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Donovans Gehirn

Donovans Gehirn

Titel: Donovans Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curd Siodmak
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beschaffen, stahl und verkaufte er kleine Gegenstände aus dem Haus des Vaters – Schmucksachen, Silber, Löffel und Bücher.
    Donovan mißgönnte seinem Sohn das Interesse an diesen bunten Papierstückchen, aber er duldete es, weil ihn der Junge überzeugte, er vergrößere die Sammlung durch klugen Markenhandel.
    Als Howards Interesse in seinem Vater Eifersucht erweckte, begann er einen Wettbewerb in dieser Liebhaberei seines Sohnes und kaufte sich selbst eine kostspielige Sammlung.
    Mit siebzehn brachte Howard den Mut auf, wegzulaufen. Um sein Abenteuer zu finanzieren, stahl er die wertvollsten Marken seines Vaters. Er hinterließ einen Brief, in dem er seine Gründe erklärte, floh nach Paris und studierte an der Sorbonne. Er entwickelte großen Fleiß, machte seine Prüfung als Volkswirtschaftler und kehrte dann nach den Staaten zurück, um eine Stellung zu finden.
    Doch er verlor einen Posten nach dem anderen; er merkte nicht, daß sein Vater jedes Druckmittel anwandte, um Howards Arbeitgeber zu zwingen, ihn zu entlassen.
    Donovan wollte seinen Sohn zu Hause haben, und wie immer, erreichte er, was er sich vornahm.
    Eines Tages kehrte Howard gebrochen und verzweifelt ins Vaterhaus zurück. Dort fand er statt des erwarteten Zorns Donovan mit offenen Armen bereit, den verlorenen Sohn aufzunehmen. Die Umarmung war symbolisch: Er hielt den Sohn wieder in seinen Klauen!
    Von da an arbeitete Howard für seinen Vater – ohne Gehalt oder eine offizielle Position. Von Zeit zu Zeit gab ihm Donovan Geld, wie eine milde Gabe für einen armen Verwandten. Er verzieh Howard niemals seine einzige unabhängige Tat. Er konnte nicht vergeben.
    Jedoch der Sohn hatte etwas von Donovans Hartnäckigkeit und List geerbt. Er beabsichtigte, den Vater mit der einzigen Waffe zu schlagen, die ihm zur Verfügung stand – mit der Zeit! Wenn er wartete, bis sein Vater alt war, würde seine Zeit schon kommen! Und er wartete, schweigend und geduldig. Jeden Tag wurde er stärker und Donovan älter!
    Als Chloe vierzehn war, starb ihre Mutter. Zur Überraschung der Tochter nahm der Vater sich den Verlust sehr zu Herzen. Der Tod war in Donovans Königreich eingebrochen und hatte ohne Erlaubnis ein Stück seines Besitzes fortgenommen. Wieder schien es Donovan, als sei ihm ein großes Unrecht geschehen.
    Für diese Selbstsucht haßte ihn Chloe nur noch mehr. In ihren Augen hatte er ihre Mutter getötet. Chloe sehnte sich nach Rache für diesen langsamen Mord und fand einen sicheren Weg dazu – dem Namen ihres Vaters Schande zu machen.
    Mit vierzehn hatte sie Liebschaften mit den Dienern, und sie war listig genug, dafür zu sorgen, daß Donovan es entdeckte. Wütend und tief getroffen, sandte er sie in Mädchenpensionate, die praktisch Gefängnisse waren, aber sie fand immer einen Weg, durchzubrennen.
    Als sie sechzehn war, heiratete sie einen Preisringer, mit achtzehn einen Boxer, mit neunzehn den Chauffeur ihres Vaters.
    Doch dann kam ihr plötzlich die teuflische Idee, ihre Ähnlichkeit mit der Mutter zu vergrößern. Sie hungerte sich zwanzig Pfund ab, ließ ihre Nase umformen und fing an, das Ebenbild von Katherine zu sein. Sie wollte ihren Vater durch diese Ähnlichkeit erschrecken.
    Aber das gelang ihr nicht. Donovan durchschaute die Pläne seiner Kinder, und nachdem er einmal ihre Absichten ergründet hatte, dachte er an einen Gegenschlag. Seine Entscheidung wurde durch die Diagnose seines Arztes – daß er unheilbar krank sei – beschleunigt.
    Er wollte seine Kinder entwaffnen. Er hatte nur einmal im Leben etwas getan – eine Kleinigkeit für ihn –, was er bedauerte: Er hatte Roger Hinds betrogen. Wenn er das wiedergutmachte – was für eine Ursache hätte dann noch jemand, ihn zu hassen? Sein Geist war so primitiv, daß er seiner alltäglichen Grausamkeiten selbst gar nicht gewahr wurde. Donovan hielt sich für den einen Gerechten in einer verräterischen Welt.
    Um einen eventuellen Rückzug zu decken, hatte Donovan seit Jahren Geld beiseitegelegt. Für dieses heimliche Konto benutzte er Hinds' Namen, unbewußt durch sein Schuldgefühl bedrückt. Er liquidierte seine Besitztümer und gab seine Herrschaft an seinen Sohn ab. Niemand hatte sie ihm weggenommen!
    Der nächste Schritt war, seine Schuld an Roger Hinds gutzumachen, der seit vierzig Jahren begraben war.
    Er suchte Hinds' Verwandte; er entdeckte aber nur wenige. Er hatte im Sinn, sie mit Vermögen zu beschenken, da für ihn Geld und Glück gleichbedeutend waren.
    Als er einen

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