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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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offenbar«, sagte der hochgewachsene Ritter. Von ihm ging keine Feindseligkeit aus, aber die blauen Augen verloren nicht eine Sekunde lang ihre Wachsamkeit.
    »Ja, Mylord Rando. Das ist Ness.«
    Der Mann nickte und warf einen Blick auf meinen Bogen.
    »Das sind Mylord Rando und Kallen«, stellte mir Ga-nor die beiden anderen vor.
    Sie sahen mich neugierig an.
    »Was hast du hier im Wald verloren?«, brachte Rando heraus, während ich die Sehne vom Bogen löste. Seine Stimme klang befehlsgewohnt, aber mich brachte er mit diesem Ton nicht auf.
    »Das Gleiche wie Ihr, Mylord. Ich versuche, aus ihm herauszukommen. Bis Burg Adlernest fehlt nicht mehr viel.«
    »Dann können wir den Weg ja gemeinsam zurücklegen. Oder spricht etwas dagegen?«, fragte er, weniger um meine Antwort zu hören, als um der Höflichkeit Genüge zu tun.
    »Im Gegenteil. An Orten wie diesen kann man nie genug Klingen haben.«
    »Oder Pfeile. Das war ein kluger Hinterhalt.«
    »O nein, Mylord, Ga-nor hat mich schließlich bemerkt.«
    »Nein, nicht dich«, erklärte dieser grinsend, »sondern den Kerl, der hinter uns hergestiefelt ist.«
    »Komm raus, mein Freund«, rief ich unter schallendem Gelächter in Richtung Wald. »Das sind Freunde.«
    Ghbabakh, der in einem Berg von Blättern gelegen hatte und von diesen überhaupt nicht zu unterscheiden war, trat auf den Pfad.
    »Beim Dunkel!«, hauchte Kallen fassungslos und griff unwillkürlich nach seiner Streitaxt. »Ein Khagher!«
    »Darf ich vorstellen? Ghbabakh aus den Östlichen Sümpfen. Wir sind zusammen unterwegs.«
    »Khaghun sagwat, man soll für wichtigwe Aufgwaben Freunde sammeln«, bemerkte er lächelnd. »Es freut mich, euch kwennenzulernen.«
    »Gehen wir zu unserem Rastplatz«, schlug ich vor. »Übrigens, Shen ist auch bei uns.«
    »Wahrscheinlich wollte Meloth uns wirklich alle wieder zusammenführen«, sagte Luk verblüfft. »Dass wir Shen und Lahen noch einmal wiedertreffen …«
    Er verstummte, als er bemerkte, wie mir die Gesichtszüge gefroren.
    »Äh … mein Freund …«, stammelte er. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Nein«, presste ich heraus. »Das konntest du ja nicht wissen. Lahen ist tot.«
    Ein bedrückendes Schweigen antwortete mir.

Kapitel
20
    Im roten Laub lagen gelbe, braungesprenkelte Äpfel, die nach Honig rochen. Ich gab der Verlockung nach und sammelte zwei von ihnen auf, rieb einen am Jackenärmel ab und rammte meine Zähne in ihn hinein. Irgendwo in weiter Ferne kreischten Kraniche, doch stimmte mich das nicht wehmütig.
    Über dem Obstgarten hing feiner Abendnebel. Ich spazierte an den Bäumen vorbei, wobei ich darauf achtete, nicht auf die herabgefallenen Früchte zu treten.
    Der Garten endete vor einer Schlucht. Ich trat an den Rand heran, wo zwei Apfelbäume gleich traurigen Jungfrauen über den Abgrund gebeugt standen, die Wurzeln im steinigen Grund verkrallt, und ihre Apfeltränen in den breiten Fluss vergossen, der weit unten dahinströmte.
    Ein Tisch mit einer kleinen Holzbank lud zum Verweilen ein. Ich setzte mich, legte den noch nicht angebissenen Apfel auf den Tisch, gesellte ihm meine Tasche sowie meinen Bogen zu und zog das Messer hinter dem Gürtel hervor.
    So richtete ich mich aufs Warten ein.
    Zeit hatte ich. Von hier aus eröffnete sich eine wunderbare Aussicht auf die bestellten Felder, die goldenen Gärten und die zahlreichen kleinen Häuser mit den rot-grauen Ziegeldächern. Der weiße Glockenturm am Tempel des Meloth ragte weit über das Dorf hinaus. Sein goldener Turmhelm funkelte in den Strahlen der untergehenden Sonne. Kraniche zogen in Keilformationen über den Himmel. Die Vögel schienen ohne Zahl. Lächelnd lauschte ich ihren Rufen.
    Dann hörte ich ihre Schritte in meinem Rücken.
    »Ich habe schon befürchtet, du würdest nicht kommen«, sagte ich zu ihr.
    Lahen umarmte mich wortlos, schmiegte ihre Wange fest an die meine. Ich rührte mich nicht, versuchte nicht einmal, mich umzudrehen, um sie anzusehen. Sie sagte nach wie vor kein Wort. Wir beide genossen die kurzen Minuten dieser Begegnung.
    Ich spürte ihren Herzschlag, ihre Wärme und Gelassenheit, die beide auf mich übergingen. Die Sonne erstarrte in ihrem Lauf, weigerte sich, hinterm Horizont zu verschwinden … Trotzdem rann der endlose Augenblick unseres Beisammenseins im Nu dahin.
    Schwer seufzend gab Lahen mich wieder frei.
    »Du musst gehen?«
    »Ja«, antwortete sie traurig – worauf die Sonne erzitterte, in die Tiefe fiel, und der Himmel nachtschwarz

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