Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
Bewunderung der Mund offen.
Gretes Ausbruch zeigte in der Tat Wirkung. Freundlich bat die Menschenstimme um die Daten von der Frau Korters, checkte alles im System und versprach, den Vertrag umgehend zu stornieren. Ob sie sonst noch was tun könne für das Fräulein Grete Meier?
"Nix, rein gar nichts!", blaffte die Grete. "Bleiben Sie einfach in Indien und rufen Sie nie mehr bei der Frau Korters an! Und auch nicht bei dem Herrn Heinevetter, der hat schon ein iPhone!" Zufrieden mit sich und dem Ergebnis legte die Grete auf.
So macht man das. Man darf sich von denen nix gefallen lassen. "Und in Zukunft legen sie einfach auf, wenn man Ihnen was verkaufen will am Telefon."
Das versprach die Frau Korters hoch und heilig, während sie an dem letzten Rest Eistee nippte. "Also, wenn der Herr Heinevetter ein Eifohn hat, dann will ich aber auch eins."
Jetzt war es die Grete, der der Mund offen stand.
Gruß vonner Grete
Lieschen weiß es nicht
Heute hat das Lieschen Schwierigkeiten ein Thema aus Gretes Tagesbericht zu picken. Da steckt so viel zwischen den Zeilen, murmelt sie und sieht vor ihrem Ventilator sitzend ganz unglücklich aus.
Sollte sie sagen: die arme Frau Korters!?
Lieschen sieht aus, als hätte sie ein echtes Problem zu lösen. Ist sie reingelegt worden? Ist sie Opfer? Wenn ja von was oder wem? Vielleicht von einem anderen Opfer? Einem, das ebenso wenig NEIN sagen kann oder will wie sie, die arme Frau Frau Korters?
Oder sollte sie sagen: die glückliche Frau Korters!? Schließlich hat sie ja die Grete, die sich jede Menge Zeit für sie nimmt, speziell wenn es ein solches Problem zu lösen gibt.
Oder sollte sie sagen: die dumme Frau Korters!? So schwer kann ein bisschen Nachdenken doch nicht sein. Die einfache Frage lautet nach Lieschens Ansicht wohl: Möchte ich haben, was mir der freundliche Mensch am anderen Ende der Leitung verkaufen will, oder nicht? Wenn ja, dann JA. Wenn nein, dann NEIN.
Ist das Thema die Unverschämtheit der Verkaufsmethoden großer Firmen? Die Auslagerung der Hotlines auf andere Kontinente? Die Unverfrorenheit mit der Anrufer in Warteschleifen gehalten werden und am Ende vielleicht noch unfreundlich abgewimmelt werden, weil das entsprechende Problem nicht im Handlungsordner zu finden ist? Der Tod des Satzes: Der Kunde ist König? Die Schwierigkeit, nein zu etwas zu sagen, das doch so freundlich angeboten wird? Der Neid, der sagt, was der Nachbar hat das will ich auch? Ist doch egal, ob ich das zu benutzen weiß oder nicht? "Hoch und heilige" Versprechen, die Sekunden später bereits vergessen sind? Die Unmöglichkeit, Menschen wirklich zu helfen, die selbst nicht wissen, was sie brauchen?
Oder ist das Thema: Beurteile nicht?
Lieschen entscheidet sich dafür, liest den Bericht von Grete noch einmal und konzentriert sich diesmal auf die Eckbankszene in der Küche. Völlig ohne das zugrunde liegende Problem. Sie sieht die Grete erst an ihrem PC, dann am Telefon und die Frau Korters wie sie der Grete zuguckt. Das alles bei 30 Grad im Schatten und einem ordentlichen Vorrat an Eistee. Sie sieht das Fräulein Grete wild gestikulieren. Sieht sehr lebendig aus. Und die Frau Korters schaut die Grete bewundernd an. Auch lebendig. Das Lieschen mag dieses Bild. Eine schöne Atmosphäre. In wie vielen Küchen sitzen die Menschen am Abend wohl alleine vor ihren Fernsehern, Radios oder Computern? In Gretes Küche ist das anders. Zwei lebendige Frauen mit telefonischem Kontakt in die große weite Welt.
Lieschen ist jetzt so angerührt von der nackten Szene, dass sie fast versucht ist, Grete nach der Hotlinenummer zu fragen, dort anzurufen, nach dem Verkaufsmitarbeiter zu fragen und ihm von einem Job zu erzählen, in dem er nicht blind verkaufen muss, was dem potenziellen Käufer nichts nützt und vielleicht sogar schadet. Aber diese Idee verwirft sie wieder.
Stattdessen schaltet sie den Ventilator aus und geht hinaus in den Garten. Ein paar Kniebeugen und ein bisschen Gymnastik wird sie wohl machen müssen. Die Grete scheint das mit dem Sport ja ernst zu meinen.
Euer Lieschen
Samstag, 3. August 2013
Das Fräulein Grete Meier putzt und schüttelt den Kopf
Samstags ist bei dem Fräulein Grete Meier Putztag. Nicht so das übliche Putzen, was die Grete jeden Tag erledigt. Samstags putzt die Grete einfach alles. Und ihr Bett wird frisch bezogen. Die Grete hat da schon Routine. Zuerst wird gemütlich gefrühstückt. Im Morgenmantel auf dem Balkon. Mit Zeitung. Und dem Herrn
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