Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
Außer mittwochs. Beim Kaffee mit der Grete. Dann merkt sie nichts vom Drehen und auch nichts vom Rauchen. Dann quatschen die beiden völlig unritualisiert, jeden Mittwoch aufs Neue, über Gott und die Welt und die Finger drehen, feuern und führen die Zigarette ganz von selbst an den Mund. Wenn sie dann abends nach Hause kommt, ist ihr erster Gang auf ihre Terrassenbank, auf der das Ritual schon auf sie wartet.
Das ist aber wirklich das einzige Ritual in Lieschens Leben. Auf die Idee, das Putzen zu ritualisieren ist sie noch nie gekommen. Sie putzt, wenn sie es an der Zeit findet und Lust auf "Gründlich" hat. Das ist heutzutage oft später als früher. Oder sie putzt, wenn sich Besuch angesagt hat. Dann oberflächlich. Dem Lieschen ist das nicht mehr so wichtig. Der Hermann und sie haben schon während der Renovierung des Hauses, wenn ihnen irgendetwas nicht perfekt gelungen ist, gesagt "die meisten Menschen, die uns besuchen kommen, haben ja eh "unser" Alter, also sehen die ebenfalls nicht mehr so gut. Nehmen wir ihnen an der Tür die Brillen ab und schon machen kleine "Unreinheiten" rein gar nichts mehr."
Hermann findet sowieso schon immer, dass es reicht, wenn das Lieschen und er sich wohlfühlen in den eigenen vier Wänden und die Liese hat mit den Jahren sehr gut gelernt, nicht nur manchmal alle Fünfe grade sein zu lassen. Atmosphäre ist das Wichtigste, sagt sie oft - und vom Boden essen ja in unseren Breitengraden sowieso die Wenigsten. Sollte einmal jemand kommen der das möchte, und der Boden lässt an Reinheit zu wünschen übrig, dann wird sie extra für diesen Gast, in seinem Beisein, das erforderliche Stückchen Boden reinigen. Da kennt die Liese nix.
Dass die Grete sie nachher anrufen wird, weil ja Samstag ist und sie das beinahe jeden Samstagabend tut, möchte das Lieschen nicht als Ritual werten. Es ist ja nicht sie, die anruft. Sie nimmt ja nur das Telefon von der Station. Und DAS tut sie natürlich nicht aus Gründen der eingebrannten Ritualisierung, sondern weil es klingelt. Ja!
Euer Lieschen
Sonntag, 4. August 2013
Das Fräulein Grete Meier entspannt
Schon gleich nach dem Aufwachen heute Morgen, wusste es das Fräulein Grete Meier. Heute lasse ich den ganzen Tag den lieben Gott einen guten Mann sein. Nüscht und niemand wird mich daran hindern. Zumal es auf dem Balkon eh viel zu warm sein wird. Und wenn die Grete sich einmal etwas vorgenommen hat, dann zieht sie es auch durch. Meistens jedenfalls. Zumindest immer öfter.
Also, gesagt getan. Türklingel abgestellt, Telefon ebenso und die Balkontür blieb zu. Für Frischluft konnten andere Fenster sorgen. Nach Morgentoilette, Frühstück mit Kaffee, Zeitung und Kreuzworträtsel und einer Mentholzigarette (in der Küche!) inspizierte die Grete den Inhalt von Kühlschrank und Gefriertruhe. Alles da für einen solchen Tag. Vanilleeis, Zitronen, Paprika, Gurke Tomate, Mozzarella und Balsamico-Essig. Sogar eine Tiefkühlpizza fand sich noch. Flugs kochte die Grete einen Liter starken Kaffee und stellte die Kanne zum Abkühlen in den Kühlschrank. Die Zitronen wurden gepresst und mit Mineralwasser und Zucker zu zwei Liter einer erfrischenden Limonade verarbeitet. Das Gemüse wurde in mundgerechte Stücke geschnitten und zusammen mit Mozzarellascheiben auf einer Platte angerichtet.
Zufrieden mit sich und der Welt, schnappte sich das Fräulein Grete Meier die Fernbedienung und machte es sich in ihrem Sessel so richtig bequem. Das übliche Sonntagsfernsehprogramm interessierte sie allerdings nicht. Generell schaut sie ja selten fern. Eine Fernsehzeitung hat sie zwar im Abo, und das seit über 30 Jahren, aber liest diese, bis auf die Artikel, die nichts mit dem Programm gemein haben, im Grunde nie. Schon lange hat sie auf ihrem PC ein Programm installiert, das es ihr erlaubt, sofern sie denn mal Lust und Zeit hat, Filme oder Serien online zu schauen. Und das, wann immer sie mag und nicht in Abhängigkeit von Tag und Uhrzeit. Und dank moderner Technik kann sie die Filme und Serien auch auf ihren Mega-Fernseher übertragen.
Grete fand schnell etwas, was sie heute, an diesem so entspannten Sonntag, richtig genießen konnte. "Hotel Adlon" eine Familienchronik in drei Teilen mit Heino Ferch. Den mag sie nämlich. Und sie mag Familienchroniken. Und Drama. Und an solchen Tagen auch herzzerreißende Lovestories. Die drei Teile boten der Grete die volle Packung aus Freude, Liebe und Leid. Zwischendurch trank sie Zitronenlimonade, knabberte Gemüse,
Weitere Kostenlose Bücher