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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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soll, so durch den Kanal seiner irrenden Ritterschaft abgeleitet wird; und der Henker, den Ihr nanntet, sei mit mir und mit allen meinen Nachkommen, wenn ich von heute an, und sollte ich selbst mehr Jahre als Methusalem erleben, irgend jemandem einen guten Rat gebe, und wenn er mich selbst darum bittet.«
    Damit ging der Ratgeber weg, und der Spazierritt wurde fortgesetzt; aber das Gedränge der Jungen und der übrigen Leute, die den Zettel lesen wollten, war so groß, daß ihn Don Antonio ablösen mußte, als wenn er ihm sonst etwas abnähme.
    Die Nacht kam, sie ritten nach Hause, wo sich eine Tanzgesellschaft von Damen befand, denn die Gemahlin des Don Antonio, die ebenso aufgeräumt als schön und verständig war, hatte einige Freundinnen zu sich eingeladen, damit sie ihrem Gaste Ehre erwiesen und sich an seinen unerhörten Narrheiten ergötzten. Es kamen verschiedene, die Abendmahlzeit war prächtig, und um zehn Uhr wurde der Ball eröffnet. Unter diesen Damen waren zwei, die zu Schelmereien und Possen aufgelegt waren, und ob sie gleich durchaus sittsam waren, konnten sie dennoch leichtfertig scheinen, um Veranlassung zu geben, daß ohne Widerwärtigkeit der Scherz alle erheitere. Diese wetteiferten miteinander, den Don Quixote zum Tanze aufzufordern, den sie nicht nur am Leibe, sondern auch in der Seele ermatteten. Es war merkwürdig, die Gestalt des Don Quixote zu sehen, so hoch, ausgereckt, dürr, bleich, mit engen Kleidern, ohne Anstand zum Tanz und äußerst schwerfällig. Die ausgelassenen Weiber bewarben sich wie heimlich um ihn, und er verschmähte sie ebenso heimlich; da er sich aber von ihren Zärtlichkeiten mehr bedrängt sah, rief er mit lauter Stimme: »Fugite, partes adversae! Laßt mich in Ruhe, ungeziemende Gedanken, fort von mir, Ihr Damen, mit Euren Wünschen! denn diejenige, welche meine Seele regiert, die unvergleichliche Dulcinea von Toboso, gibt es nicht zu, daß andere Reize als die ihrigen mich zum Sklaven machen.« Und mit diesen Worten setzte er sich in die Mitte des Saals auf die Erde nieder, ermüdet und zermalmt von der Arbeit des Springens. Don Antonio veranstaltete, daß man ihn in sein Bett trug, und der erste, der ihn anfaßte, war Sancho, wel cher sagte: »Nun wißt Ihr's doch, mein gnädiger Herr, daß Ihr gesprungen habt; meint Ihr, daß alle tapfern Leute tänzerisch sind und alle irrenden Ritter springerisch? Nun, wenn Ihr das geglaubt habt, so seid Ihr im Irrtum gewesen; es gibt manchen, der sich untersteht, einen Riesen totzuschlagen, und der darum doch keine Kapriole schneiden kann; wär es darauf angekommen, einen Klatschtanz mit den Sohlen zu machen, so hätte ich mich für Euch einstellen können, denn mit den Sohlen kann ich klatschen wie ein Engel; aber im Tanzen bin ich auch nur ein Stümper.«
    Mit diesen und andern Reden brachte Sancho alle zum Lachen, die auf dem Balle waren, er schaffte seinen Herrn ins Bett und deckte ihn warm zu, damit er die Erkältung von seinem Tanze ausschwitzen möchte.
    Am folgenden Tage schien es Don Antonio gut, die Probe mit dem bezauberten Kopfe anzustellen, deshalb verschloß er sich mit Don Quixote, Sancho und zwei andern Freunden, nebst den beiden Damen, die Don Quixote zu Boden getanzt hatten und die in dieser Nacht bei der Gemahlin des Don Antonio geblieben waren, in dem Zimmer, in welchem der Kopf war. Er sagte ihnen die Eigenschaft, welche er besäße, empfahl ihnen die Verschwiegenheit und erklärte, daß dieses der erste Tag sei, an welchem er die Kraft des bezauberten Kopfes versuchen wolle; außer den beiden Freunden des Don Antonio wußte keiner weiter um das Wesen mit dem Kopfe, und wenn es diesen Freunden Antonio nicht entdeckt hätte, so würden sie unvermeidlich in dasselbe Erstaunen verfallen sein, in welches die übrigen gerieten: so geschickt und künstlich war die Einrichtung.
    Der erste, der sich dem Ohre des Kopfes näherte, war Don Antonio selbst, dieser sagte mit leiser Stimme, doch so laut, daß es alle hören konnten: »Sage mir, Kopf, durch die Kraft, welche du besitzest, welche Gedanken habe ich jetzt?«
    Und der Kopf antwortete, ohne die Lippen zu bewegen, mit einer hellen und deutlichen Stimme, so daß alle folgendes vernehmen konnten: »Ich urteile nicht über Gedanken.«
    Als sie dies hörten, waren alle erschrocken, da sie wohl sahen, daß weder im ganzen Zimmer noch in der Gegend des Tisches sich eine menschliche Person befand, welche hätte antworten können. »Wieviel sind wir hier«, fragte Don

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