DoppelherzTOD
und ich…« Er redete sich um Kopf und Kragen. »… der Frieder hat noch Unterlagen bei Hans-Jürgen liegen, die er nicht gern der Polizei überlassen möchte. Wenn die sie nicht ohnehin schon hat.«
»Hoffentlich nicht seine Lohnsteuerkarte.« Sie lächelte vielsagend und erotisch. »Sind nicht einmal ehemalige Polizisten gesetzestreu?«
»Das weiß ich nicht. Ich jedenfalls bin’s.«
»Du flunkerst, Herr Hauptkommissar, das seh ich deiner Nasenspitze an.« Brigitta Johannsen drohte ihm schalkhaft mit dem Finger. »Ich habe den Schlüssel, und ich komme mit auf eure Erkundung. Sonst melde ich euer Vorhaben der Frau Neumann-Sinsmann oder gleich der Frau Hauptkommissar. Übrigens eine nette Person.«
Was? Brigitta fand Frau Urbanski, Schablonski, Penderecki sympathisch? Das durfte doch nicht wahr sein. Die Schnalle hatte ihm den Job weggenommen! Ehrlicher wusste nicht, ob ihn Brigitta reizen wollte, ob sie mit ihm spielte oder einfach naiv war. Augenscheinlich empfand sie das Ganze als einen spaßigen Zeitvertreib im geregelten Heimalltag. Aber er konnte ihr nicht von Frieders Befürchtungen erzählen, von dessen Verdacht, der die Heimleitung und vor allem Frau Neumann-Sinsmann belastete und den er mit einer Zimmerdurchsuchung entkräften oder festigen konnte. Ehrlicher brauchte die Schlüssel, nur würde er sie nicht von Brigitta bekommen, wenn er jetzt lang herumredete. »Los komm! Aber zu keinem ein Wort.« Vertrackte Situation das, vielleicht wusste Frieder einen Ausweg.
»Pionierehrenwort.« Brigitta verbiss sich das Lachen und kam mit dem Schlüssel am Finger an die Türe zurück. Sie hakte sich bei Bruno Ehrlicher unter. »Schön, dass wir zwei uns Wiedersehen. Hättest ja auch mal anrufen können.« Es war keine Woche her, dass sie gemeinsam im Café Prosecco getrunken hatten. Oder es kam ihm nur so vor.
Frieder stand schon in seiner Wohnungstür, als sie kamen. Dass Bruno Brigitta im Schlepptau hatte, behagte ihm nicht. Zumindest verzog sich Frieders Gesicht nicht vor Freude. Aber er schwieg und bat sie mit einer Geste ins Zimmer.
»Vielleicht haben wir zu dritt größere Chancen.« Frieder übernahm gewohnheitsmäßig die Leitung. »Habt ihr eure Handys dabei?«
Bruno nickte.
»Ich habe meines verlegt. Hans-Jürgen hatte es mir besorgt, falls mal etwas passiert. Ich bin ja nicht mehr die Jüngste…«, sagte Brigitta. Ehrlicher wollte widersprechen. Brigitta winkte ab. Sie hatte das Kompliment wohl verstanden. »Aber wirklich benutzt habe ich es nie.« Sie lächelte bedauernd. Ehrlicher hätte sie beinahe getröstet.
»Hans-Jürgen ist tot. Und ich glaube nicht, dass er Selbstmord begangen hat.« Hosfeld brachte das Gespräch zum Thema zurück.
»Du meinst das wirklich.« Brigitta klang zweifelnd. »Er hat schon komisch über den Tod geredet, der Hans-Jürgen, und auch die Margot.«
»Ich rede jeden Tag über den Tod oder denke daran. Das ist in unserem Alter natürlich. Er ist das Einzige, was noch kommt. Danach kommt nichts mehr.«
Brigitta musste an diesem Satz schlucken und sah nicht mehr ganz so elegant aus. »Was danach kommt, kannst du nicht wissen.«
Hosfeld zeigte darauf keine Reaktion. Wahrscheinlich hatte er den Satz nicht gehört, Brigitta hatte sehr leise gesprochen.
»Wie stellst du dir den Ablauf denn vor?« Ehrlicher wollte die blöde Aktion endlich hinter sich bringen.
»Brigitta, du stellst dich im Gang ans Fenster. Da kannst du den Flur und den Haupteingang überblicken. Lass dir von Bruno sein Handy geben.«
Sie nahm es, aber es dauerte, bis Brigitta begriffen hatte, welche Tasten sie bei Gefahr drücken sollte.
»Vielleicht sollte doch lieber der Bruno Schmiere stehen, und ich durchsuche mit dir das Zimmer? Welche Akten hatte denn der Hans-Jürgen von dir, die die Polizei nicht sehen soll?«
Frieder blickte Bruno sofort ins Gesicht. Nein, er hatte nicht gequatscht. Brigitta weiß nichts, sollte Frieder aus seinem kurzen Kopfschütteln schließen. Der kapierte sofort. »Der Bruno hat mit Durchsuchungen einfach mehr Erfahrungen. Das geht schneller, und legal ist es auch nicht, was wir jetzt tun.«
»Denn mal los, teure Freunde. Auf gutes Gelingen.« Sie reichten einander die Hände, wie es die Mannschaften vor großen Spielen tun. Dann hinaus auf den Flur. Brigitta wurde am Fenster in einem Sitzmöbel postiert. Die Pflanze daneben sah nicht gesund aus. »Bei Personal, Besuch und Bewohnern musst du keine Meldung erstatten. Außer sie benehmen sich sehr verdächtig.
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