Don Quixote
daß sich Dulcinea
Nie aus der Verzaubrung füge.
Büße sie durch harte Strafe
Das Verbrechen, das du übtest ;
Oft schlägt man bei mir zu Hause
Den Gerechten für den Sünder.
Deine besten Abenteuer
Gehn in teures Elend über,
Dein Vergnügen schwind in Träumen,
Deine Treu in nichts zertrümmre.
Du Bireno hart, Aeneas flüchtig,
Satan mit dir, der vergelt's dir tüchtig!
Von Sevilla bis Marchena
Nenne man dich falsch und trügend,
Von Granada bis nach Loxa,
Von London zu England 'nüber.
Spielst du Lombre und Primero
Und Piquet, müssen die Trümpfe
Und die Kön'ge und die Sieben,
Alle As dir werden flüchtig.
Wenn du dir die Leichdorn schneidest, Mag das Blut dem Schnitt entspritzen,
Läßt du Zähne dir ausziehen,
Bleiben stehen dir die Stümpfe!
Du Bireno hart, Aeneas flüchtig,
Satan mit dir, der vergelt's dir tüchtig!
Indessen sich auf diese Weise die traurige Altisidora beklagte, schaute Don Quixote sie unverwandt an, kehrte sich sodann, ohne etwas zu antworten, gegen Sancho und sagte: »Bei dem Leben deiner Ahnen, o mein Sancho, beschwöre ich dich, mir eine Wahrheit zu sagen: Sprich, hast du denn vielleicht die drei Mützen und die Bänder mitgenommen, von denen diese verliebte Jungfrau spricht?«
Worauf Sancho antwortete: »Die drei Mützen habe ich mitgenommen, die Bänder aber sowenig als die Fahne vom Kirchturme.«
Die Herzogin verwunderte sich über die Leichtfertigkeit der Altisidora, denn ob sie sie gleich für aufgeräumt, lustig und leichtfertig gehalten hatte, so hatte sie doch nie geglaubt, daß sie dergleichen unternehmen könne; und da sie von dem Spaße nichts gewußt hatte, so war ihr Erstaunen um so größer. Der Herzog wollte den Scherz auf das Äußerste treiben und sagte: »Nicht edel scheint es mir, Herr Ritter, daß, nachdem Ihr in meinem Schlosse die freundschaftliche Aufnahme empfangen habt, welche Euch widerfahren ist, Ihr so kühn seid, die drei Schlafmützen mindestens und vielleicht selbsthöchstens die Strumpfbänder meiner Kammerfrau zu entführen: Zeichen einer üblen Gesinnung, Züge, welche mit Eurem Rufe nicht übereinstimmen; gebt die Bänder heraus, oder ich fordere Euch auf Leben und Tod, ohne Furcht, daß schelmische Zauberer mich verwandeln oder mein Gesicht entstellen, wie sie es meinem Lakaien Tosilos getan haben, der mit Euch den Kampf unternehmen wollte.«
»Das verhüte Gott«, antwortete Don Quixote, »daß ich das Schwert gegen Eure durchlauchtige Person entblöße, von der mir so viele Gnade widerfahren ist ; die Mützen sollen herausgegeben werden, weil Sancho sagt, daß er solche habe; in Ansehung der Strumpfbänder aber ist es unmöglich, denn ich habe sie sowenig wie er bekommen, und wenn Eure Kammerfrau nur in ihren verborgenen Örtern nachsucht, so wird sie selbige gewiß finden. Ich, Herr Herzog, bin niemals ein Dieb gewesen, denke es auch in meinem ganzen Leben nicht zu sein, wenn Gott nicht seine Hand von mir abzieht. Diese Jungfrau spricht, wie sie selbst sagt, als eine Verliebte, woran ich keine Schuld habe, und darum habe ich auch nicht um Verzeihung zu bitten, weder sie noch Eure Exzellenz, die ich anflehe, eine bessere Meinung von mir zu hegen und mir von neuem die Erlaubnis zu geben, meine Reise fortzusetzen.«
»Gott verleihe sie Euch so glücklich«, sagte die Herzogin, »Herr Don Quixote, daß wir immer glückliche Nachrichten von Euren Tathandlungen empfangen; und reist in Gottes Namen, denn indes Ihr zögert, facht Ihr nur das Feuer im Busen der Jungfrauen an, welche Euch sehen, die meinige aber will ich so bestrafen, daß sie sich in Zukunft niemals wieder, weder mit Mienen noch mit Worten, vergehen soll.«
»Nur ein Wort, nicht mehr mußt du noch anhören, o tapferer Don Quixote«, sagte hierauf Altisidora, »daß ich dich nämlich wegen der Entwendung der Strumpfbänder um Verzeihung bitte, denn bei Gott und meiner Seele, ich habe sie umgebunden, und ich bin so zerstreut wie jener, der auf dem Esel saß und ihn suchte.«
»Das sagt ich ja«, sprach Sancho, »ich bin wohl der Mann darnach, einen Diebstahl zu begehen, denn wenn ich das wollte, so war es mir nur ein Spaß, es in meiner Statthalterschaft mit der besten Gelegenheit zu tun.«
Don Quixote neigte das Haupt und machte den Herzogen und allen Umstehenden eine Verbeugung, worauf er den Rozinante umlenkte und, indem ihm Sancho auf dem Grauen folgte, das Schloß verließ und den Weg nach Saragossa einschlug.
6. [58.] KAPITEL
Enthält, wie sich
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