Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
war oder von einem Schiff aus die Loreley bewundert hat, wurde die Heidi kleinlaut. Kannte sie nicht, hatte sie nicht. Und das musste sie jetzt zugeben.
"Siehste", sagte der Eido, "du brauchst gar nicht nach Ägypten. Und hier kannst du dir auch ganz sicher sein, dass es keinen Mursi gibt, der dir den Urlaub versauen wird."
Das leuchtete der Heidi dann endgültig ein. Sie beschloss nächste Woche im Reisebüro nach einer Umbuchung zu fragen. Kostenlos natürlich, wegen dem Mursi. Flusskreuzfahrten wird es ja wohl auch hier geben. Grete pflichtete ihr bei, der Chef bot sich an bei der Auswahl der Angebote zu helfen, Berta überlegte mitzufahren und Eido versicherte der Heidi, dass es all inclusiv auch in Deutschland gibt. Nur die Susi zeigte allen einen allgemein gehaltenen Vogel in die Runde.
"Ich fahr nach Barcelona. Basta!"
Gruß vonner Grete
Genug ist genug!
Heute hat Lieschen keine Lust zu schreiben. Nix über Urlaub und nix über Urlaubsländer in denen Krieg herrscht. In Lieschen selbst herrscht Krieg. Sie ist wütend. Zum 100sten Mal wütend über ein und dieselbe Sache. Sie trifft klare Verabredungen mit der verhuschten Nachbarin und die versetzt sie. Nicht einmal. Nicht zweimal. Dutzende Male. Bereits über Jahre. Nicht, dass sie irgendetwas daraus lernen würde. Nein. Immer wieder glaubt sie, diesmal wird es anders. Diesmal wird sie sich an die Verabredung halten und Lieschen nicht warten lassen. Immer wieder ist die Liese guten Glaubens. "Wie blöd von mir. Wie unsagbar blöd von mir", ruft sie immer wieder in den Raum, in dem nur sie sich befindet und haut sich mit jedem Mal ein bisschen stärker und insgesamt wesentlich zu stark an den eigenen Kopf.
Wie oft hat die Dame aus der Nachbarschaft schon gesagt "Ich melde mich nachher nochmal" und hat es nicht getan. Auch nicht am nächsten Tag. Wie oft hat sie gesagt "Wenn es später wird, melde ich mich" und es nicht getan. Wie oft hat sie Nachrichten nicht beantwortet. Lieschen ist naiv. Sie hält sich in solchen Situationen bereit. Sie glaubt den Menschen. Auch wenn sie weiß, dass die sich oft nicht vorstellen können, dass jemand ihre Aussagen ernst nimmt. Vermutlich weil sie es selbst nicht tun.
Sie weiß, dass das nicht aus bösem Willen geschieht. Sie weiß, dass die Frau Nachbarin zu viel zu tun hat um sich um solchen Kleinkram zu kümmern wie Lieses Wartezeit. Sie weiß, dass sie es einfach vergisst. Vielleicht weil sie es nicht so wichtig findet. Aber Liese möchte so nicht behandelt werden. Und noch wichtiger. Lieschen will sich nicht länger selbst so behandeln.
Sie selbst ist so gestrickt, dass sie, wenn sie mit anderen Menschen Verabredungen trifft, sich daran hält oder rechtzeitig Bescheid sagt, dass sie sich nicht daran halten kann, will oder wird. Dann weiß der andere Bescheid und hat seine eigene Zeit wieder für sich zur Verfügung und/oder die Möglichkeit, mit der Liese zu verhandeln und möglicherweise was anderes zu verabreden. Das ist nämlich kein Problem. Die Liese ist super in Verhandlungen.
Beim nächsten Mal wird sie sagen "Das war‘s. Lange genug probiert." Wird die Nachbarin das verstehen? Nein. Glaubt die Liese. Muss sie es ihr deshalb erklären? Und wenn ja, wie oft noch?
Lieschen will sich nicht mehr fragen, ob SIE einen Fehler gemacht hat, wenn sie versetzt wird. Lieschen will nicht mehr dauernd Verständnis für die anderen aufbringen, aber für sich selbst nicht. Sie möchte mit Respekt behandelt werden und sie möchte es mit Menschen zu tun haben, auf die sie sich verlassen kann. In Zukunft will sie keinen Krieg mehr führen, weder gegen andere noch gegen sich selbst. Wenn es wieder vorkommt, wird sie sich zurückziehen, die Liese. Genug ist genug, sagt sie sich jetzt in bereits fast gewohnter Ruhe. Die Wut ist verflogen. Die Erkenntnis bleibt.
Oder ob sie das alles zum hundertsten Mal vergessen und so wie Gretes Susi einen Shoppingtrip in fernen Landen planen soll? Konsumieren lenkt ja so schön ab. "Aber nein!" sagt die Liese. "Genug ist genug und ohne Krieg im Inneren ist es zu Hause so schön wie überall."
Euer Lieschen
Samstag, 17. August 2013
Von Sonne, Garnelen und einer Notarztpraxis
Fix und fertig ist das Fräulein Grete Meier. Ratsch am Arsch. Gleich muss sie das Lieschen anrufen, erst noch eine Zigarette. Zur Beruhigung. Dabei hatte der Tag doch so gut angefangen.
Die Grete hat wie immer die Wohnung auf Vordermann gebracht. Heute besonders schnell, ganz ohne Zigarettenpäuschen.
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