DoppelherzTOD
Neumann-Sinsmann und Dr. Burger haben die Margot und den Hans-Jürgen und den Frieder Hosfeld getötet?«
Dass sie den Hosfeld nicht getötet hatten, war bewiesen. Aber das musste Ehrlicher Brigitta nicht sagen. Ein dreifacher Mord klang bedrohlicher als ein doppelter. Und wenn sie sich wie Miss Marple fühlen wollte, so konnte er ihr das passende Szenario liefern. »Ja, das glaube ich.«
»Mein Gott! Keinen Fuß setze ich mehr ins Haus Roseneck. Das ist ja lebensgefährlich!« Unabsichtlich oder nicht, Brigitta Johannsen legte ihre Hand auf die seine. Er verschluckte sich an seinem Bier. Für sein Magenkribbeln konnte das nicht die Ursache sein. Seine Hand allerdings entzog er ihr nicht.
Ich will nur von dir allein
Küsse ohne Zahl.
Lass uns immer glücklich sein,
drum sag ich noch mal:
Nutze die Gelegenheit,
hör auf meinen Rat:
Jetzt ist unsre schönste Zeit,
sei ein Mann der Tat.
Brigitta lächelte ihn an. »Ich werde dir helfen.«
Ehrlicher legte seine andere Hand auf Brigittas und drückte sie. Dann lösten sich ihre Hände, und sie nippte an ihrem Campari Orange. Ehrlicher bestellte ein neues Bier. Er hatte sie von der Notwendigkeit ihrer Recherchen überzeugt. »Kommen wir zu Günter Geißler und seinem Schönsten Mädchen der Welt.« Der Mann hinter der Anlage war erstaunlich jung für diese Musikauswahl. Brigittas Geschmack traf er ganz offensichtlich. Sie schloss ihre Augen und ihr Oberkörper bewegte sich im Rhythmus des Schlagers.
Das schönste Mädchen der Welt
ist meine Rooooooosmarie.
Den schönsten Namen der Welt
hat meine Ro-ro-ro-osma-rie-ie-ie.
»Weißt du, Bruno, dass Rosemarie mein zweiter Name ist?«
Das wusste Ehrlicher natürlich nicht. Vielleicht war Rosemarie auch der zweite Vorname von Agnes R.?
Die Barbesucher sangen mit. Brigitta wollte Ehrlicher bereits wieder zur Tanzfläche ziehen. Bruno konnte sie in die Arme eines blond gefärbten Galans geben. Brigitta schien das echt zu bedauern. »So einfach entkommst du mir nicht.« Das hatte Ehrlicher auch gar nicht vor. Brigitta entschwebte.
Die eine, die mir gefällt,
die immer zu mir hält,
ist meine Rosmarie, ist meine Rosmarie,
ist meine Rosmarie allei-ei-ein.
Ist meine Rosmarie, ist meine Rosmarie,
ist meine Rosmarieeee, ganz allein.
Vielleicht war Bruno Ehrlicher kurz eingenickt. Als er das Ringcafé wieder wahrnahm, stampfte eine Polonaise durch den Gastraum.
Ba, ba, ba, ba… la, la, la…
Blasmusik ist Balsam für die Ohren,
Blasmusik bringt Stimmung auf die Welt.
Blasmusik macht mich wie neu geboren, weil sie mir gefällt.
Mehrere Hände versuchten, Ehrlicher in die Menschenkette zu ziehen. Er hasste Polonaisen. Erst Brigitta überzeugte ihn. Nach einigen Schritten waren seine Ablehnung und schlechte Laune vergessen. Sie kraulte ihm zärtlich den Nacken, manchmal ließ sie ihren Kopf auf seinen Rücken sinken.
Mein Papa war Startrompeter,
in der Bar »Zum schwarzen Peter«.
Bis Mama ihm in die Augen sah,
da war die Liebe da.
Doch was kam später?
Mein Papa war überglücklich,
und er rannte augenblicklich
aus dem Saal
und blies das Sturmsignal.
Das fand die Polizei doch dann nicht schicklich.
Sie schieden für Ehrlichers Empfinden zu zeitig aus der Polonaise aus. Brigitta brauchte unbedingt eine Erfrischung und verschwand auf der Toilette. Ehrlicher ließ sich vom Kellner den delikatesten Cocktail empfehlen. Der stand auf dem Tisch, als Brigitta mit restauriertem Make-up wieder erschien.
»Bruno, du wirst mich nach Hause tragen müssen!«
»Tue ich gern.«
Sie nippte an dem Drink und hob den Daumen, dann fiel sie wortlos auf ihren Stuhl. Es schien, als sei sämtliches Leben aus ihr gewichen. Speichel tropfte aus ihrem Mund auf das Dekollete des Kleides. Ehrlicher wischte dezent mit seinem Taschentuch darüber. Der Abend war offensichtlich vorbei.
Ganz Kavalier brachte er seiner Begleitung Mantel und Hut. Augenblicklich erwachte Brigitta und widersprach: »Mensch, Bruno, lass diesen Abend nicht so zu Ende gehen!«
Ehrlicher stand ratlos da und hielt ihr den Mantel hin. Die Musikboxen schmetterten.
»Soll ich ein Taxi bestellen?«
»Noch einen Tanz, Bruno, bitte.«
Ehrlicher konnte nicht widerstehen. »Aber nur einen.«
Ein himmelblauer Trabant rollte
durch’s Land mitten im Regen.
Die Tanzschritte gelangen Brigitta Johannsen nicht mehr exakt. Jetzt war sie es, die auf Ehrlichers Füße trat. Der ertrug es und verzog keine Miene.
Ihr
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