Don Quixote
befand, und einer von ihnen, der nämliche, an den der Brief des Roque gerichtet gewesen, sagte mit lauter Stimme zu Don Quixote: »Seid unsrer Stadt willkommen, o Spiegel, Leuchtturm, Angelstern und Kompaß der ganzen irrenden Ritterschaft, wo sie nur immer am weitläufigsten enthalten sein mag. Noch einmal willkommen sei uns der tapfre Don Quixote von la Mancha; nicht der falsche, nicht der erdichtete, nicht der unechte, den man uns kürzlich in falschen Historien dargestellt hat, sondern der wahrhaftige, der rechtmäßige und authentische, den uns Cide Hamete Benengeli beschrieben hat, die Blume der Geschichtschreiber.«
Don Quixote sagte kein Wort, die Ritter erwarteten auch nicht, daß er etwas antworten sollte, sondern sie ritten mit den übrigen, die ihnen gefolgt waren, hin und wider, worauf sie anfingen, um Don Quixote mit künstlichen Wendungen in die Runde zu reiten, welcher sich gegen Sancho wandte und sagte: »Diese haben uns gut erkannt, ich wette, daß sie unsre Ge schichte gelesen haben, so gut wie die, die der Aragoneser kürzlich hat drucken lassen.«
Der Ritter, welcher mit Don Quixote gesprochen hatte, kam noch einmal zurück und sagte: »Es beliebe Euch, mein gnädiger Herr Don Quixote, mit uns zu kommen, denn wir sind alle Eure Diener und große Freunde des Roque Guinart.«
Worauf Don Quixote antwortete: »Wenn Höflichkeiten Höflichkeiten erzeugen, so ist die Eurige, Herr Ritter, eine Tochter oder sehr nahe Verwandte der des Roque Guinart; führt mich, wohin Ihr wollt, denn ich habe keinen andern Willen als den Eurigen, vorzüglich, wenn Ihr denselben zu Euren Diensten anwenden wollt.«
Mit nicht weniger höflichen Redensarten antwortete der Ritter, worauf sie ihn in die Mitte nahmen und sich nach dem Schall der Klarinetten und Pauken auf den Weg nach der Stadt begaben. Im Hineinkommen fügte es der Böse, der alles Böse anstiftet, und die Jungen, welche noch böser sind als der Böse, daß zwei von diesen sich geschickt und verwegen durch alle Leute machten, und indem der eine den Schweif des Grauen und der zweite den des Rozinante aufhob, stopften sie ihnen zwei Büschel Disteln unter dieselben. Die armen Tiere fühlten diese neuen Sporen und klemmten die Schwänze ein, vermehrten aber ihr Übel dergestalt, daß sie tausend Sprünge versuchten und so ihre Herren auf die Erde warfen. Don Quixote nahm voller Verdruß und Ärger den Büschel unter dem Schwanz seines Kleppers hervor, und Sancho machte es mit seinem Grauen ebenso. Diejenigen, welche Don Quixote führten, wollten das Unterfangen der Gassenjungen bestrafen, aber es war unmöglich, weil diese sich schon unter den Tausenden, die ihnen gefolgt waren, verloren hatten. Don Quixote und Sancho stiegen wieder auf, und unter fortwährendem Jubel und Musik kamen sie in das Haus des Führers, das groß und vornehm war, weil es
einem reichen Ritter zugehörte, wo wir sie jetzt lassen, denn so will es Cide Hamete.
10. [62.] KAPITEL
Welches von dem Abenteuer mit dem bezauberten Kopfe
handelt, nebst andern Kindereien, die in der Erzählung
nicht ausgelassen werden dürfen
Don Antonio Moreno hieß der Wirt des Don Quixote, ein reicher und gebildeter Ritter, der sich gern auf eine anständige Weise ergötzte; da dieser den Don Quixote in seinem Hause hatte, dachte er auch auf eine Art, wie er, ohne ihm zu schaden, seine Narrheit in Tätigkeit bringen könne, denn das ist kein Scherz, der wehe tut, und kein Zeitvertreib ist zu rühmen, wenn er einem Dritten zum Nachteile gereicht. Was er zuerst tat, war, sich den Don Quixote entwaffnen zu lassen, worauf er ihn in seiner engen, gemsledernen Kleidung – wie wir ihn schon mehrmals beschrieben und geschildert haben – auf einen Balkon hinausführte, der auf eine der Hauptstraßen der Stadt stieß, wo er von allen Leuten und den Gassenjungen nicht anders beschaut wurde, als wenn er ein Affe wäre. Die in den Livreen machten aufs neue vor ihm ihre Übungen, als wenn es nur seinetwegen allein geschähe, nicht aber den Festtag zu begehen, daß sie so geschmückt waren; und Sancho war äußerst vergnügt, denn er glaubte plötzlich und ohne sein Zutun eine zweite Hochzeit des Camacho, ein zweites Haus wie das des Diego de Miranda und ein zweites Schloß wie das des Herzogs gefunden zu haben.
An diesem Tage speiste Don Antonio mit einigen seiner Freunde, die alle dem Don Quixote als einem irrenden Ritter mit der größten Ehrerbietung begegneten, worüber er sich so stolz und aufgeblasen
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