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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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verborgen und geheimgehalten, bis es mir schien, sie würde durch eine gewisse Geschwulst am Bauche der Antonomasia bekannter werden, aus welcher Besorgnis wir drei eine Beratschlagung anstellten, woraus sich ergab, daß, bevor dieser Handel an das Licht kommen sollte, Don Clavijo von dem Vicarius die Antonomasia zu seiner Frau begehren sollte, kraft einer Schrift, welche die Infantin ausgestellt hatte, seine Gemahlin zu sein, und die vermöge meiner Klugheit so kräftig und bindend war, daß Simson sie selber nicht hätte zerreißen können. Dies geschah mit aller Sorgfalt; der Vicarius sah die Schrift, derselbe Vicarius ließ die Prinzessin beichten; sie beichtete alles, und er gebot ihr, die Schrift bei dem obersten Alguazil, einem sehr geehrten Manne, niederzulegen.«
    Jetzt sagte Sancho: »Also auch in Candaya gibt es Alguazils, Poeten und Seguidillas? Jetzt will ich darauf schwören, es ist allenthalben in der Welt ein und dasselbe; aber eilt auch, meine gnädige Frau Dreischleppina, denn es ist schon spät, und ich sterbe fast, das Ende dieser langen Geschichte zu erfahren.«
    »Das will ich tun«, antwortete die Gräfin.

    6. [39.] KAPITEL
    In welchem die Dreischleppina ihre erstaunliche und
    denkwürdige Geschichte fortsetzt

    Über jedes Wort, welches Sancho sagte, war die Herzogin ebenso erfreut, als Don Quixote außer sich war, dieser befahl ihm auch zu schweigen, und die Schmerzenreich fuhr auf folgende Weise fort: »Endlich, nach vielen Fragen und Antworten, bei welchen die Infantin immer auf ihrer Rede blieb, ohne nur im mindesten von ihrer ersten Erklärung abzuweichen, sprach der Vicarius zugunsten des Don Clavijo und gab sie ihm als seine rechtmäßige Gemahlin, worüber Doña Maguncia, die Mutter der Infantin Antonomasia, so großen Verdruß hatte, daß wir sie nach drei Tagen begruben.«
    »So ist sie gewiß gestorben«, sagte Sancho.
    »Das ist klar«, sagte Dreischleppino, »denn in Candaya begräbt man nicht die lebendigen Leute, sondern die toten.«
    »Ich habe schon, Herr Stallmeister«, versetzte Sancho, »einen Ohnmächtigen begraben sehen, den man für tot hielt, und mir scheint es, als wenn die Königin Maguncia eher verpflichtet gewesen wäre, in Ohnmacht zu fallen, als zu sterben, denn wenn man nur leben bleibt, lassen sich noch viele Dinge in Ordnung bringen, und die Infantin hatte ja auch keinen so großen Fehler begangen, daß sie es hätte müssen so sehr hoch aufnehmen. Wenn sich diese Prinzessin mit einem von ihren Pagen verheiratet hätte oder sonst mit einem Bedienten aus dem Hause, wie es viele andere gemacht haben, wie ich mir habe sagen lassen, dann wäre das Unglück ohne Hülfe gewesen; aber daß sie sich mit einem so edlen und so geschickten Ritter verheiratete, wie man ihn uns beschrieben hat, wahrlich, wahrlich, das war zwar eine Torheit, aber keine so große, als man denken sollte, denn nach den Belehrungen meines Herrn, der hier zugegen ist und mich nicht wird Lügen strafen, kann man, wie man aus den gelehrten Leuten Bischöfe macht, aus den Rittern, vollends wenn sie irrende sind, Könige und Kaiser machen.«
    »Du hast recht, Sancho«, sagte Don Quixote, »denn ein irrender Ritter, wenn er nur um zwei Lot Glück hat, hat die nächste Anwartschaft, der größte Herr auf Erden zu werden. Aber die Dame Schmerzenreich fahre fort, denn mir leuchtet ein, daß ihr das Bittere dieser bisher süßen Geschichte noch zu erzählen übrigbleibt.«
    »Ach! und welches Bittere bleibt mir noch übrig!« antwortete die Gräfin, »und zwar solches, daß Wermut dagegen wohlschmeckend und Koloquinten süß zu nennen sind. Da nun die Königin gestorben und nicht in Ohnmacht gefallen war, so begruben wir sie, und kaum hatten wir sie mit Erde zugedeckt, kaum hatten wir das letzte Lebewohl gesagt, als – ›quis talia fando temperet a lacrymis?‹ – auf einem Pferde von Holz gerade über dem Grabmal der Königin der Riese Malambruno erschien, der nächste Vetter der Maguncia, der außerdem, daß er grausam, auch noch ein Zauberer war, der durch seine Künste, um den Tod seiner Blutsfreundin zu rächen und die Kühnheit des Don Clavijo zu strafen, sowie aus Zorn über das Übermaß der Antonomasia, sie beide auf dem nämlichen Grabmale bezaubert ließ: sie in eine eherne Schlange verwandelt und ihn in ein schreckliches Krokodil von einem unbekannten Metall. Zwischen beiden steht ein Postament, ebenfalls aus Metall, und auf ihm eine Schrift in syrischer Sprache, die ins Candayische und

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