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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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ähnliche Würde zu bekleiden, und die Erfüllung dieser Hoffnungen wird sich nicht länger als dieses Jahr verzögern, denn was mich betrifft: ›Post tenebras spero lucem.‹«
    »Das verstehe ich nicht«, versetzte Sancho; »ich verstehe nur so viel, daß, solange ich schlafe, ich weder von Furcht noch von Hoffnung etwas weiß, weder von Mühseligkeit noch von Pracht, und gepriesen sei der, der den Schlaf erfunden hat, den Mantel, der alle menschlichen Sorgen zudeckt, das Essen, das den Hunger stillt, das Wasser, das den Durst vertreibt, das Feuer, das die Kälte erwärmt, die Kälte, die die Hitze mildert, und kurz, das allgemeine Geld, für welches alle Dinge gekauft werden können, die Waage und das Gewicht, welches den Schäfer und den König, den Dummen und den Verständigen gleichmacht. Ein einziges böses Ding hat der Schlaf, wie ich mir habe sagen lassen, daß er nämlich dem Tode so ähnlich sieht, denn zwischen einem Schlafenden und einem Toten ist nur ein geringer Unterschied.«
    »Niemals habe ich dich, Sancho«, sagte Don Quixote, »so zierlich als jetzt sprechen hören, woraus man sehen kann, daß das Sprichwort recht hat, welches du manchmal anzuführen pflegst: Nicht mit wem du geboren, sondern mit wem du geschoren.«
    »Ei! sieh da!« versetzte Sancho, »seht doch unsern gnädigen Herrn! Nun bin ich es wohl wieder, der Sprichwörter von sich gibt? Sie fallen Euch ja auch in größern Brocken als mir aus dem Munde; doch muß wohl freilich unter den Eurigen und den meinigen der Unterschied sein, daß Eure zur rechten Zeit und die meinigen zur Unzeit eintreffen; aber am Ende sind es doch alles Sprichwörter.«
    So weit waren sie, als sie ein seltsames Geräusch und rauhes Getöse vernahmen, welches sich durch alle dortigen Täler verbreitete. Don Quixote stellte sich aufrecht und griff zum Degen. Sancho aber verschanzte sich unter dem Grauen, indem er zu seinen Seiten die aufgehäuften Waffen und den Sattel seines Esels hinstellte, wobei er vor Furcht aber so zitterte, wie Don Quixote verwundert war. Das Getöse nahm jeden Augenblick zu und näherte sich den beiden Furchtsamen, wenigstens war dies der eine, denn der Mut des andern ist bekannt. Die Sache war, daß mehrere Menschen eine Herde von mehr als sechshundert Schweinen zum Verkaufe nach einem Jahrmarkte trieben, mit denen sie jetzt den Weg machten und die solchen Lärm mit Grunzen und Schreien erregten, daß Don Quixote und Sancho davon betäubt wurden und nicht darauf fielen, was es sein möchte. In einem Truppe kam die große und grunzende Herde herbei, und ohne für die Würde des Don Quixote noch für den Sancho Achtung zu beweisen, liefen sie über die beiden weg, zerstörten das Bollwerk des Sancho und rissen nicht nur den Don Quixote um, sondern warfen noch überdies den Rozinante über den Haufen. Das Getrappel, das Gegrunze, die Hast, mit der diese unsauberen Tiere herbeikamen, brachte alles in Verwirrung und schmiß den Eselsattel, die Waffen, den Grauen, den Rozinante, Don Quixote und Sancho auf der Erde durcheinander. Sancho stand auf, so gut er es konnte, foderte den Degen von seinem Herrn und sagte, daß er ein Dutzend von diesen Kerlen und unhöflichen Schweinen umbringen wolle: denn er hatte nun erkannt, daß sie dergleichen waren. Don Quixote sagte zu ihm: »Laß sie fahren, Freund, denn dieser Schimpf ist die Buße meiner Sünden, und es ist eine gerechte Strafe des Himmels, daß einen besiegten irrenden Ritter die Hunde fressen, die Wespen stechen und die Schweine mit Füßen treten.«
    »So muß es auch wohl eine Strafe des Himmels sein«, antwortete Sancho, »daß die Stallmeister der besiegten Ritter die Mücken stechen, die Läuse fressen und der Hunger sie aufreibt. Wenn wir Stallmeister noch Söhne der irrenden Ritter wären, denen wir dienen, oder nahe Anverwandte, so ließe es sich begreifen, daß die Strafe für ihre Sünden bis in das vierte Glied fortdauerte. Aber was haben doch die Pansas mit den Quixotes zu schaffen? Jetzt wollen wir uns wieder niederlegen und die wenige Zeit von der Nacht noch verschlafen, es wird Tag werden, und wir werden ja sehen.«
    »Schlafe du, Sancho«, antwortete Don Quixote, »denn du wurdest geboren, um zu schlafen, wie ich, um zu wachen; in der Zeit, welche noch bis zum Tage übrig ist, will ich meinen Sorgen ihren Lauf lassen und sie in einem Madrigalchen ausströmen, welches ich, ohne daß du es weißt, heute nacht in meinem Gedächtnisse ausgearbeitet habe.«
    »Ich meine«,

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