Don Quixote
Sitze ein, in ihre Schleier bis über die Augen und selbst bis über die Brust verhüllt, mit den Gebärden einer gewaltigen Unruhe, indem Don Quixote in den Schranken hielt. Bald darauf, von vielen Trompetern begleitet, erschien an einer Seite des Platzes auf einem großen Rosse, das heftig stampfte, der große Lakai Tosilos mit niedergelassenem Visier und gänzlich in tüchtige und glänzende Waffenstücke eingeklammert. Das Pferd zeigte sich als kräftig, breit und von Farbe gefleckt; ein Stein Wollenhaar hing ihm an jedem Vorder- und Hinterfuße. Der tapfere Kämpfer kam, wohl von dem Herzoge, seinem Herrn, unterrichtet, wie er sich mit dem tapfern Don Quixote von la Mancha zu benehmen habe, vielmals erinnert, daß er ihn ja auf keine Weise umbringen solle, sondern dahin sehen, dem ersten Angriffe auszuweichen, um sich nicht in Lebensgefahr zu setzen, in der er sich ohne Zweifel befände, wenn er im vollen Rennen auf ihn stieße. Er ritt um den Platz, und als er hingekommen war, wo die Dueñas saßen, hielt er eine Weile, um die zu beschauen, die ihn zum Gemahl verlangte. Der Marschall rief Don Quixote, der sich schon auf dem Platze darstellte, und sprach neben Tosilos mit den Dueñas, welche er fragte, ob sie darein willigten, daß sich für ihr Recht Don Quixote von la Mancha einstelle. Sie sagten ja, und daß alles, was er in diesem Handel tun würde, gut getan und gültig und rechtskräftig sein sollte. Der Herzog und die Herzogin hatten sich indessen schon auf eine Galerie verfügt, die auf die Schranken niedersah, welche mit unzähligen Leuten umzingelt waren, die den Ausgang dieses nie gesehenen Kampfes erwarteten. Die Bedingung der Kämpfenden war, daß, wenn Don Quixote obsiegte, sein Gegner sich mit der Tochter der Doña Rodriguez verheiraten mußte, wäre er aber der Besiegte, so war sein Mitkämpfer seines Wortes frei, ohne irgendeine andere Genugtuung zu geben. Der Meister der Zeremonien teilte ihnen Sonne und stellte beide dahin, wo sie stehen mußten. Die Trommeln erschallten, die Luft ward vom Klange der Trompeten erfüllt, unter ihren Füßen zitterte die Erde; die Herzen der zuschauenden Menge waren voller Erwartung, einige fürchteten und andere hofften den guten oder den bösen Ausgang dieses Handels.
Don Quixote nun, sich von ganzem Herzen Gott, unserm Herrn, und der Doña Dulcinea von Toboso empfehlend, wartete nur darauf, daß man das letzte Zeichen zum Angriff geben sollte; jedoch unser Lakai hatte ganz verschiedene Gedanken: er dachte an nichts anderes als an das, was man jetzt erzählen wird.
Es scheint wohl, daß, als er seine Feindin so in der Nähe beschaute, sie ihm das schönste Weib zu sein schien, das er noch in seinem ganzen Leben gesehen hatte; und der blinde Knabe, den man in der Gegend hier nur gewöhnlich Amor zu nennen pflegt, wollte diese Gelegenheit, die sich ihm darbot, nicht verlieren, über eine lakaiische Seele zu triumphieren und sie in die Liste seiner Trophäen einzutragen; er näherte sich ihm also ganz leise, ohne daß ihn jemand sah, und stieß dem armen Lakaien einen Pfeil von zwei Ellen in die linke Seite, womit er ihm das Herz durch und durch spaltete; was er auch wahrlich sehr leicht tun konnte, denn Amor ist unsichtbar und dringt ein, wo er nur immer will, ohne daß ihn jemand wegen seiner Taten zur Rede stellt. Als daher das Zeichen zum Angriffe gegeben war, stand unser Lakai so entzückt, indem er die Schönheit derjenigen erwog, die schon die Gebieterin seiner Freiheit geworden war, daß er den Klang der Trompete gar nicht vernahm, den Don Quixote sehr gut hörte und, kaum ihn hörend, alsobald dahersprengte und im heftigsten Rennen, so schnell es nur sein Rozinante aushalten konnte, gegen seinen Feind stürzte; und indem ihn sein Stallmeister Sancho abfahren sah, rief dieser mit lauter Stimme: »Gott geleite dich, du Blume und Ausbund der irrenden Ritter; Gott gebe dir den Sieg, denn du hast das Recht auf deiner Seite.« Und obgleich Tosilos Don Quixote auf sich loskommen sah, bewegte er sich doch nicht einen Schritt von seinem Platze; sondern er rief vielmehr mit lauter Stimme den Marschall herbei, und als dieser gekommen, um zu sehen, was er verlange, fragte er ihn: »Mein Herr, geschieht diese Schlacht nicht deshalb, daß ich mich mit der Dame da vermähle oder nicht vermähle?«
»So ist es«, war die Antwort.
»Also denn«, sagte der Lakai, »fürchte ich mich meines Gewissens und halte es für eine zu große Sünde, wenn diese Schlacht vor sich
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