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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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auch nicht einen Augenblick zu Atem kommen ließen. Das beste war, daß das Licht des Wirtes ausging; in der Finsternis schlugen sie so unbarmherzig aufeinander ein, daß, wo ein Arm hinfiel, keine gesunde Stelle blieb.
    Es traf sich, daß in dieser Nacht in der Schenke ein Häscher wohnte, einer von der sogenannten Heiligen alten Brüderschaft von Toledo; als dieser ebenfalls das ungeheure Lärmen der Schlacht vernahm, rüstete er sich mit seinem kleinen Stabe und der blechernen Amtsbüchse, trat im Dunkeln in das Gemach und sagte: »Friede im Namen der Obrigkeit! Friede im Namen der Heiligen Brüderschaft!« Der erste, auf den er traf, war der gemaulschellte Don Quixote, der in seinem zerbrochenen Bette mit aufgehobenem Munde und ohne Bewußtsein lag, er fühlte mit der Hand seinen Bart und rief: »Respekt vor der Obrigkeit!« Da er aber sah, daß der, den er festhielt, nicht Atem holte oder sich rührte, hielt er ihn für tot und die übrigen Anwesenden für seine Mörder, in dieser Meinung schrie er mit lauter Stimme: »Verschließt die Tür der Schenke, daß keiner entwischt, denn hier ist ein Mensch umgebracht!«
    Dieser Ausruf erschreckte alle, und jeder ließ den Kampf in ebendem Augenblicke fahren, als er den Ausruf vernahm. Der Wirt zog sich nach seiner Stube, der Eseltreiber nach seinen Sät teln, die Magd nach ihrem Verschlage zurück, nur die beiden Unglücklichen, Don Quixote und Sancho, konnten sich nicht von der Stelle rühren, wo sie lagen. Der Häscher ließ hierauf den Bart des Don Quixote los, um Licht zu suchen und die Verbrecher zu fangen, aber er fand keins, denn der Wirt hatte die Lampe mit Vorsatz ausgelöscht, als er in sein Zimmer zurückging, er war also genötigt, nach dem Feuerherde zu gehen, wo er nach vieler Arbeit und langer Zeit ein anderes Licht anzündete.

    3. [17.] KAPITEL
Enthält die Fortsetzung der mannigfaltigen Mühseligkeit,
die den braven Don Quixote und seinen wackern
Stallmeister in der Schenke betrafen, die er zu seinem
Unglück für ein Kastell ansah

    Um diese Zeit hatte sich Don Quixote von seiner Betäubung erholt, und mit demselben Ton der Stimme, mit welchem er am vorigen Tage seinen Stallmeister angerufen hatte, als er im Tale der Krippenstangen zu Boden gestreckt war, fing er auch jetzt wieder an: »Freund Sancho, schläfst du? Schläfst du, Freund Sancho?«
    »Wie zum Henker soll ich denn schlafen?« antwortete Sancho voller Verdruß und Ärgernis, »es ist ja nicht anders, als wenn in dieser Nacht sich alle Teufel über mich hergemacht hätten.«
    »Du kannst gewißlich versichert sein«, antwortete Don Quixote, »daß ich entweder ohne alle Kenntnisse bin oder daß dieses Kastell hier ein verzaubertes ist, denn du mußt erfahren – – – Aber schwöre, daß du das, was ich dir jetzt sagen werde, als ein Geheimnis bis nach meinem Tode aufbewahren willst.«
    »Ich schwöre«, antwortete Sancho.
    »Ich sage dieses nur«, fuhr Don Quixote fort, »weil es mir verhaßt ist, die Ehre von irgend jemanden zu kränken.«
    »Nun, ich sage ja, daß ich schwöre«, entgegnete Sancho, »ich will es ja verschweigen, bis Euer Gnaden tot ist, und wollte Gott, ich dürfte es morgen schon entdecken.«
    »Tue ich dir denn so viel Böses, Sancho, daß dein Wunsch meinem Leben eine so nahe Grenze steckt?«
    »Das ist nicht deswegen«, versetzte Sancho, »sondern es ist mir nur verhaßt, die Sachen lange aufzuheben, und da möchte ich nicht, daß sie vor dem Aufheben verfaulen möchten.«
    »Es sei also, weshalb es immer sei«, sagte Don Quixote, »denn ich vertraue mehr deiner Liebe und Höflichkeit; du mußt also wissen, daß mir in dieser Nacht eins der seltsamsten Abenteuer aufgestoßen ist, das ich wohl zu schätzen verstehe, und um es dir mit wenigem zu sagen, so erfahre, daß unlängst die Tochter des Herrn dieses Kastells zu mir kam, die zarteste und schönste Jungfrau, die in einem großen Teile der Erde zu finden ist. Was soll ich dir von den Reizen ihrer Person sagen? Was von ihrem vorzüglichen Verstande? Was von andern verborgenen Dingen, die ich lieber unberührt und im Stillschweigen vergraben lasse, um die Treue nicht zu brechen, die ich meiner Gebieterin Dulcinea von Toboso gelobt habe? Nur das will ich hinzufügen, daß der Himmel, neidisch über das edle Gut, welches das Glück mir in die Arme geführt hatte, oder vielleicht – und vielmehr ist dieses Gewißheit – weil, wie schon gesagt, dieses Kastell verzaubert ist, es geschah, daß eben, da ich in den

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