Don Quixote
ist ausgearbeitet von einem der größten Zauberer und Hexenmeister, die die Welt noch gehabt hat; ich glaube, er war seiner Geburt nach ein Pole und ein Schüler des berühmten Scoto, von dem so viele Wunder erzählt werden; er war hier in meinem Hause und hat mir für die Belohnung von tausend Talern, die ich ihm gab, diesen Kopf verfertigt, der die Eigenschaft und Tugend besitzt, daß er auf alles antwortet, worüber man ihn ins Ohr befragt. Er machte seine Zirkel, malte Charaktere, beobachtete die Gestirne, zeichnete seine Punkte, und kurz, brachte ihn mit der Vollkommenheit hervor, die wir morgen an ihm sehen werden, denn alle Freitage ist er stumm, und da heute dieser Tag ist, so müssen wir notwendig bis morgen warten. Indessen könnt Ihr darüber nachdenken, was Ihr ihn fragen wollt, denn ich weiß aus Erfahrung, daß er in allen seinen Antworten die Wahrheit spricht.«
Don Quixote war über die Tugend und Eigenschaft des Kopfes in Verwunderung und konnte dem Don Antonio keinen Glauben beimessen; da aber nur ein so kurzer Zwischenraum war, um die Erfahrung zu machen, so wollte er nichts weiter sagen, außer daß er ihm dafür dankte, daß er ihm ein so großes Geheimnis anvertraut habe. Sie verließen das Zimmer, Don Antonio verschloß die Tür mit einem Schlüssel, worauf sie sich in den Saal begaben, in welchem sich die übrigen Ritter befanden. Indessen hatte Sancho diesen viele Abenteuer und Begebenheiten erzählt, die seinem Herrn zugestoßen waren. Am Abend nahmen sie Don Quixote, um mit ihnen auszugehen, nicht bewaffnet, sondern zum Spazierritt, bekleidet mit einem langen Talar von lichtbraunem Tuche, in welchem der Frost damals Schweiß hätte vergießen können. Sie befahlen ihren Dienern, den Sancho so zu unterhalten, daß er durchaus nicht aus dem Hause käme. Don Quixote ritt nicht auf dem Rozinante, sondern auf einem ansehnlichen Maultiere, das bequem ging und schön aufgeschmückt war. Sie legten ihm den Talar an und hefteten ihm, ohne daß er es gewahr wurde, auf dem Rücken ein Pergament fest, auf dem mit großen Buchstaben geschrieben stand: ›Dieses ist Don Quixote von la Mancha.‹ Sowie sie ihren Ritt anfingen, zog der Zettel die Augen aller auf sich, die ihn betrachten wollten, und sowie sie lasen: ›Dieses ist Don Quixote von la Mancha‹, verwunderte sich Don Quixote, daß alle, die ihn sahen, ihn nannten und kannten, er wendete sich zu Don Antonio, der an seiner Seite ritt, und sprach zu ihm: »Groß ist der Vorzug, den die irrende Ritterschaft in sich begreift, denn derjenige, der sich ihr widmet, wird dadurch in allen Teilen der Erde bekannt und berühmt: denn seht nur, Herr Don Antonio, daß selbst die Gassenjungen dieser Stadt mich kennen, ohne mich jemals gesehen zu haben.«
»So ist es, Herr Don Quixote«, antwortete Don Antonio, »denn wie das Feuer nicht verschlossen und verborgen bleiben kann, so kann auch die Tugend nicht unbekannt bleiben, und der Ruhm, der durch die Ausübung der Waffen erworben wird, überleuchtet und überglänzt jeden andern Ruhm.«
Es traf sich, daß, indem Don Quixote unter dem Geschrei fortritt, ein Kastilianer, der den Zettel auf den Schultern las, mit lauter Stimme sagte: »Hole doch der Teufel den Don Quixote von la Mancha; wie, bis hierher bist du gekommen, ohne an den unzähligen Prügeln zu sterben, die du auf dem Buckel hast? Du bist ein Narr, und wenn du es nur allein wärst und innerhalb des Gebietes deiner Narrheit bliebst, so wäre das Übel noch geringer; aber du hast die Eigenschaft, alle diejenigen in Narren und Dummköpfe zu verwandeln, die sich mit dir abgeben und mit dir umgehen, zum Beispiel diese Herren, die dich begleiten. Gehe doch, Dummkopf, nach deinem Hause zurück und sieh nach deinem Vermögen, nach deiner Frau und deinen Kindern und unterlaß diese einfältigen Streiche, die dir das Gehirn verzehren und den Verstand ganz abschöpfen.«
»Freund«, sagte Don Antonio, »geht Eures Weges und gebt nicht Rat, wo man keinen von Euch verlangt. Der Herr Don Quixote von la Mancha ist sehr gescheit, und wir, die wir ihn begleiten, sind keine Toren; die Tugend muß geehrt werden, wo man sie auch immer finden mag, geht zum Henker und mengt Euch nicht in Sachen, die Euch nichts angehen.«
»Ihr habt bei Gott recht«, antwortete der Kastilianer, »denn diesem trefflichen Manne Rat geben heißt gegen den Stachel lecken; aber ich bedauere es dessenungeachtet sehr, daß der gute Verstand, den dieser Dummkopf in allen Dingen haben
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