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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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die Verdammte Lepra.«
    Was hätte ich darauf sagen sollen?
    »Weshalb bist du eigentlich im Regenbogental so blindlings davongestürmt?«, wechselte ich das Thema.
    »Das verstehst du vermutlich nicht«, antwortete sie nach langem Schweigen. »Das meine ich nicht böse … Dafür gibt es verschiedene Gründe, aber ich werde dir nur einen nennen. Die Schule war das Wichtigste in meinem Leben. Als ich die Zerstörungen und die Flammen gesehen habe, da habe ich förmlich den Kopf verloren. Ich hatte solche Angst um die Schule, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Natürlich ist es dumm von mir gewesen, einfach loszurennen – das habe ich dann auch begriffen, als ich den Nekromanten in die Arme gelaufen bin. Es tut mir wirklich leid, dass ich euch alle in diese Geschichte hineingezogen habe.«
    »In der haben wir sowieso schon dringesteckt.«
    »An dem Tag war ich zum ersten Mal froh, dass wir eine Verdammte auf unserer Seite haben.«
    »Oh, die steht ausschließlich auf ihrer eigenen Seite«, hielt ich dagegen.
    »Ihr Funken ist zurzeit nicht stärker als unserer, obwohl sie uns das Märchen auftischt, sie sei im Vollbesitz ihrer Kräfte. Aber Typhus ist genauso erschöpft wie wir alle.«
    »Wundert dich das?«
    »Ein wenig schon«, gab sie zu. »Uns wurden jahrein, jahraus nur Gräueltaten über die Verdammten erzählt. Thia al’Lankarra, Typhus, die Tochter der Nacht, die Reiterin auf dem Orkan, die Mörderin Sorithas. Als ich noch ein kleines Mädchen war, haben mich allein diese Bezeichnungen – Abtrünnige, Feinde des Turms und der Magie, Wesen der Nacht und Geschöpfe aus dem Reich der Tiefe – in Angst und Schrecken versetzt. Und dann … dann stellt sich auf einmal heraus, dass sie Menschen wie du und ich sind. Eben nur mit einer außergewöhnlich starken Gabe und unschätzbarer Erfahrung. Nimm zum Beispiel Typhus: Sie isst, schläft, flucht, lacht – und wird müde.«
    »Hört sich in der Tat nicht wie eine Göttin an«, bestätigte ich grinsend.
    »Aus, du Hund!«, begrüßte uns da Yumi.
    »Guten Morgen«, erwiderte Rona, die sich inzwischen die Hände über dem Feuer wärmte. »Hast du gut geschlafen?«
    »Aus, du Hund!«, antwortete er mit hochzufriedener Miene.
    »Das habe ich mir gedacht«, sagte Rona.
    »Weck doch bitte die anderen, wir müssen bald weiter«, bat ich Yumi.
    Der Waiya bemühte zum dritten Mal seinen Hund und huschte wieder in die Hütte. Rona lachte leise, und endlich blitzten ihre Augen wieder vor Vergnügen.
    »Eine Schreitende wie dich trifft man selten«, sagte ich und musste unwillkürlich lächeln.
    »Was meinst du damit?«, fragte sie zurück, denn sie wusste nicht, worauf meine Bemerkung abzielte.
    »Du wirkst wie eine ganz gewöhnliche Frau.«
    »Und andere Schreitende tun das nicht?«
    »Mhm. Nimm beispielsweise eure Mutter. Die hat mir überhaupt nicht gefallen. Du aber bist ganz anders als Ceyra Asani und viele andere, mit denen ich es leider schon zu tun hatte. Du hast nichts Hochnäsiges an dir, im Gegenteil, du bist freundlich, für eine Funkenträgerin sogar erstaunlich freundlich. Ich weiß nicht, wie du früher warst, aber ich glaube, deine Gabe hat dich nicht verändert.«
    »Die Herrin Gilara, die Leiterin der Schule im Regenbogental, hat immer behauptet, nicht die Gabe verändere den Menschen, sondern sein Verhalten. Darf ich dir vielleicht eine Frage stellen?«
    »Sicher.«
    »Du hast während des Kampfes im Regenbogental immer ein Auge auf Shen gehabt. Warum eigentlich?«
    »Er ist der Einzige, der einen lichten und einen dunklen Funken in sich trägt – und sich trotzdem von den Verdammten unterscheidet. Möglicherweise könnte er Lahens Traum also Wirklichkeit werden lassen. Deshalb werde ich mich wohl noch ein Weilchen um ihn kümmern. Zumindest so lange, bis der Kleine auf eigenen Beinen steht.«
    »Aber das tut Shen doch schon«, entgegnete Rona lachend.
    »Trotzdem werde ich im Rahmen meiner Möglichkeiten auf ihn achtgeben.«
    »Bei allen Sternen Haras!«, nörgelte Typhus, die gerade aus der Hütte trat. »Warum schlaft ihr nicht mehr?! Die Nacht ist ja noch gar nicht herum! Und wer weiß, wann wir das nächste Mal ein Dach über dem Kopf haben! In den verfluchten Wäldern habe ich mir schon meinen Hintern wundgelegen.«
    »Nicht deinen, sondern Porks«, stellte ich klar.
    »Was spielt das schon für eine Rolle?«, knurrte sie. »Das Ergebnis bleibt das gleiche.«
    Am Nachmittag krochen von Osten über die Blinden Berge Regenwolken

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