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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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auf der Wanderschaft begegnen wird, die ich vorhabe.«
    Worauf Meister Peter antwortete, der indessen von Don Quixotes Füßen wieder aufgestanden war: »Ich habe schon gesagt, daß dieses Tierchen nichts vom Zukünftigen beantworten kann, denn wenn es antworten könnte, so würde der Mangel des Geldes kein Hindernis sein; denn um dem gnädigen Herrn Don Quixote, welcher gegenwärtig ist, gefällig zu sein, würde ich allen Eigennutz aufopfern. Auch jetzt halte ich es für meine Schuldigkeit, ihm ein Vergnügen zu machen, und darum will ich mein Spiel aufschlagen und allen, die in der Schenke sind, eine Lust machen, ohne die geringste Bezahlung zu verlangen.«
    Als dies der Wirt hörte, war er außerordentlich fröhlich; er bezeichnete sogleich einen Ort, wo das Spiel konnte aufgeschlagen werden, welches in einem Augenblicke geschah. Don Quixote war mit den Wahrsagungen des Affen nicht sonderlich zufrieden; denn es schien ihm ungeziemlich, daß ein Affe wahrsagte, es mochte nun vergangene oder zukünftige Dinge betreffen. Indessen also Meister Peter sein Spiel einrichtete, zog sich Don Quixote mit Sancho in einen Winkel des Stalles zurück, wo er, ohne daß ihn jemand hören konnte, zu jenem sagte: »Siehe, Sancho, ich habe die ungemeine Geschicklichkeit dieses Affen wohl in Erwägung gezogen, und ich finde nach meiner Rechnung, daß dieser Meister Peter, sein Herr, ohne Zweifel mit dem Satan ein Gepakt, ein stillschweigendes und besonderes, errichtet haben muß.«
    »Wenn es ihm der Satan eingepackt hat«, sagte Sancho, »so kann es wohl nichts so Besonderes sein, sondern es ist gewiß etwas Dreckiges; und da kann ich doch nicht einsehen, was es dem Meister Peter hilft, daß er sich dergleichen einpacken läßt.«
    »Du verstehst mich nicht, Sancho, ich meine, daß er mit dem Satan einen Vertrag errichtet haben muß, so daß dieser die Geschicklichkeit in seinen Affen gesenkt, wodurch er sich sein Brot verdient; und wenn jener ihn reich gemacht hat, so muß er dafür seine Seele geben, denn das ist es, was dieser allgemeine Feind sucht. Was mich darauf gebracht hat, ist : daß der Affe nur von vergangenen oder gegenwärtigen Dingen Antwort zu geben weiß; weiter erstreckt sich aber auch die Wissenschaft des Teufels nicht, denn das Zukünftige weiß er nicht als nur durch Vermutungen, und auch das nicht immer, denn nur Gott ist es vorbehalten, den ganzen Umfang der Zeit zu erkennen, für ihn gibt es keine Vergangenheit und keine Zukunft, sondern alles ist Gegenwart. Wenn dem nun so ist, wie es denn ist, so erhellt deutlich, daß dieser Affe aus Gewalt des Teufels spricht, und das nimmt mich sehr wunder, daß ihn die heilige Inquisition nicht ergriffen und examiniert hat, um von ihm herauszubringen, aus was Kraft er wahrsagt ; denn es ist doch ein ausgemachtes Ding, daß dieser Affe kein Astrologus ist, denn weder er noch sein Herr wissen jene Figuren zu zeichnen, durch welche man rechnet und die in Spanien jetzt so gebräuchlich sind, daß es kein altes Weib, keinen Pagen, keinen verdorbenen Schuhflicker gibt, die sich nicht unterstehen sollten, eine solche Figur zu zeichnen, als wenn dies nicht mehr Verstand erforderte, als etwa den Spatenbauer abzuzeichnen, wodurch sie mit ihren Lügen und ihrer Unwissenheit die glorreiche Wahrhaftigkeit dieser Wissenschaft verdunkeln. Von einer Dame weiß ich, daß sie einen von diesen Zeichendeutern fragte, ob eine kleine Hündin, die sie hatte, trächtig werden und werfen würde und wieviel und von welcher Farbe die Jungen sein würden. Worauf der Herr Zeichendeuter, nachdem er seine Figur gemacht, zur Antwort gab, daß die Hündin trächtig werden und drei Junge werfen würde, ein grünes, ein rotes und ein geflecktes; doch unter der Bedingung, daß diese Hündin zwischen eilf und zwölf, bei Tage oder in der Nacht, belegt würde, und zwar an einem Montage oder Sonnabend. Was sich aber ergab, war, daß nach zwei Tagen die Hündin an einer Unverdaulichkeit starb; aber der Herr Prophet blieb doch als der geschickteste Mann in dem nämlichen Ansehen, wie es mit allen oder den meisten dieser Propheten zu geschehen pflegt.«
    »Ich wünschte dennoch«, sagte Sancho, »daß Ihr dem Meister Peter sagtet, daß er seinen Affen fragen möchte, ob das wahr ist, was Euch in der Höhle des Montesinos begegnet ist ; denn ich für meine Person halte, mit Eurer gnädigen Erlaubnis, dafür, daß alles nur Lug und Trug oder wenigstens Traum und Schaum war.«
    »Alles wäre möglich«, antwortete

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