Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
aus, wie er in seinen Büchern die Schilderungen von andern Prinzessinnen gefunden hatte, die kommen, um nach dem schwer verwundeten Ritter ihrer Liebe zu sehen, mit allem übrigen Schmuck, der dort aufgewandt wird. Der arme Mann war auch so verblendet, daß weder die Berührung noch der Atem, noch andere Dinge, die die edle Jungfrau an sich hatte und die jedem andern als einem Eseltreiber Übelkeit erregt hätten, enttäuschen konnten, sondern ihm schien vielmehr, daß er die Göttin der Schönheit in seinen Armen halte. Sie kräftig fassend, sprach er mit verliebter und leiser Stimme folgendes: »Ich wünschte mich in einem solchen Zustande zu befinden, schöne und erhabene Dame, um für eine so übergroße Gunst zu danken, wie Ihr mir durch den Anblick Eurer herrlichen Schönheit habt erzeigen wollen; aber das Glück, welches nie müde wird, die Edlen zu verfolgen, hat mich auf dieses Lager geworfen, auf welchem ich zerquetscht und zerschmettert liege, so daß, wenn ich auch gesonnen wäre, Eurem Wunsche Genüge zu leisten, es mir unmöglich fiele. Jedoch zu dieser Unmöglichkeit kömmt eine andere, größere hinzu, nämlich die versprochene Treue, die ich der unvergleichlichen Dulcinea von Toboso angelobt habe, als der einzigen Beherrscherin meiner innersten Gedanken. Wäre mir dieses nicht entgegen, so würdet Ihr mich als keinen so blöden Ritter schauen, der ungenutzt ein so großes Glück aus den Händen ließe, welches Eure überschwengliche Güte mir hat verschaffen wollen.«
    Maritorne war voller Verdruß und Angst, sich von Don Quixote festgehalten zu sehen, und ohne ihn zu verstehen oder nur auf seine Reden achtzugeben, bemühte sie sich stillschweigend, sich von ihm loszumachen. Der Eseltreiber, den seine bösen Vorsätze munter hielten, hatte seine Geliebte bemerkt, sowie sie zur Tür hereingetreten war; er hatte auch allem, was Don Quixote sagte, aufmerksam zugehört; böse darüber, daß ihn die Asturierin für einen andern verfehlt habe, ging er dem Bette des Don Quixote näher, um zu sehen, auf was diese Reden, die ihm unverständlich waren, hinauswollten. Da er aber sah, daß die Magd bemüht war, sich loszumachen, und daß Don Quixote arbeitete, sie festzuhalten, nahm er diesen Spaß sehr übel, reckte den Arm in die Höhe und ließ einen so schrecklichen Faustschlag auf das magere Gesicht des verliebten Ritters niederfallen, daß er ihm den Mund mit Blut überschwemmte, und damit noch nicht zufrieden, stieg er auf ihn hinauf und trat ihn von einem Ende zum andern in schneller Bewegung mit Füßen. Das Bett, welches schwach war und auf keinem festen Grunde ruhte, konnte die hinzugefügte Last des Eseltreibers nicht aushalten, sondern stürzte in sich zusammen, auf welches laute Poltern der Schenkwirt erwachte und sogleich glaubte, daß Maritorne Händel verursacht habe, weil sie ihm auf sein lautes Rufen keine Antwort gegeben. In diesem Argwohne stand er auf, zündete ein Licht an und begab sich nach dem Orte, wo er das Geräusch vernommen hatte. Als die Magd ihren Herrn kommen sah, und daß er in Wut sei, kroch sie zitternd und bebend ins Bett zu Sancho Pansa, der schon schlief, wo sie sich zusammenkrümmte und in ein Knäuel drückte.
    Der Wirt trat herein und sagte: »Wo bist du, Hure? denn ich weiß, daß das deine Streiche sind.« Indem ward Sancho munter, und da er die Last auf sich fühlte, meinte er, daß ihn der Alp drücke, und schlug rechts und links mit den Fäusten aus, wobei er Maritornen nicht selten traf. Als diese den Schmerz fühlte, ließ sie ihre Schamhaftigkeit fahren und gab dem Sancho die Faustschläge so kräftig zurück, daß er zu seinem Verdruß völlig aus seinem Schlafe wach wurde. Wie er nun diese Begegnung merkte, ohne zu wissen, von wem sie ihm komme, wehrte er sich nach aller Macht, umfaßte sich mit Maritornen, und die beiden begannen nun die wütendste und lächerlichste Schlägerei von der Welt. Beim Schein vom Lichte des Wirtes sah nun der Eseltreiber die Verfassung seiner Dame, er ließ Don Quixote und eilte dahin, wo seine Hülfe vonnöten war. Dasselbe tat der Wirt, aber in anderer Absicht, um nämlich die Magd zu züchtigen, weil er glaubte, daß sie allein den ganzen Lärm verursacht habe. Wie man nun im Sprichwort sagt, die Katze an der Ratze, die Ratze am Stricke, der Strick am Stocke, so schlug der Eseltreiber auf Sancho los, Sancho auf die Magd, die Magd auf ihn, auf die Magd der Wirt, und alle arbeiteten mit solcher Hast durcheinander, daß sie sich

Weitere Kostenlose Bücher