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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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auf diesem Zauberhof in Flor da
Und schwarz die Damen gehn, wie Leid gebote,
Indes ihre Dueñas die Señora
In Krepp und Boi bekleidet für die Tote,
Will ich ihr Leiden singen, ihre Grazien,
Im höhern Ton als der Poet von Thrazien.

    Ja diese Würde, die mich süß erfreuet,
    Ward mir nicht nur geliehn für dieses Leben,
Dir ist die Zung, auch kalt und todgeweihet,
Der starre Mund, verdienten Preis zu geben:
    Die Seele, von der ird'schen Last befreiet,
Wird auf der Flut des Styx hinüberschweben,
Auch dort dich singen, und dem Liede lauschend,
Bleibt Lethe stehn, mit keiner Woge rauschend.

    »Genug!« rief hierauf einer von denen, die wie Könige aussahen; »genug, göttlicher Sänger, denn es würde kein Ende nehmen, wollten wir uns jetzt den Tod und die Reize der unvergleichlichen Altisidora vorstellen, die nicht tot ist, wie die unwissende Welt glaubt, sondern die durch die Zungen des Ruhms und durch die Strafe lebt, welche, um sie wieder zum Lichte zurückzuführen, Sancho Pansa erleiden wird, der hier gegenwärtig ist; deshalb, o Rhadamanthus, der du mit mir in den dunkeln Höhlen des Pluto richtest, da dir alles bekannt ist, was das unerforschliche Verhängnis beschlossen hat, um diese Jungfrau wieder zu erwecken, sage und verkündige es alsbald, damit das Glück nicht verschoben werde, welches wir von ihrem neuen Erwachen erwarten.«
    Kaum hatte Minos, der Richter und Gefährte des Rhadamanthus, dieses gesprochen, als Rhadamanthus aufstand und sagte: »Auf, ihr Diener dieses Hauses, hohe und niedrige, große und kleine, kommt einer nach dem andern und drückt dem Gesichte des Sancho vierundzwanzig Fratzen ein und zwölf Zwicke und sechs Nadelstiche gebt ihm in den Armen und in den Seiten, denn in dieser Zeremonie besteht die Belebung der Altisidora.«
    Als Sancho Pansa dies hörte, brach er sein Stillschweigen und sagte: »Ich schwöre, daß ich mir soviel Fratzen aufdrücken oder im Gesicht hantieren lassen werde, wie ich ein Mohr werden will! Bei meiner Seele, was hat denn das Hantieren in meinem Gesichte mit dem Aufleben dieses Mädchens zu tun? Mag der Henker doch den ganzen Kram holen! Dulcinea wird bezaubert, und sie geißeln mich, daß sie entzaubert werde; Altisidora stirbt an einer Krankheit, die ihr Gott zuschickt, und ich soll sie damit erwecken, daß ich mir vierundzwanzig Fratzen aufdrücken und meinen Körper von Nadelstichen durchbohren und meine Arme von Zwicken zerfleischen lasse. Sucht Euch einen andern Spaßvogel, denn ich weiß, was die Glocke geschlagen hat und wo Barthel Most holt.«
    »Sterben sollst du«, rief mit lauter Stimme Rhadamanthus; »erweiche dich, Tiger, demütige dich, stolzer Nimrod, dulde und schweige, denn nichts Unmögliches wird von dir gefordert, und unterfange dich nicht, das Unbegreifliche dieses Vorfalls zu ergründen! Du sollst die Fratzen bekommen, du sollst gestochen werden, du sollst gezwickt seufzen. Auf, sage ich, ihr Diener, erfüllt meine Gebote; oder, so wahr ich ein ehrlicher Mann bin, ihr sollt sehen, was daraus entsteht.«
    Hierauf sah man über den Hof her sechs Dueñas erscheinen, die wie in einer Prozession eine hinter der andern gingen, vier davon mit Brillen und alle die rechten Arme gerade ausgestreckt, die Ärmel vier Fingerbreit vom Gelenke zurück, um die Hände länger scheinen zu machen, wie es jetzt gebräuchlich ist. Sancho hatte sie nicht so bald wahrgenommen, als er wie ein Stier brüllte und schrie: »Ich will mir von der ganzen Welt im Gesichte hantieren lassen; aber daß Dueñas mich anrühren sollen, das kann ich nicht zugeben! Man mag mir das Gesicht zerkratzen, wie man es meinem Herrn hier im Schlosse getan hat; man mag mir den Leib mit scharfgeschliffenen Dolchen durchbohren; man mag mir die Arme mit glühenden Zangen kneifen, und ich will es mit Geduld ertragen, oder um diesem Herrn gefällig zu sein; aber daß mich Dueñas anrühren, das werde ich nicht zugeben, und wenn mich auch der Teufel holen sollte.«
    Auch Don Quixote brach sein Stillschweigen und sagte zu Sancho: »Habe Geduld, mein Sohn, vergnüge diese Herren und sage dem Himmel vielfachen Dank, daß er deiner Person eine solche Kraft mitgeteilt, daß du durch ihre Zermarterung Bezauberte entzaubern und Tote erwecken kannst.«
    Die Dueñas waren dem Sancho schon nahe gekommen, und er setzte sich besänftigt und überredet im Sessel zurecht, hielt Gesicht und Bart der vordersten hin, welche ihm eine Fratze derb eindrückte und ihm dann eine tiefe Verbeugung machte.

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