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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hatte recht.« Bald sahen sie einen funkelnden Bach, der von einem plätschernden Wasserfall ausging. Okes war bereits zur Stelle und rief dröhnend nach Äxten, um eine Rollbahn für seine Fässer freihauen zu lassen.
    Als sie in die helle Sonne hinaustraten, hielt Bolitho die Hand über die Augen und schaute hinab zu dem verankerten Kutter. Er sah mit seinen gefalteten Segeln wie ein anmutiges Spielzeug aus. Auf dem benachbarten Hügel richtete sich der Ausguck ein. Der Mann legte sein langes Teleskop auf eine Pyramide von Feldsteinen und konnte von dort aus die ganze Küste überblicken.
    Bolitho merkte, daß ihm das Hemd am Leib klebte. Er war verschwitzt, aber in Hochstimmung und stellte sich vor, wie herrlich es wäre, in dem klaren, einladenden Wasser zu schwimmen.
    Der Anstieg zur Kuppe dauerte länger als erwartet und hinterließ sie erschöpft und verschwitzt. Nur Bankart wirkte noch frisch. Kräfte wie einstmals Allday hatte der Junge, dachte Bolitho wehmütig.
    Er schaute erneut hinab zum Kutter, auf dessen Deck winzige Gestalten wimmelten. Die Boote zogen langsam zwischen Schiff und Strand hin und her wie Wasserkäfer.
    Dann richtete er das Fernrohr auf den Ausguckposten und sah die Sonne vom Glas des Mannes reflektieren. Er hatte sich als Sonnenschutz trockene Zweige über den bloßen Rücken gelegt und den Hut über das Teleskop gezogen.
    Bolitho setzte sich auf den heißen Boden und entfaltete seine kleine Landkarte. Wo Jobert jetzt wohl steckte? Was war das Ziel der französischen Flotte?
    Er hörte die anderen sich ausstrecken, dann das Geräusch einer Feldflasche, die geschüttelt wurde. Was hätte er jetzt für den klaren Rheinwein gegeben, den Ozzard in der Bilge kühl hielt!
    Bolitho griff unter sein Hemd und berührte seine nasse Haut. Es fiel ihm nur zu leicht, sie sich in seinen Armen vorzustellen. Ihre Hände auf seiner Haut, ihr Flüstern, das lustvolle Wölben ihres Rückens, wenn er in sie eindrang … In jäher Verzweiflung faltete er die Karte zusammen. An wen dachte er eigentlich?
    »Schauen Sie sich bloß diese Masse Vögel an«, sagte Stayt.
    Ein riesiger Schwarm Möwen stieß wie von Fäden zusammengehalten aufs Wasser nieder. Es mußten Tausende sein. Als sie im Sturzflug die verankerte
Suprème
passierten, sah Bolitho rasche, zuckende Bewegungen im Wasser und entsann sich der Fische. Die Möwen griffen zum richtigen Zeitpunkt an, und Bolitho konnte selbst über die weite Entfernung ihr Kreischen hören.
    Auf dem Deck des Kutters war die Arbeit zum Erliegen gekommen. Die Seeleute sahen zu, wie eine Möwe nach der anderen wild flatternd und mit einem silbrigen Fisch im Schnabel an Höhe gewann.
    »Unser Ausguckposten ist gut, Sir«, merkte Stayt an. »Er hat keinen Blick an die Möwen gewandt. Dabei habe ich noch nie gesehen, daß Vögel sich so …«
    »Der Ausguck?« fragte Bolitho abrupt. Er griff hastig nach seinem Fernrohr und zog es rasch auseinander. Als er es übers helle Wasser und den Möwenschwarm schwenkte, brannte ihm der Schweiß in den Augen. Aus unerfindlichem Grund schmerzte ihn die alte Narbe. Was ist nur mit mir los? dachte er.
    Dann entspannte er sich zögernd, denn der braungebrannte Ausguck war noch auf seinem Posten. »Jagen Sie eine Kugel in die Felsen unter ihm«, befahl er. »Der Kerl ist eingeschlafen.«
    Stayt winkte ärgerlich einem Matrosen. Der Mann ging auf ein Knie nieder und hob die Muskete an die Schulter. Der Schuß mochte die anderen aufschrecken, aber ein schlafender Ausguck stellte eine große Gefahr dar.
    Auf den Knall hin kreisten die Vögel zuerst wild und flogen dann davon. Hier und dort fiel ein Fisch zurück ins Meer.
    Bolitho schob das Fernrohr zusammen und richtete sich auf. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, obwohl er glaubte, ihm müsse das Herz im Leib bersten. Der Ausguck hatte sich nicht gerührt; die Sonne spiegelte sich noch immer in seinem Teleskop.
    »Dieser Mann schläft nicht, er ist tot.« Er war bemüht, gelassen zu sprechen. »Ich fürchte, wir sind in Gefahr.« Die Männer reagierten nicht, sahen ratlos erst den treibenden Pulverdampf an und dann in sein Gesicht.
    »Hier, Sir?« rief Stayt verdutzt aus.
    »Mr. Sheaffe, Sie sind der Jüngste«, bellte Bolitho. »Laufen Sie hinunter zum Strand und warnen Sie Leutnant Hallowes.«
    Der Midshipman starrte ihn an und sprach stumm die Worte nach, als traue er seinen Ohren nicht.
    »Und Sie, Bankart, gehen mit.«
    Als die beiden bergab sprangen und zwischen den Bäumen

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