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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Sonst war in diesem Hause lauter Höflichkeit und freundliche Bewirtung; aber für die Überwundenen verkehrt sich das Gute in das Schlimme und das Schlimme in das Ärgste.«
    Sie begaben sich in den großen Schloßhof und sahen dort alles so eingerichtet und zubereitet, daß ihr Erstaunen wuchs und sich ihre Furcht verdoppelte, wie man im folgenden Kapitel sehen wird.

    4. [69.] KAPITEL
    Von dem seltsamsten und wunderlichsten Abenteuer, welches im ganzen Verlaufe dieser großen Historie
    Don Quixote begegnete

    Die zu Pferde stiegen ab und faßten mit denen zu Fuß Sancho und Don Quixote eilig an und trugen sie in den Hof, in welchem rundumher hundert Fackeln brannten, auf großen Leuchtern befestigt, und auf den Galerien des Hofes brannten über fünfhundert Lampen, so daß, ungeachtet der Nacht, welche sehr finster war, man den Mangel des Tages nicht bemerkte. In der Mitte des Hofes erhob sich ein Katafalk, ungefähr zwei Ellen vom Boden erhaben, über welchen weit und faltenreich eine große Decke von schwarzem Sammet ausgebreitet war; um diese Erhöhung brannten große Kerzen von weißem Wachse, auf mehr als hundert silbernen Leuchtern; auf dem Grabmale selbst zeigte sich der Leichnam einer so schönen Jungfrau, daß ihre Schönheit den Tod selber schön machte. Ihr Haupt ruhte auf einem Kissen von Brokat, mit einem Kranz umgeben, der aus mannigfaltigen und duftenden Blumen geflochten war, die Hände waren auf der Brust gefaltet, und in ihnen hielt sie den Zweig einer weißen und sieghaften Palme. Auf der einen Seite des Hofes war eine Bühne angebracht, wo auf zwei Stühlen zwei Männer saßen, die, nach den Kronen auf ihren Häuptern und den Szeptern in den Händen, aussahen, als wenn sie zwei Könige sein müßten, entweder wahrhaftige oder auch nachgeahmte. Zur Seite dieser Bühne, zu welcher einige Stufen führten, waren zwei andere Sessel hingestellt, auf welche diejenigen, welche die Gefangenen führten, Don Quixote und Sancho niedersetzten; alles dieses stillschweigend, indem sie ihnen durch Zeichen zu verstehen gaben, daß sie ebenfalls schweigen möchten; aber diese würden dennoch geschwiegen haben, wenn man ihnen auch kein Zeichen gegeben hätte, weil das Erstaunen, mit welchem sie alles betrachteten, ihre Zungen gefesselt hielt. Hierauf stiegen zur Bühne mit ansehnlicher Begleitung zwei vornehme Personen hinauf, welche von Don Quixote sogleich für den Herzog und die Herzogin, seinen Wirten, erkannt wurden; diese setzten sich auf zwei kostbare Sessel neben diejenigen, welche wie Könige aussahen. Wer würde sich wohl hierüber nicht verwundert haben, da überdies noch Don Quixote erkannte, daß der Leichnam, welcher auf dem Grabmale lag, die schöne Altisidora war? Als der Herzog und die Herzogin zur Bühne hinaufstiegen, standen Don Quixote und Sancho auf und machten ihnen eine sehr ehrerbietige Verbeugung, die Herzoge erwiderten es und neigten die Häupter ein wenig. Indem lief quer ein Diener herüber und machte sich an Sancho, dem er einen schwarzen Rock von grober Wolle überwarf, welcher ganz mit Feuerflammen bemalt war; er nahm ihm auch seinen Hut ab und setzte ihm eine spitzige Papiermütze auf den Kopf, wie sie die Verbrecher bei der heiligen Inquisition zu tragen pflegten, und sagte ihm ins Ohr, daß er die Lippen nicht voneinan der tun möchte, weil man ihm sonst den Mund zuknebeln oder ihm gar das Leben nehmen würde. Sancho betrachtete sich von oben bis unten und sah sich in lauter Flammen brennen; da sie ihn aber nicht versehrten, kümmerte er sich wenig darum. Er nahm die spitze Mütze ab und sah, daß sie voller Teufel gemalt war, er setzte sie wieder auf und sagte bei sich: Meinethalben! Wenn jene mich nur nicht verbrennen und diese nicht holen.
    Don Quixote betrachtete ihn auch, und obgleich die Furcht alle seine Sinne gefesselt hielt, mußte er doch über die Gestalt des Sancho lachen. Indem ließ sich, wie es schien, unter dem Grabmale hervor, ein gedämpfter und lieblicher Ton von Flöten hören, welcher, da er von keiner menschlichen Stimme unterbrochen wurde, denn das Schweigen selbst beobachtete hier ein Schweigen, sich schmeichelnd und wohllautend vernehmen ließ. Plötzlich zeigte sich neben dem Kissen der anscheinenden Leiche ein schöner Jüngling, in römischer Tracht, der zum Ton einer Leier, welche er selbst spielte, mit der süßesten und reinsten Stimme diese beiden Stanzen sang:

    Indessen zu sich kommt Altisidora,
    Tot durch die Grausamkeit von Don Quixote,
Indes

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