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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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mich in einer vergleichbaren Situation ihr gegenüber selbst genauso verhalten hätte.
    Nur unter den Umständen, unter denen wir uns kennengelernt hatten, durfte ich dem Mädchen gegenüber einen bestimmten Ton anschlagen – den ich unverdrossen beibehielt, mochten unsere vier neuen Gäste darüber auch den Kopf schütteln. Rando beäugte uns beide den ganzen ersten Tag über verständnislos, als wir über allerlei Nebensächlichkeiten plauderten.
    Typhus wiederum amüsierte die Situation sehr. Anscheinend musste sie insgeheim herzhaft bei dem Gedanken lachen, wie erschüttert der adlige Soldat wäre, wenn er gewusst hätte, dass er aus dem gleichen Kessel aß wie eine Verdammte.
    Mir gegenüber verhielt sich Mylord freundlich, aber gleichgültig.
    Kallen zeigte sich dagegen gesprächiger. Der blonde Junge war ziemlich aufbrausend, musste aber ein hervorragender Soldat sein, immerhin wies ihn sein Panzer als Leoparden aus. Wenn wir rasteten, würfelte er stets mit Luk, da er von unserem Brettspiel nichts hielt. Etliche Münzen wanderten von einer Hand in die andere. Sobald einer der beiden haushoch verloren hatte, händigte ihm der Gewinner ein paar Sols aus, damit das Spiel von Neuem beginnen konnte.
    Jetzt sah ich mich auf dem Rastplatz um, nickte allen einen
Guten Morgen
zu und versuchte die purpurroten Flämmchen zu vertreiben, die mir immer noch vor Augen tanzten. Weil es sonst nichts zu tun gab, packte ich meine Tasche neu: Ich sortierte die Bucheckern aus, die ich eh nicht geröstet hatte, auch ein paar kleine Steine und ein Klappmesser, dessen Schneide bereits verrostet war. Eine Weile betrachtete ich das kleine Buch in dem braunen, zerschlissenen Einband. Das hatte ich Lahen geben wollen. Daraus war zwar nichts mehr geworden – aber wegwerfen konnte ich es auch nicht.
    »Was hast du denn da?«, fragte Typhus, die sich mir leise genähert hatte und mit langem Hals nach dem Buch schielte.
    Ich zuckte bloß mit den Achseln.
    »Lass mich das mal sehen«, bat sie und streckte die Hand aus.
    »Nein, gib es lieber mir«, sagte Rona, die plötzlich neben uns stand.
    Typhus durchbohrte sie mit einem sengenden Blick, doch Rona erschauderte nicht. Lächelnd reichte ich ihr das Buch.
    »Danke«, sagte sie. »Ich hatte geglaubt, es sei verloren.«
    »Gehört das etwa dir?«, fragte ich ungläubig.
    Typhus schnaubte verächtlich und trabte beleidigt ab.
    »Ja. Mir und … Kira«, den Namen brachte sie immer noch nur mit Mühe hervor. »Wir hatten es bei uns, als wir aus Gash-shaku ins Regenbogental geritten sind. Aber die Verdammte Lepra hat es uns abgenommen.«
    »Ich habe es in einem Büfett gefunden.«
    »Gut, dass es nicht in fremde Hände gefallen ist.«
    Mir war klar, wen sie damit meinte.
    Typhus beobachtete uns von Weitem aufmerksam.
    »Ist es so wertvoll?«
    »Dieses Buch stammt vom Skulptor selbst. Für alle Funkenträger stellt es damit einen unermesslichen Schatz dar, selbst wenn nur belanglose Gedanken darin festgehalten worden wären.«
    »Aber hier stehen keine belanglosen Gedanken drin?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete sie und linste kurz zu Typhus hinüber, die uns nicht aus den Augen ließ. »Ich habe es noch nicht gelesen. Aber das werde ich jetzt nachholen.«
    In diesem Moment kam Ga-nor auf uns zu, um die weitere Route mit mir zu besprechen. Heute wollten wir ein großes Stück hinter uns bringen. Mylord Rando schloss sich unserem Gespräch an.
    »Wo hast du eigentlich gekämpft?«, fragte er mich unvermittelt.
    »Im Sandoner Wald. Bei den Maiburger Schützen.«
    »Die Roten Pfeile«, erwiderte er wissend. »Bist du am Gemer Bogen dabei gewesen?«
    »Nein, zu dieser Zeit bin ich durch die Wälder des Elfenkönigs spaziert.«
    »Ich glaube, ich habe schon von dir gehört«, sagte er, um nach kurzem Grübeln fortzufahren: »Aber sicher! Luk nennt dich doch manchmal Grauer! Hast du diesen Beinamen schon damals im Krieg getragen?«
    »Mir war nicht klar, dass er so bekannt ist.«
    »Unter Veteranen schon. Sie sagen, du solltest wegen Mordes gehenkt werden. Dann hat man dich aber zwei Hochwohlgeborenen übergeben, mit denen du im Wald verschwunden bist. Zahlreiche Männer haben deinen Tod bedauert …«
    »Nur habe ich, wie Ihr seht, überlebt. Irgendwann wurde dann jener Waffenstillstand unterschrieben, der uns den Frieden gebracht hat.«
    »Den ewigen und freundschaftlichen Frieden«, höhnte Mylord Rando. »Ich kann dir nur beipflichten. Wir hätten diese Hochwohlgeborenen nach der Schlacht am

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