viele treffliche Männer, als hier zugegen sind, um solche Lumpereien ermorden.«
    Die Häscher, die des Don Quixote Redensarten nicht verstanden und sich von Don Fernando, Cardenio und seinen Gefährten so schlecht behandelt sahen, wollten nicht Frieden halten; der Barbier war dazu willig, denn im Kampfe war sein Bart und das Kissen zerrissen worden; Sancho gehorchte beim ersten Wink seines Herrn wie ein redlicher Diener; die vier Diener des Don Luis gaben sich auch zur Ruhe, da sie sahen, daß ihnen die Unruhe nicht bekam, nur der Wirt bestand darauf, daß man die Rasereien des tollen Menschen bestrafen müsse, der alle Augenblicke die Schenke in Aufruhr bringe; endlich aber beruhigte sich der Lärmen, das Kissen blieb ein Sattel bis zum Tage des Gerichts, das Bartbecken ein Helm und die Schenke in Don Quixotes Einbildung ein Kastell.
    Da nun alles friedfertig war und alle auf des Hörers und Pfarrers Zureden Freunde geworden, bestanden die Bedienten des Don Luis von neuem darauf, daß er sogleich mit ihnen umkehren solle, und indem dies geschah, fragte der Hörer den Don Fernando, Cardenio und den Pfarrer um Rat, was er tun solle, wobei er ihnen alles wiederholte, was ihm Don Luis gesagt hatte. Man wurde dahin einig, daß sich Don Fernando den Dienern des Don Luis zu erkennen gab und ihnen sagte, daß es seine Absicht sei, daß Don Luis mit ihm nach Andalusien gehe, wo ihn der Marques, sein Bruder, so aufnehmen würde, wie Don Luis es verdiene, und daß dieser nicht willens sei, jetzt zu seinem Vater zurückzugehen, und wenn man ihn in Stücke risse. Da die viere die Würde des Don Fernando und die Absicht des Don Luis erfuhren, so beschlossen sie unter sich, daß drei zurückkehren sollten, um dem Vater zu erzählen, was sich zugetragen habe, der eine aber sollte zu den Diensten des Don Luis bleiben und ihn nicht eher verlassen, bis jene zurückkämen oder er erführe, was der Vater seinetwegen beschlossen habe.
    So wurden durch das Ansehen des Agramant und die Klugheit des Königs Sobrino diese verworrenen Händel entwickelt; da sich aber der Feind der Eintracht und der Widersacher des Friedens so verspottet und verachtet sah, und wie ihm so wenig Nutzen daraus erwachsen, daß er sie alle in dieses Labyrinth geführt hatte, beschloß er, noch einmal Hand anzulegen und Zwist und Unfrieden von neuem zu erwecken.
    So kam es nun, daß die Häscher ruhig wurden, da sie gemerkt, daß sie mit vornehmen Leuten gestritten hatten; sie zogen sich aus den Händeln zurück, weil sie glaubten, es möchte sich entscheiden, wie es wollte, so würden sie in dieser Schlacht immer den kürzeren ziehen; der eine aber, der von Don Fernando geprügelt und getreten war, erinnerte sich, daß unter anderen Verhaftsbefehlen, die er gegen einige Delinquenten bei sich habe, er auch einen gegen Don Quixote mit sich führe, den die Heilige Brüderschaft deshalb

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