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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Sprichwort zu halten: Das Geben und Behalten muß man mit Verstand verwalten.«
    Don Quixote lachte und bat, daß man auch das andere Tuch abnehmen möchte, unter welchem sich das Bildnis des Schutzheiligen von Spanien zeigte, mit blutigem Schwerte, Mohren verjagend und über ihren Köpfen fortreitend, und indem es Don Quixote sah, sagte er: »Auch dieser ist ein Ritter und aus dem Geschwader Christi, er heißt Don Sankt Diego Mohrentö ter, einer von den tapfersten Heiligen und Rittern, die nur je die Welt besaß und welche der Himmel jetzt besitzt.«
    Sie nahmen ein anderes Tuch ab, und man sah den Sturz des Sankt Paulus vom Pferde, mit allen Umständen, wie man immer die Geschichte seiner Bekehrung zu malen pflegt. Als er sich nun so täuschend zeigte, daß man hätte glauben sollen, man hörte Christum sprechen und Paulum antworten, sagte Don Quixote: »Dieser war der größte Feind, den die Kirche des Herrn unsers Gottes damals hatte, und ihr größter Verteidiger, den sie jemals haben wird, irrender Ritter durch sein Leben und Heiliger festen Fußes durch seinen Tod: ein unermüdlicher Arbeiter im Weinberge des Herrn, ein Lehrer der Völker, dem der Himmel zur Schule gedient hatte und den Jesus Christus selbst als Doktor und Meister unterrichtet hatte.«
    Weiter waren keine Bilder, und darum befahl Don Quixote, daß man sie wieder zudecken solle, worauf er zu denen sagte, welche sie trugen: »Ich halte es für eine gute Vorbedeutung, ihr Kinder, daß ich das gesehen habe, was ich gesehen habe, denn diese Heiligen und Ritter trieben dasselbe Gewerbe, welches ich treibe, nämlich die Ausübung der Waffen, nur findet sich der Unterschied zwischen ihnen und mir, daß sie Heilige waren und nach dem Göttlichen rangen, ich aber ein Sünder bin und nach dem Menschlichen ringe. Sie eroberten den Himmel durch die Gewalt ihrer Arme, denn der Himmel leidet Gewalt, ich weiß aber nicht, was ich bisher durch die Gewalt aller meiner Leiden erobert habe; wenn aber nur meine Dulcinea von Toboso aus ihrem Zustande erlöst wird, um mein Glück zu erhöhen und meinen Verstand zu verbessern, so kann es sein, daß ich meine Schritte alsdann auf einen bessern Weg lenke, als ich bisher betreten habe.«
    »Gott erhöre dies, und der Satan sei taub«, rief Sancho bei dieser Gelegenheit aus.
    Die Leute verwunderten sich, sowohl über die Gestalt wie über die Reden des Don Quixote, ohne nur die Hälfte von dem zu begreifen, was er ihnen sagen wollte. Sie endigten ihre Mahlzeit, nahmen ihre Bilder auf und sagten Don Quixote Lebewohl, indem sie ihren Weg verfolgten. Sancho war von neuem über alles, was sein Herr wußte, so erstaunt, als wenn er ihn noch nie gekannt hätte, denn er glaubte, daß keine Geschichte oder keine Begebenheit in der Welt sei, die er nicht an den Fingern hersagen könne und auswendig wisse. »Wahrlich«, rief er aus, »wenn das, mein teurer Herr, was uns jetzt begegnet ist, ein Abenteuer genannt werden kann, so ist es eins der lieblichsten und köstlichsten, die uns nur auf unserer ganzen Wanderschaft zugestoßen sind; ohne Schläge und ohne Angst haben wir es beendigt, ohne die Hand an den Degen zu legen noch mit dem Leibe auf die Erde zu schlagen oder Hunger zu erleiden; gelobt sei Gott, daß es mir vergönnt war, dergleichen mit meinen eigenen Augen zu sehen.«
    »Du sprichst recht, Sancho«, sagte Don Quixote; »aber du mußt wissen, daß nicht alle Zeiten gleich sind oder sich auf gleiche Weise gebärden; und das, was der Pöbel gewöhnlich Vorbedeutungen zu nennen pflegt, die nirgend in der Vernunft gegründet sind, werden von den Verständigen nur für glückliche Zufälle gehalten. Einer von diesen Abergläubischen stand am Morgen auf, ging aus seinem Hause und begegnete einem Mönche von dem Orden des heilbringenden Sankt Franziskus, worauf er so schnell, als wenn er einem Greifen begegnet wäre, wieder umkehrte und in sein Haus zurückging. Einem andern, Mendoza, wurde das Salz über den Tisch geschüttet, wodurch sich ihm zugleich eine Melancholie in das Herz schüttete, als wenn die Natur gezwungen wäre, ein künftiges Unglück durch dergleichen Kleinigkeiten, wie die erzählten Dinge sind, vorherzusagen. Der verständige Christ wird nicht durch Armseligkeiten das finden wollen, was der Himmel tun will. Als Scipio nach Afrika kam, fiel er hin, indem er auf das Land sprang, dies hielten seine Soldaten für eine schlimme Vorbedeutung; er aber faßte die Erde in seine Arme und sagte: ›Du kannst mir

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