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Donavan und die Eurasierin

Donavan und die Eurasierin

Titel: Donavan und die Eurasierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich entschied mich für einen automatischen Smith & Wesson . Vermutlich war das der Patriot in mir, überlegte
ich. Als beide Waffen geladen waren, drückte ich erneut auf den Knopf, und die
Rotblonde tauchte wieder auf, ohne auch nur zu erröten. Dann kehrten wir zum
Heck der Dschunke zurück.
    »Treffen Sie Ihre Freunde am
Ufer, Mr. Chang?« fragte ich höflich.
    »Sie werden hierherkommen und
mich abholen«, erwiderte er. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich
Ihnen allen bin.«
    »Es war uns ein Vergnügen«,
sagte Franklin mürrisch.
    »Ben ist ein bißchen
enttäuscht«, sagte ich. »Das mindeste, was er erwartet hat, war eine Schlacht
mit einem Ihrer Kanonenboote.«
    Chang lächelte. »Ich bin
ehrlich dankbar, daß das nicht geschehen ist.«
    »Wie steht es mit den
Einwanderungsbehörden?« erkundigte sich Franklin. »Werden die nicht sehr
interessiert an Mr. Chang sein?«
    »Nicht in Macau«, erwiderte
ich. »Und schon gar nicht bei einer Gruppe von Leuten, die auf einer so
offensichtlichen Vergnügungsdschunke aus Hongkong eingetroffen sind.«
    »Ich habe bereits einen
legitimen Hongkonger Paß«, sagte Chang. »Ich glaube nicht, daß wir mit den
Behörden irgendwelche Schwierigkeiten haben werden. Wir sind sechs Freunde, die
sich entschlossen haben, zum Spaß auf ein paar Tage nach Macau zu kommen und
vielleicht ein bißchen in den Kasinos zu spielen.«
    Ungefähr zehn Minuten später
legten wir am Kai an, und Franklin stieg aus, um uns bei den Hafenbehörden
anzumelden. Es war heiß und schwül, und das nächstliegende für uns
Zurückgebliebene war, sich in die klimatisierte Kabine zurückzuziehen. Die
beiden Mädchen trugen zu Ehren unseres Anlegens Kleider und sogar Schuhe, wie
ich feststellte.
    »Warum geht ihr Ladies nicht mal
an Land und werft einen schnellen Blick auf Macau?« fragte ich.
    »Bist du verrückt?« sagte
Daphne. »Bei dieser Hitze? Wer mag sich da schon all den Schmutz ansehen?«
    »Du«, sagte ich. »Und Elaine
ebenfalls.«
    »Ich glaube, Paul hat recht«,
sagte Elaine ruhig. »Und ich bin früher schon mal hiergewesen .
Ich kann dir ein paar interessante Dinge zeigen, Daphne.«
    »Eine halbe Stunde«, sagte
Daphne mürrisch. »Und wenn du nicht den größten, kältesten Drink der Welt bis
dahin für mich hier stehen hast, Paul Donavan, rücke ich dir mit einer rostigen
Rasierklinge zu Leibe.«
    Die beiden Mädchen strebten dem
Kai zu, und Chang sah mich mit amüsiertem Funkeln in den Augen an.
    »Sie hat eine sehr direkte
Ausdrucksweise«, sagte er. »Die Vorstellung, sie würde sich einmal im neuen
China so äußern, hat etwas Faszinierendes für mich.«
    »Wollen wir nicht in der Kabine
warten, bis Ihre Freunde eintreffen?« schlug ich vor.
    »Eine ausgezeichnete Idee«,
pflichtete er bei. »Sagen Sie mir eines, Mr. Donavan - erwarten Sie von
irgendwoher Schwierigkeiten? Haben Sie deshalb die Mädchen an Land geschickt?«
    »Ich fände es hübsch, wenn wir
eine vertrauliche Unterhaltung führen könnten«, sagte ich und öffnete ihm die
Kabinentür. »Vielleicht über Biochemie.«
    Er zögerte auf der Schwelle,
deshalb ergriff ich seinen Arm und schob ihn ins Innere der Kabine. Hicks
schloß die Tür und lehnte sich von innen dagegen.
    »Biochemie?« fragte Chang.
»Über was für eine Art Biochemie möchten Sie denn sprechen, Mr. Donavan?«
    »Die Alchemisten suchten immer
nach dem Stein der Weisen, soviel ich mich erinnere«, sagte ich, »weil sie
dachten, sie könnten damit minderwertige Metalle in Gold verwandeln. Ich
glaube, Sie haben so etwas Ähnliches gefunden, Mr. Chang.«
    »Ich glaube nicht, daß ich
verstehe, wovon Sie reden«, sagte er vorsichtig.
    »Etwas, das Papier in
amerikanische Dollar verwandelt«, sagte ich. »Vielleicht ein komplizierter
chemischer Prozeß. Ich bin ganz fasziniert.«
    »Wir haben in einen Ihrer
Koffer hineingeschaut, Kamerad«, sagte Hicks.
    »Ach so.« Chang atmete langsam
aus. »Ihre Betrunkenengesänge, als mich das eurasische Mädchen aufforderte, mit
ihr an Deck zu gehen - natürlich! Ich wunderte mich einen Augenblick, weil ich
sicher war, daß ich in physischer Hinsicht nicht attraktiv für sie war, aber
dann begann sie mit mir eine Unterhaltung über Politik zu führen, und mein
Mißtrauen legte sich. Delaney hatte mir gesagt, Sie seien im Zweifelsfall
komplett leichtgläubig, Mr. Donavan. Ein Jammer, daß er sich getäuscht hat und
daß ich das gerade in diesem Augenblick herausfinden mußte. « Er zuckte mit den
Schultern.

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