Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
einreichen. Aber ein verwackeltes Foto und ein verwackelter Plan kann unsere Liese ja nicht wirklich erschüttern oder aus der Bahn werfen. Sie kann ja malen. Und das wirklich nicht schlecht. Findet sie jedenfalls selbst. Gedacht. Gefragt. Getan. Grete holte Papier und ein paar Buntstifte. Lieschen malte und Grete entspannte sich Gottseidank offensichtlich beim Zuschauen.
Als das wunderbare Samstagskaffeebeweisbild fertig war, hatten sie die Riesenkekseschüssel fast leer gegessen und Grete war bereits nah dran, die Tränen, die sie über die schrecklichen Kriegsbilder vergossen hatte, zu vergessen und stattdessen fast beinahe zu lachen. Lieschen schaute sich den Kampf der Freundin, die mittlerweile schon nahezu entspannt im Stuhl saß, in Ruhe an und stimmte froh mit ein. Sie selbst kann sich über ihre "Gemälde" sowieso kaputtlachen. Natürlich weiß sie, dass sie über das Kindermalstadium niemals hinaus gekommen ist. Aber das, genau das, findet sie ja so kunstvoll an ihren Werken. Als sie das dann nochmal erklärte, lachte auch die Grete schallend und verputzte die restlichen Kekse. Sie gefielen sich auf dem Bild. Das Wesentliche kommt deutlich hervor. Da waren sie sich einig.
Und es ist ein friedliches Bild. Nicht nur auf dem Papier. Und sie waren dankbar. Beide. Über ihr friedliches Leben. Über ihr Leben in Deutschland, das wohl noch keinen Friedensvertrag hat, aber ein Land ist, in dem zurzeit kein Krieg herrscht.
Sie trauten sich, den momentanen Frieden zu genießen, obwohl es in anderen Teilen der Welt Krieg gibt. Darauf haben sie keinen Einfluss. Auf ihren eigenen Gemütszustand schon. Über Krieg oder Frieden in ihrem Inneren und über Krieg oder Frieden in ihrem kleinen Umfeld haben sie einen Einfluss.
Feierlich beschlossen sie, auf den Frieden und die Freude das größere Augenmerk zu legen als auf Krieg und Hass. Hätte es noch Kekse gegeben, sie hätten sie zur Besiegelung gegessen.
Euer Lieschen
Sonntag, 25. August 2013
Das Fräulein Grete Meier rockt
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. War schon immer so, ist immer so und wird auch immer so bleiben. Das Fräulein Grete Meier streitet wegen sowas also nie. Sie hat ihren eigenen Geschmack, wie das Lieschen, und lebt ihn auch. Manchmal allerdings nur für sich alleine. Nicht weil sie sich dafür schämt. Nein, nur weil eben manchmal keiner da ist, mit dem sie ihn teilen kann. Denkt die Grete. Na, heute wurde sie dann eines Besseren belehrt.
Sonntags geht die Grete gern auf Flohmärkte. Nein, sie sammelt nichts. Die Zeiten von der Jagd nach Parfümminiaturen, die dann in diversen Glasvitrinen verstauben, sind längst vorbei. Grete mag einfach die nostalgische Atmosphäre, das Bunte und auch manchmal Laute dieser Märkte. Die Grete meidet allerdings jene, auf denen Händler massenweise Rasierklingen, bunte Tücher und Haarschmuck anbieten. Neuware, billiger Kitsch, zu natürlich absoluten Sonderpreisen. Das mag sie nicht. Flohmarkt ist Trödel, alter Tand und Opas Ölgemälde im Eichenrahmen. Grete bummelt dann, und das macht sie wirklich am liebsten alleine, ganz langsam von Stand zu Stand, schaut sich dies an und das, hält manchmal ein Schwätzchen mit dem Besitzer, erfährt so manche krude Geschichte von den Dingen, die dort auf den Tischen liegen, und erfreut sich ansonsten still des Lebens.
Allerdings sind diese, für Grete echten, Flohmärkte rar. So musste sie sich auch heute Morgen, in aller Frühe, in ihr Autochen setzen und eine gute Stunde fahren. Grete genießt solche Sonntagsfahrten. Die Straßen sind noch leer, niemand zeigt ihr den Mittelfinger, weil sie nicht schneller als 80 km/h über die Landstraße fährt, und niemand sieht was die Grete im Auto so treibt. Grete würde es zwar nichts ausmachen, wenn es jemand sieht, aber so ist es ihr lieber. Grete singt nämlich gerne beim Autofahren. Aus vollem Hals. Und spielt Schlagzeug auf ihrem Lenkrad. Lieblingssender WDR 2 und das volle Kanne. Also laut. So laut es eben geht. Gretes Auto besitzt nämlich nur ein einfaches Radio mit Kassettendeck. Grete mag Musik, vor allem die Musik aus ihrer Jugendzeit. Auch einiges von heute, aber da kennt sie meist nicht mal den Namen der Bands oder Sänger. WDR 2 spielt alles. Altes und Neues. Die Grete ist stolz, dass sie meist bei den ersten Klängen eines Songs schon den Titel weiß. Und den Interpreten. Natürlich nur bei den Songs aus ihrer Zeit.
Einmal hat sie die Susi nach Hause gefahren und während der Autofahrt
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