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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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in diesem herrschte gähnende Leere, fanden sich weder Möbel noch andere Dinge. Und auch keine Leichen. Letzteres hob Luks Laune zumindest ein wenig. Nachdem er über eine Marmortreppe in den ersten Stock hochgegangen war, spähte er in einen kleinen Raum. Doch auch hier entdeckte er nichts, was seinen Unmut hätte wecken können. Er steckte den Kopf zu einem Fenster hinaus und wollte von Ga-nor wissen, ob sie vor dem Eingang ein Feuer machen und Essen zubereiten könnten. Sobald er eine Bestätigung erhielt, hatte er sämtliche Sorgen vergessen.
    Der Irbissohn kehrte unterdessen zu dem Marmorbecken zurück, um sich genüsslich zu waschen. Als sein Blick abermals auf die bunten Schmetterlinge am Boden fiel, begriff er endlich, was ihm an dem Ort nicht behagte. Entschlossenen Schrittes eilte er zurück.
    »Packt eure Sachen! Rasch! Wir ziehen weiter.«
    »Weshalb das denn?«, fragte Kallen, der gerade aus dem Haus kam. »Stört dich irgendwas?«
    »An diesem Ort lauert eine Gefahr.«
    »Beim Reich der Tiefe aber auch! Ich wusste doch, dass wir besser nie einen Fuß in diese Stadt gesetzt hätten!«, polterte Luk und trat sofort das Feuer aus. »Mylord Rando ist übrigens verschwunden!«
    Ga-nor sah Kallen fragend an.
    »Zuletzt habe ich ihn im Erdgeschoss gesehen«, erklärte dieser und deutete auf das Innere des Hauses.
    »Ich find ihn schon. Packt derweil.«
    »Du bist aber leichtgläubig, Luk«, stichelte Kallen, sobald Ga-nor gegangen war. »Du hast ja nicht mal gefragt, was eigentlich los ist.«
    »Du ja auch nicht«, antwortete Luk. »Ist aber auch nicht nötig, denn auf Ga-nors Nase ist Verlass. Ich hoffe bloß, wir kriegen es nicht mit Untoten zu tun. Und jetzt steh hier nicht rum wie angewurzelt, sondern pack. Sonst kommen wir aus dieser Stadt nämlich nicht mehr lebend raus.«
    Die Bibliothek hatte Randos Aufmerksamkeit bereits von außen angezogen, als er das Flügelpaar auf dem Dach gesehen hatte. Nun wollte er sie genauer in Augenschein nehmen.
    Dabei hoffte er keineswegs darauf, noch etwas Interessantes zu entdecken. Selbst wenn die Spitzohren damals einen Teil ihrer Bücher zurückgelassen haben sollten, dürften diese längst zu Staub zerfallen sein. Ga-nor hatte recht: In dieser Stadt waren keine Schätze mehr zu heben. Allerdings fesselten drei dunkle Statuen in den Wandnischen gegenüber dem Eingang seinen Blick.
    Rando durchschritt den runden Saal. Durch die Spitzbogenfenster fielen die Strahlen der untergehenden Sonne. Tausende von einem leichten Luftzug aufgewirbelte Staubkörner hingen in der Luft und funkelten im Licht wie die silbrigen Schuppen eines Fisches bei Vollmond.
    Rando hielt auf die erste Nische zu. Mit einem Mal spürte er, dass der Boden unter seinem Gewicht nachgab. Sofort blieb er stehen und setzte vorsichtig, jede abrupte Bewegung vermeidend, die Füße zurück. Die schmutzige, beinahe durchscheinende Oberfläche, die ihm eben noch so stabil vorgekommen war, flößte ihm nun nicht mehr Vertrauen ein als eine brüchige Eisdecke.
    Ihn trennten nur noch wenige Schritte von der Tür, als der Boden an allen Seiten ein Netz aus feinen Rissen aufwies. Rando drehte sich um, setzte zum rettenden Sprung an – doch da hatte er schon keinen Boden mehr unter sich.
    Immerhin hatte er Glück im Unglück. Er stürzte nicht tief und landete in einer Grube, an deren Boden eine dicke Sandschicht lag, die den Aufprall abmilderte.
    Er legte den Kopf in den Nacken, um die Höhe abzuschätzen: etwa drei Yard. Das Loch, durch das er gefallen war, war nicht sehr groß. Glitzernde Brocken, die von dem eingestürzten Teil herrührten, knirschten unter seinen Füßen und zerbröckelten wie Muscheln, sobald er darauf trat. Der restliche Boden lag völlig unbeschadet über der weiträumigen Grube und schloss sie ab wie ein Deckel den Topf. Als Rando nun den Inhalt dieses Topfes erblickte, wünschte er sich auf der Stelle weit, weit weg.
    Trotz der Finsternis in der Grube zeichnete sich das riesige Ungeheuer, das zusammengerollt zehn Schritt vor ihm lag, hervorragend ab, denn die krankhaft weiße Haut war mit rosafarbenen Flecken überzogen und schimmerte leicht. Erst jetzt fiel Rando auch der benebelnde Geruch nach Veilchen auf.
    Innerlich dankte er Meloth, dass er nicht auf dem Kopf dieser Kreatur gelandet war und diese nicht geweckt hatte. Anschließend verfluchte er das Reich der Tiefe für seine Ausgeburten, nur um gleich darauf erneut Meloth zu danken – denn von oben vernahm er ein schwaches

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