Don Quixote
Verliebten zu gehen pflegt, deren Rechnung niemals mit ihren Wünschen übereinstimmt. Sie begaben sich endlich unter einige angenehme Bäume, die etwas vom Wege entfernt standen, hier nahmen sie dem Rozinante und dem Grauen die Sättel ab und streckten sich auf den grünen Rasen hin, wo sie von dem Vorrate des Sancho aßen; dieser machte hierauf von dem Stricke und der Halfter des Grauen eine tüchtige und geschmeidige Geißel und entfernte sich damit zwanzig Schritte von seinem Herrn unter einige Buchen. Don Quixote, der ihn so tapfer und mutig sah, sagte zu ihm: »Trachte, mein Freund, daß du dich nicht zu Stücken hauest, laß gemächlich einen Streich auf den andern folgen, übereile dich nicht so sehr in deinem Laufe, daß dir nicht in der Mitte desselben der Atem ausbleibe, ich meine, daß du es nicht so hitzig anfängst, daß du dir das Leben raubst, bevor die bestimmte Anzahl erfüllt ist; und damit du nicht durch eine Karte zuviel oder zuwenig verlierst, will ich die Streiche, die du dir gibst, an meinem Rosenkranz abzählen. Der Himmel stehe dir nun so bei, wie es dein gutes Vorhaben verdient.«
»Den guten Bezahler gereut kein Pfand«, antwortete Sancho, »ich will sie mir so geben, daß sie, ohne mich umzubringen, mir wehe tun, denn darin muß doch wohl das Geheimnis dieses Wunderwerkes bestehen.«
Er entkleidete hierauf die obere Hälfte seines Körpers, schwang den Strick und fing an, sich zu schlagen, und Don Quixote fing an, die Streiche nachzuzählen. Sancho hatte sich ungefähr sieben oder acht gegeben, als der Spaß ihm doch verdrießlich und die Bezahlung dafür zu gering vorkam; er hielt daher ein wenig inne und sagte zu seinem Herrn, daß er sich gröblich geirrt habe, denn jeder Streich könne unbesehen mit einem halben Real und nicht mit einem Quartillo bezahlt werden. »Fahre fort, Freund Sancho, und werde nicht müde«, sagte Don Quixote, »denn ich verdoppele den festgesetzten Preis.«
»Nun denn«, sagte Sancho, »in Gottes Namen, und nun soll es Hiebe regnen.« Aber der Schelm ließ es bleiben, sie sich auf den Rücken zu geben, sondern er schlug gegen die Bäume, wobei er von Zeit zu Zeit solche Seufzer ausstieß, als wenn er mit einem jeden den Geist aufgeben würde. Don Quixote wurde gerührt und glaubte, er könne sich selbst umbringen, so daß durch Sanchos Unvorsichtigkeit das Werk nicht zustande käme, daher sagte er zu ihm: »Fahre, Sancho, jetzt in diesem Geschäfte beileibe nicht fort, denn die Arznei dünkt mir ein wenig gar zu streng, daher ist es gut, sie nicht auf einmal einzunehmen, wurde doch Rom auch nicht in einem Tage gebaut. Wenn ich mich nicht verzählt habe, so hast du dir schon über tausend Streiche gegeben, das ist genug für jetzt, denn man muß, mit den gemeinen Leuten zu sprechen, den Esel wohl beladen, aber nicht überladen.«
»Nein, nein, gnädiger Herr«, antwortete Sancho, »es soll nicht von mir gesagt werden: Das Geld voraus, so wird nichts draus; geht nur wieder fort, daß ich mir noch zum wenigsten tausend Hiebe geben kann, so haben wir das ganze Werk in zwei Portionen fertig, und ich bin dann noch im voraus.«
»Da du in einer so guten Stimmung bist«, sagte Don Quixote, »so stehe dir der Himmel bei, denn ich gehe wieder fort.«
Sancho ging wieder so tapfer an sein Pensum, daß er schon vielen Bäumen die Rinde abgeschlagen hatte: so groß war die Strenge, mit der er sich geißelte; einmal schrie er laut auf, indem er einer Buche einen erschrecklichen Hieb gab: »Hier soll Simson sterben und alle, die mit ihm sind!«
Don Quixote lief auf dieses klägliche Geschrei und auf diesen gewaltigen Geißelhieb hinzu, faßte den geflochtenen Strick, welcher dem Sancho zur Geißel diente, und sagte: »Das Schicksal will nicht, liebster Sancho, daß du meinetwegen dein Leben einbüßen sollst, welches noch zur Erhaltung deiner Frau und deiner Kinder dienen muß. Dulcinea mag auf eine andere Stunde warten, denn ich will mich in die Grenzen der nächsten Hoffnung zurückziehen und darauf harren, daß du neue Kräfte sammeln mögest, damit dieses Werk zur Freude aller geendigt werde.«
»Da Ihr es, gnädiger Herr, so haben wollt«, antwortete Sancho, »so sei es in Gottes Namen, werft mir aber doch den Mantel um die Schultern, ich schwitze und möchte mich nicht erkälten, denn die neuen Disziplinanten sind dieser Gefahr ausgesetzt.«
Don Quixote tat es und deckte, indem er im Wamse blieb, den Sancho zu, welcher schlief, bis ihn die Sonne erweckte,
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