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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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blende dich bei einem fremden Handel: denn die Fehler, die du dann begehst, werden meist nicht zu vermitteln sein, und wenn es geschieht, geschieht es nur auf Kosten deines Kredits und selber deines Vermögens.
    Wenn eine schöne Frau kommt und Gerechtigkeit von dir verlangt, so verschließe deine Augen vor ihren Tränen und deine Ohren vor ihren Seufzern und erwäge aus der Ferne den Inhalt ihrer Bitte, wenn du nicht willst, daß dein Verstand sich in ihren Tränen und deine Tugend in ihren Seufzern vernichten soll.
    Denjenigen, den du mit der Tat strafst, behandle nicht übel mit Worten, denn für den Unglücklichen reicht die wirkliche Züchtigung hin, ohne daß du noch böse Reden hinzufügst.
    Den Angeklagten, der zu deinem Verhör kömmt, betrachte als einen armen Menschen, der allen Schwachheiten unserer verdorbenen Natur unterworfen ist, und zeige dich von deiner Seite, ohne dem Gegenteile Unrecht zu tun, mitleidig und gütig, denn wenn die Eigenschaften Gottes auch alle gleich sind, so glänzt und schimmert in unseren Augen die seiner Barmherzigkeit doch mehr als die seiner Gerechtigkeit.
    Wenn du diesen Vorschriften und Regeln folgst, Sancho, so werden deine Tage lange dauern, dein Ruhm wird ewig, deine Belohnung groß, dein Glück unaussprechlich sein; du wirst deine Kinder nach deinem Wunsche verheiraten, es wird ihnen sowie deinen Enkeln wohlgehen; du wirst in Frieden und zur Freude der Menschen leben, und auf der Grenze deines Lebens wird dich der Tod in einem erfreulichen und reifen Alter treffen, und die zarten und liebenden Hände deiner Urenkelchen werden dir die Augen zudrücken. Was ich dir bisher gesagt habe, waren Anleitungen, deine Seele auszuschmücken; höre jetzt, was du für den Schmuck deines Körpers zu tun hast.«

    10. [43.] KAPITEL
Die zweiten Ermahnungen, welche Don Quixote dem
Sancho gab

    Wer sollte wohl diese Reden des Don Quixote gehört und ihn nicht für sehr gescheit und noch rechtschaffener gehalten haben? Aber, wie oftmals im Verlaufe dieser großen Historie erinnert worden ist, er schoß nur in das Blaue, wenn er für das Ritterwesen geladen hatte, und zeigte übrigens einen hellen und heitern Verstand, so daß alle Augenblicke seine Handlungen seine Worte und seine Worte seine Handlungen Lügen straften; doch in diesen zweiten Anweisungen, die er dem Sancho gab, zeigte er sich von der ergötzlichen Seite, weil hier sein Verstand und seine Torheit auf derselben Linie standen. Sancho hörte ihm sehr aufmerksam zu und bemühte sich, diese Ermahnungen in seinem Gedächtnisse aufzubewahren, wie einer, der sie zu beobachten meinte, um vermittelst ihrer in der Schwanger schaft seiner Statthalterei zur glücklichen Entbindung zu gelangen. Don Quixote aber fuhr fort und sagte:
    »Was nun anbetrifft, Sancho, wie du deine Person und dein Haus regieren mußt, so ist das erste, was ich dir zur Pflicht mache, daß du dich sauberhältst und dir die Nägel beschneidest und sie nicht so lang wachsen lässest, wie manche tun, die sich aus Unwissenheit einbilden, daß lange Nägel die Hände verschönern, als wenn dieser Auswurf und Überfluß, den sie zu beschneiden unterlassen, noch Nägel wären und nicht vielmehr die Klauen eines Raubvogels: ein unsauberer und widersinniger Mißbrauch.
    Trage dich nicht, Sancho, lose und nachlässig, denn eine liederliche Kleidung zeigt immer ein unordentliches Gemüt an; wenn diese Nachlässigkeit nicht sogar Schelmerei verbergen soll, wofür man die des Julius Caesar halten wollte.
    Fühle es mit Verstand heraus, wieviel die Einkünfte deines Amtes vermögen, und vertragen sie, daß du deinen Bedienten Livree geben kannst, so gib sie ihnen nicht sowohl glänzend und prächtig als bequem und anständig und teile sie zwischen den Bedienten und den Armen; ich meine, daß, wenn du sechs Pagen kleiden kannst, so kleide nur drei und drei Arme, so wirst du Pagen im Himmel und auf Erden haben; und diese neue Weise, Livree zu geben, sucht keiner der eitlen Prahler nachzuahmen.
    Iß weder Knoblauch noch Zwiebeln, damit man nicht aus dem Geruche dein gemeines Wesen erkenne. Geh langsam. Sprich ruhig; doch nicht so, daß es scheint, du hörtest dir selber zu, denn alle Affektation ist widerwärtig.
    Iß wenig zu Mittage und abends noch weniger: denn die Gesundheit des ganzen Körpers wird in der Werkstätte des Magens zubereitet.
    Sei mäßig im Trinken und bedenke, daß reichlich genossener Wein weder Geheimnisse bewahrt noch ein Wort erfüllt.
    Gib acht, Sancho,

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