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Donavan und die Eurasierin

Donavan und die Eurasierin

Titel: Donavan und die Eurasierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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zauberhaft.«
    »Haben Sie Gedichte verfaßt?«
    »Ich möchte schwören, daß ich
dieses verdammte Kanonenboot gesehen habe«, sagte er. »Nur höchstens eine
Minute lang, dann verschwand es wieder. Die Sache gefällt mir nicht, Kollege.«
    »Ich würde mir darüber keine
Gedanken machen«, sagte ich tröstend. »Wenn es uns wirklich folgt, dann nehme
ich an, nur aus einem einzigen Grund.«
    »Um ins wie ein Sieb zu
durchlöchern, bevor wir nach Macau kommen?«
    »Nein«, antwortete ich. »Um
sicher zu sein, daß wir wirklich nach Macau fahren.«
    Ich hatte Daphne von allem
unterrichtet, bevor das festliche Abendessen begann. Wir vier tranken scheinbar
unmäßig, während Chang uns mit erstarrtem höflichen Lächeln beobachtete. Dann,
irgendwann später am Abend, als Daphne, Hicks und ich begonnen hatten,
betrunken Lieder zu grölen, sah Elaine Chang an.
    »Ich brauche ein bißchen
frische Luft«, sagte sie. »Hätten Sie etwas dagegen, mich nach oben zu
begleiten, Mr. Chang?«
    »Es wäre unhöflich, die Party
zu verlassen«, wandte er ein.
    Elaine warf einen Blick auf uns
singende Idioten, und ihre Unterlippe schob sich vor. »Ich glaube nicht, daß
sie uns vermissen werden«, sagte sie verächtlich.
    »Vielleicht haben Sie recht«,
sagte Chang. »Ein bißchen frische Luft wäre willkommen.«
    Sie verließen die Kabine, und
Chang schloß sorgsam die Tür hinter sich.
    »Okay«, sagte ich. »Wir singen
weiter, während Sie sich an die Arbeit machen, Hicks.«
    Er angelte ein Stück gebogenen
Drahts aus seiner Gesäßtasche und zog einen von Changs Koffern heraus. Die
Schlösser bildeten überhaupt kein Problem. Als sie geöffnet waren, kauerte sich
Hicks auf die Fersen und starrte düster auf den Koffer.
    »Sie haben nicht zufällig
irgendwo einen Röntgenapparat versteckt, oder?« fragte er. »Wenn das verdammte
Ding eine Falle ist, dann explodieren wir jetzt gleich alle in einer
Rauchwolke.«
    »Ich glaube nicht, daß es eine
Falle ist«, sagte ich. »Aber wenn ich mich täuschen sollte und wir treffen uns
im Jenseits wieder, werde ich mich mit Sicherheit entschuldigen.«
    Daphne war in Windeseile hinter
mir und umschlang meine Taille fest mit den Armen.
    »Du hast doch nichts dagegen,
Schätzchen«, sagte sie. »Man nennt das -«
    »Das Freundschaftssystem«, beendete
ich den Satz. »Was spielt es schon für eine Rolle, wenn ich was dagegen habe?«
    Hicks holte tief Luft, dann
öffnete er plötzlich weit den Deckel des Koffers. Nichts geschah. Keine
plötzliche Explosion, keine aufsprühende Farbflüssigkeit. Er atmete langsam
aus.
    »Himmel!« sagte er benommen.
»Ich wußte gar nicht, daß es so viel Geld gibt.«
    Der Koffer war voll von
säuberlich gebündelten US-Dollarnoten von hohem Nennwert. Daphne löste die Arme
von meiner Taille und trat tapfer neben mich.
    »Er kann wohl kaum eine
chinesische Bank ausgeraubt haben«, sagte sie in zweifelndem Ton. »Ich meine,
sonst wäre das alles chinesische Währung, nicht wahr?«
    »Machen Sie das Ding wieder
zu«, sagte ich zu Hicks. »Eines ist sicher - was immer er getan hat, für einen
Biochemiker muß er ein verdammt gutes Nebeneinkommen gehabt haben!«
     
     
     

12
     
    Gegen sieben Uhr am nächsten
Abend fuhren wir im Hafen von Macau ein. Wir standen zu sechst am Heck, während
Franklin die Dschunke behutsam durch die gedrängt vollen Bootsfahrwege auf einen
der Kais zulenkte. Die Gebäude entlang dem Hafen machten einen staubigen und
verfallenen Eindruck, so als ob sich sehr lange kein Mensch um sie gekümmert
hätte.
    Ich stieß Hicks sachte in die
Rippen, und er folgte mir in die klimatisierte Kabine. Sorgfältig schloß ich
die Tür hinter uns und ging dann zu dem Gemälde, mit dem das Schott übermalt
war. Es handelte sich um das Prachtstück einer Lady in Vorderansicht, blond,
mit rubinroten Lippen und provozierenden, lusterfüllten Augen. Ihre Maße
betrugen schätzungsweise 110 - 45 - 115, und um ihr rotblondes Schamhaar hätte
man eine Schleife binden können. Es war fast ein Jammer, auf den geheimen Knopf
zu drücken, den Franklin mir bei meinem ersten Besuch an Bord der Dschunke
gezeigt hatte, und sehen zu müssen, wie sie verschwand. Die innen verborgenen
Waffen waren alle ordentlich untergebracht und glänzten. »Erwarten Sie
Scherereien, Kollege?« fragte Hicks scharfsinnig.
    »Allerdings«, bestätigte ich.
»Außerdem rechne ich mit mangelnder Kooperation. Also bedienen Sie sich mit
einer Waffe.«
    Hicks suchte sich eine Beretta
aus, und

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