Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
mit kleinen Papierkügelchen traktierte. Stolz wie Bolle, wenn er mal traf.
"Was is nu?", wurde sie von Susi unterbrochen. "Bringste nun dem Chef den Tee, oder soll ich das machen?" Grete war sofort wieder bei der Sache. Schnell scheuchte sie Susi aus der Gemeinschaftsküche. Der Tee wanderte in den Ausguss und nach ein paar Minuten waberte köstlicher Kaffeegeruch über den Flur. Besser is, dachte Grete und schob resolut die Tür zum Chefzimmer auf.
Lieschen, dachte sie später noch, Lieschen muss das auch wissen. Die trinkt doch auch immer irgendwelche Kräutertees.
Gruß vonner Grete
Lieschen hat soooo einen Hals!
Und wieder eine Warnung! Iss das nicht, trink das nicht, meide das und tu das! Jeder Depp hält sich im Namen der Wissenschaft für einen Experten und die Übelsten unter ihnen suchen und finden die Möglichkeit, ihre Erkenntnisse als Hiobsbotschaften unter die Leute zu bringen. Und jetzt machen sie der lieben Grete auch noch solchen Kummer!
Wie sehr wünschte die Liese nun, das Ignorieren nicht beendet zu haben. "Kräutertees sind krebserzeugend!!!" in Riesenlettern. Den Umstand mit den hohen Dosen, die 3! Menschengruppen meiden sollten, liest dann schon keiner mehr. In der Folge brechen die Umsätze der Kräuterteebranche ein, ein komplettes Kräuteranbauverbot wird in Brüssel bereits diskutiert, die Herren der Kaffeebranche reiben sich die Fingerchen, weil ihr Plan prima aufgegangen ist und Lieschen hat "sooooo einen Hals".
Was kommt als nächstes, falls doch noch geringe Dosen von Kräutertees verkauft werden und der Ersatz-Kaffee-Umsatz nicht genügend in die Höhe schnellt? Was verbreiten sie dann? Riesenfotos vom ersten Kräuterteekrebstoten in allen Zeitungen? Experteninterviews in den Tagesthemen und allen vergleichbaren Sendungen? Jubelschreie der Herren und Damen der Pharmaindustrie, die einen Impfstoff aus dem Ärmel zaubern, den sie zufällig in großen Mengen vorrätig haben? Hochwichtig schauende Politiker, die auf dringende Empfehlung der Pharmariesen in einsdreißig ebenso dringend flächendeckende Impfungen empfehlen?
"Was folgt dann?" fragt Lieschen ihren Hermann sehr, sehr laut und bestimmt, vergessend, dass er weder weiß worum es geht, noch irgendetwas damit zu tun hat. Sein erstaunter und wie immer klarer offener Blick bringt sie wieder auf den Boden, erinnert sie an die Notwendigkeit einer ruhigen Atmung für ein friedliches Leben und stoppt die Fokussierung auf diesen Gedankenhurrikan, dem sie vermutlich auch noch mal nachweisen, krebserregend zu sein.
Dass wieder viel zu viele Menschen die Notwendigkeit einer Impfung glauben und genau das für ihre geliebte Sicherheit ihren Körpern antun werden, denkt unser Lieschen dann viel langsamer und sehr still. Schließlich will sie keinen Herzinfarkt verursachen, den dann, der den Tod feststellende Arzt fälschlicherweise als Todesursache in den Schein eintragen würde.
"Todesursache ist IMMER die Geburt! Nix anderes!" erklärt sie zum hundertsten Mal ihrem geduldigen, immer noch nicht über das Thema informierten Hermann und brüht sich einen Baldriantee. Sicher ist sicher.
Euer Lieschen
Dienstag, 16. Juli 2013
Was für ein Tag
Heute war viel los bei Fräulein Grete Meier im Büro und überhaupt. In der Frühstückspause (Ja, die gibt es noch in Gretes Firma!) wurden ihr die Themen des Tages nur so um die Ohren geklatscht. Fast schon wörtlich genommen, denn der Chef hatte Fliegenklatschen gekauft, nur so zur Vorsicht. Mückenplage kommt, sagt er. Susi stand an der Tür und hielt jedem, der die Gemeinschaftsküche betrat, Bilder von ausgemergelten Pferden unter die Nase. Ob er wollte oder nicht. Die Grete wollte nicht. Sie kann so etwas nicht gut sehen, da leidet sie immer schrecklich mit. Berta Kalt debattierte heftig mit dem Chef über die Pensionen, die so viel schneller steigen als die Renten. Simon, seines Zeichens Azubi in der kleinen, aber feinen Werbeabteilung, patschte mal wieder hochkonzentriert mit seinen Fingern auf dem Display seines Smartphones herum. Na, hoffentlich passt der auf, was er da so schreibt und wo er seine Likes hinterlässt, kam es von der Heidi Seelig. Dabei tippte sie mit ihren rotlackierten Kunstnägeln der Grete auf den Arm. Heutzutage ist das ja geradezu gefährlich. Das Fräulein Grete Meier passt nie auf. Ich habe nichts zu verbergen, tönt sie immer, sollen die nur ruhig kommen. Die Grete sieht das alles nicht so eng. Spionage gab es schon immer, heute eben mit anderen und
Weitere Kostenlose Bücher