Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
wie sie selbst.
Obacht! Gefährlich! Lieschen sagt nur: Zwangspsychiatrisierung! Herr Mollath und viel zu viele andere lassen grüßen. Seit Kurzem weiß die Liese, dass das in Deutschland erlaubt ist. Jeder kann zwangspsychiatrisiert werden. Jeder! Ist von der Regierung beschlossen worden. Spät am Abend, als nur noch wenige Abgeordnete im Raum waren. Aber Mehrheit ist Mehrheit. Völlig egal wie sie zustande gekommen ist. Gesetz ist Gesetz und Recht ist nicht mehr unbedingt Recht. Das auf Freiheit kann einem also einfach entzogen werden. Auch ohne Vergehen. Einfach mittels einer Diagnose. Wenn die Argumente für den Einschluss in der Psychatrie ausgehen, reicht dann für die Nichtentlassung mangelnde Einsicht des Patienten in seine Krankheit. All das hat das Lieschen in den letzten Tagen erfahren und steht seitdem unter Schock, der durch den heutigen Tagesbericht von der Grete noch verstärkt wird.
Ihre Gedanken drehen sich. Im Kreis und wieder zurück. Wenn das stimmt, was die Grete heute über die Normalität berichtet hat, na dann: Prost Mahlzeit. Dann ist die Liese nicht normal. Und nicht normal ist ja verrückt. Und verrückt wird von den Normalen ja gerne mal behandelt. Allerdings wohl nicht, ohne dass der Verrückte einem Normalen im Weg steht. Wenn sich das Lieschen ruhig verhält passiert wohl nix.
Wenn sie aber vielleicht den Versuch macht, irgendeinen normalen Betrug aufzudecken, also irgendetwas anzeigen möchte, was all die Normalen normalerweise in gegenseitigem Einverständnis intern zur Norm erklären und sich damit haarscharf an Gesetzen vorbei, auch den in der Nacht beschlossenen oder noch nicht aufgehobenen, bereichern wollen, dann ist das Lieschen in Gefahr.
Nicht normal werden sie vielleicht sagen. Einen Gutachter werden sie in den eigenen Reihen sicher rasch finden und dann hat die Liese von einem Moment auf den anderen nicht mal mehr Hofgang und eine vergitterte Aussicht.
"Normal" werden die wenigen sagen, die von Lieschens Aufenthalt in der Psychiatrie erfahren. Nichts werden die meisten dazu sagen, die nämlich niemals davon erfahren. Und dicht werden die halten, die von der vereitelten Anzeige profitieren.
Lieschen hat sich nun in extreme Rage gedacht und hält sich die Hände abwechselnd vor den Mund und an den Kopf. Sie wird die Grete warnen müssen. Nicht dass sie der Susi mal im Weg steht.
Euer Lieschen
Dienstag, 6. August 2013
Von Camillo, klappernden Scheren und farblosen Augenbrauen
Einmal im Monat lässt sich das Fräulein Grete Meier die Haare schneiden. Von der Sonja. Die hat nämlich einen mobilen Friseursalon und besucht die Grete zum Haareschneiden zuhause. Super praktisch, findet die Grete. Und so richtig gemütlich. Die Sonja ist nämlich eine wirklich liebe Person. Mit der hält die Grete gerne ein Schwätzchen, so zwischen Scherengeklapper und Kaffeetassen. Heute war es dann auch mal wieder soweit. Pünktlich um 16.00 Uhr stand Sonja in Gretes Küche. Die Grete nimmt sich den Nachmittag extra dafür frei. Überstunden hat sie immer genug. Wieder so ein Ritual würde das Lieschen wohl sagen. Aber Grete mag das. Und sie spart noch Geld dabei. Denn der Haarschnitt bei der Sonja ist günstiger als im Salon. Von Sparen versteht die Grete was. Da guckt sie sich auch öfters beim Lieschen was ab.
Mit ihren Haaren ist die Grete sehr eigen. Jeden Tag werden sie gewaschen und geföhnt. Alles muss perfekt sitzen. Jedes noch so kleine Haar, sozusagen. Ansonsten ist mit der Grete nicht gut Kirschen essen. Schminke muss nicht (außer Wimperntusche) aber die Haare, die Haare müssen gepflegt aussehen. Und deshalb wird auch regelmäßig geschnitten. Von der Sonja. Die weiß nämlich ganz genau wie Gretes Haarschnitt sein muss. Und macht das seit Jahren wirklich gut.
Wenn Sonja dann wieder weg ist, färbt sich das Fräulein Grete Meier die Haare. Das macht sie selbst. Da darf noch nicht mal die Sonja ran. Die Grete hat viel zu viel Angst vor einem Ergebnis, dass nicht ihren Wünschen entspricht. Früher hat sie oft die Haarfarbe gewechselt. Da macht sie schon lange nicht mehr. Braun deckt am besten graue Haare ab. Nachdem die Grete das festgestellt hat, ist sie bei der Farbe geblieben. Schokoladenbraun.
Seitdem die Grete allerdings diesen Farbton für sich entdeckt hat, mäkelt die Sonja einmal im Monat an der Grete rum. "Du musst auch deine Augenbrauen dazu passend färben, die sehen ja völlig farblos aus. So sieht doch jeder gleich, dass du dir die Haare färbst."
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