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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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süßesten und liebevollsten Gesprächen begriffen war, ohne daß ich sehen oder wissen konnte, woher sie komme, eine Hand kam, die dem Arme eines ungeheuren Riesen angehörte, und mir einen solchen Schlag auf den Backen gab, daß das Blut herausstürzte, worauf ich überdies noch so zerschlagen wurde, daß ich mich weit schlimmer als gestern befinde, als die Treiber der Unent haltsamkeit des Rozinante halber uns die Ungebühr zufügten, deren du dich erinnern wirst. Woraus ich den Schluß ziehe, daß der Schönheitsschatz dieser Jungfrau von irgendeinem verzauberten Mohren bewacht und mir nicht zugedacht ist.«
    »Und mir auch nicht«, antwortete Sancho, »denn über vierhundert Mohren haben mich dermaßen zusammengeprügelt, daß das mit den Krippenstangen nur Konfekt und Marzipan dagegen ist. Aber sagt mir nur, wie Ihr das für ein schönes und herrliches Abenteuer halten könnt, da wir doch das genossen haben, was man uns gereicht hat? Euer Gnaden freilich nicht so schlimm, denn Ihr habt doch, wie Ihr sagt, die unvergleichliche Schönheit in den Armen gehabt; aber ich? nichts als die kräftigsten Püffe, die ich noch zeit meines Lebens gefühlt habe. Ich Unglückseliger! Ich bin zum Unglücke auf die Welt gekommen! Ich bin kein irrender Ritter und denke es auch niemals zu sein, und doch muß ich von allen Balgereien das Beste abkriegen!«
    »Also bist du ebenfalls geprügelt?« fragte Don Quixote.
    »Habe ich es denn, zum Teufel, nicht schon gesagt?« rief Sancho.
    »Gib dich zur Ruhe, mein Freund«, antwortete Don Quixote, »denn ich will alsbald den köstlichen Balsam verfertigen, der uns in einem Umsehen ganz gesund machen soll.«
    Indem hatte der Häscher sein Licht wieder angezündet und kam nun herein, um nach dem vermeintlichen Toten zu sehen; wie ihn nun Sancho hereintreten sah, im Hemde, mit einem Tuche um den Kopf, die Lampe in der Hand und einem ziemlich widerwärtigen Angesichte, fragte er seinen Herrn: »Gnädiger Herr, sollte das wohl der verzauberte Mohr sein, der von neuem zu prügeln anfangen will, weil er noch im Fasse was behalten hat?«
    »Der Mohr kann er nicht sein«, antwortete Don Quixote, »denn die Verzauberten lassen sich vor niemanden blicken.«
    »Lassen sie sich nicht blicken, so lassen sie sich fühlen«, sagte Sancho, »das kann mein Rücken bezeugen.«
    »Das könnte der meinige ebensowohl«, erwiderte Don Quixote, »aber dieses ist dennoch kein hinreichendes Anzeichen, um jenen dort für den verzauberten Mohren zu halten.«
    Der Häscher kam näher, und da er die beiden in einem so ruhigen Gespräche antraf, stand er voll Erstaunen still. Don Quixote lag aber immer noch mit aufgerecktem Gesichte da, weil er sich, so zerschlagen er war, nicht regen oder bewegen konnte. Der Häscher ging also zu ihm und sagte: »Nun, wie steht es, mein guter Kerl?«
    »Ich würde mich anständiger ausdrücken«, erwiderte Don Quixote, »wenn ich an Eurer Stelle wäre. Spricht man hierzulande so mit irrenden Rittern, Ihr Lümmel?«
    Der Häscher, der sich von einem so schlecht aussehenden Menschen so schlecht behandeln sah, verlor die Geduld und warf die Lampe mit allem Öle an Don Quixotes Kopf, worauf er ihn mit zerschlagenem Kopfe liegen ließ und in der Finsternis gleich wieder hinausging. Sancho Pansa sagte: »Ganz gewiß, gnädiger Herr, ist dieses der verzauberte Mohr, der für andere den Schatz aufheben muß, für uns aber nur Faustschläge und Lampenschmisse aufhebt.«
    »So ist es«, antwortete Don Quixote, »und es ist nichts weiter gegen dergleichen Zauberdinge zu tun, wie es denn auch unnütz ist, sich darüber zu ärgern und zu erzürnen, denn sie sind nur unsichtbare Phantome, so daß wir an ihnen durchaus keine Rache nehmen können, wenn wir sie auch schaffen wollten; besser ist es, Sancho, du stehst auf, wenn du es vermagst, gehst zum Kommandanten dieser Festung und verschaffst dir etwas Öl, Wein, Salz und Rosmarin, um den heilsamen Balsam zu verfertigen, denn ich glaube, er würde mir jetzt guttun, da vieles Blut aus der Wunde fließt, die mir das Gespenst geschlagen hat.« Mit vielen Schmerzen seiner Gebeine erhob sich Sancho und ging im Finstern hinaus; er begegnete dem Häscher, der auf der Lauer stand, wie es mit seinem Feinde ablaufen würde; zu diesem sagte Sancho: »Wer Ihr auch sein mögt, mein Herr, seid so gut und erzeigt mir die Wohltat, mir ein wenig Rosmarin, Öl, Salz und Wein zu geben, um einen der besten irrenden Ritter auf der ganzen Erde gesund zu machen, der

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